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            Knecht Rupr echt
            Von drauss’ vom Walde komm ich her;                 Ich soll nur noch in diese Stadt,
            Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!           wo’s eitel gute Kinder hat.”
            Allüberall auf den Tannenspitzen                    — “Hast denn das Säcklein auch bei dir?”
            sah ich goldene Lichtlein sitzen;                   Ich sprach: “Das Säcklein, das ist hier:
            Und droben aus dem Himmelstor                       Denn Äpfel, Nuss und Mandelkern
            sah mit grossen Augen das Christkind hervor;        essen fromme Kinder gern.”
            Und wie ich so strolcht’ durch den finstern Tann,   — “Hast denn die Rute auch bei dir?”
            da rief’s mich mit heller Stimme an:                Ich sprach: “Die Rute, die ist hier;
            “Knecht Ruprecht”, rief es, “alter Gesell,          Doch für die Kinder nur, die schlechten,
            hebe die Beine und spute dich schnell!              die trifft sie auf den Teil, den rechten.”
            Die Kerzen fangen zu brennen an,                    Christkindlein sprach:” So ist es recht;
            das Himmelstor ist aufgetan,                        So geh mit Gott, mein treuer Knecht!”
            Alt’ und Junge sollen nun                           Von drauss’ vom Walde komm ich her;
            von der Jagd des Lebens einmal ruhn;                Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
            Und morgen flieg ich hinab zur Erden,               Nun sprecht, wie ich’s hier innen find!
            denn es soll wieder Weihnachten werden!”            Sind’s gute Kind, sind’s böse Kind?
            Ich sprach: “O lieber Herre Christ,
            meine Reise fast zu Ende ist;                                                Theodor Storm (1817–1888)
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             Die heiligen dr ei Könige
            Die heiligen drei Könige aus Morgenland,
            sie frugen in jedem Städtchen:
            Wo geht der Weg nach Bethlehem,
            ihr lieben Buben und Mädchen?
            Die jungen und Alten, sie wußten es nicht,
            die Könige zogen weiter;
            sie folgten einem goldenen Stern,
            der leuchtete lieblich und heiter.
            Der Stern blieb stehn über Josephs Haus,
            da sind sie hineingegangen;
            das Öchslein brüllte, das Kindlein schrie,
            die heiligen drei Könige sangen.             Heinrich Heine (1797–1856)
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          Weihnachten
            Markt und Straßen stehn verlassen, still erleuchtet jedes Haus,
            Sinnend geh ich durch die Gassen, alles sieht so festlich aus.
            An den Fenstern haben Frauen buntes spielzeug fromm geschmückt
            Tausend Kindlein stehn und schauen, sind so wunderstill beglückt.
            Und ich wandre aus den Mauern bis hinaus ins freie Feld,
            Hehres Glänzen, heilges Schauern! Wie so weit und still die Welt!
            Sterne hoch die Kreise schlingen, aus des Schnees Einsamkeit
            Steigts wie wunderbares Singen - O du gnadenreiche Zeit!

            Joseph von Eichendorff (1788–1857)

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  • 1. www.frohe-weihnachtszeit.com Knecht Rupr echt Von drauss’ vom Walde komm ich her; Ich soll nur noch in diese Stadt, Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! wo’s eitel gute Kinder hat.” Allüberall auf den Tannenspitzen — “Hast denn das Säcklein auch bei dir?” sah ich goldene Lichtlein sitzen; Ich sprach: “Das Säcklein, das ist hier: Und droben aus dem Himmelstor Denn Äpfel, Nuss und Mandelkern sah mit grossen Augen das Christkind hervor; essen fromme Kinder gern.” Und wie ich so strolcht’ durch den finstern Tann, — “Hast denn die Rute auch bei dir?” da rief’s mich mit heller Stimme an: Ich sprach: “Die Rute, die ist hier; “Knecht Ruprecht”, rief es, “alter Gesell, Doch für die Kinder nur, die schlechten, hebe die Beine und spute dich schnell! die trifft sie auf den Teil, den rechten.” Die Kerzen fangen zu brennen an, Christkindlein sprach:” So ist es recht; das Himmelstor ist aufgetan, So geh mit Gott, mein treuer Knecht!” Alt’ und Junge sollen nun Von drauss’ vom Walde komm ich her; von der Jagd des Lebens einmal ruhn; Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! Und morgen flieg ich hinab zur Erden, Nun sprecht, wie ich’s hier innen find! denn es soll wieder Weihnachten werden!” Sind’s gute Kind, sind’s böse Kind? Ich sprach: “O lieber Herre Christ, meine Reise fast zu Ende ist; Theodor Storm (1817–1888)
  • 2. www.frohe-weihnachtszeit.com Die heiligen dr ei Könige Die heiligen drei Könige aus Morgenland, sie frugen in jedem Städtchen: Wo geht der Weg nach Bethlehem, ihr lieben Buben und Mädchen? Die jungen und Alten, sie wußten es nicht, die Könige zogen weiter; sie folgten einem goldenen Stern, der leuchtete lieblich und heiter. Der Stern blieb stehn über Josephs Haus, da sind sie hineingegangen; das Öchslein brüllte, das Kindlein schrie, die heiligen drei Könige sangen. Heinrich Heine (1797–1856)
  • 3. www.frohe-weihnachtszeit.com Weihnachten Markt und Straßen stehn verlassen, still erleuchtet jedes Haus, Sinnend geh ich durch die Gassen, alles sieht so festlich aus. An den Fenstern haben Frauen buntes spielzeug fromm geschmückt Tausend Kindlein stehn und schauen, sind so wunderstill beglückt. Und ich wandre aus den Mauern bis hinaus ins freie Feld, Hehres Glänzen, heilges Schauern! Wie so weit und still die Welt! Sterne hoch die Kreise schlingen, aus des Schnees Einsamkeit Steigts wie wunderbares Singen - O du gnadenreiche Zeit! Joseph von Eichendorff (1788–1857)