2. Situation in Salzburg Anfang 80er
• Anfang der 80er Jahre:
– Ölkrisen 1973 und 1979 warfen Fragen nach der
Sicherheit der Energieversorgung auf:
• Abhängigkeit Salzburgs von Energieimporten
überdurchschnittlich hoch:
Salzburg 84%, Österreich 63%
• Anteil flüssiger Brennstoffe am Gesamt-energieverbrauch:
Salzburg 63,5%, Österreich 45,5%
– Arbeiten am Energieleitbild 1985 begannen 1982
Quelle: Energieleitbild 1985, S. VII.
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4. Zielverfehlung Energieleitbild 1985
Endenergieverbrauch in Salzburg
70.000
60.000
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
0
1981 Real 1996 Prognose Szen. A Szen. B Szen. C 1996 Real
Quellen: Energieleitbild 1985 und Energiebilanz Salzburg 1996
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5. Energieleitbild 1997
• Neue Rahmenbedingungen:
– Beitritt Österreichs zur EU 1995
– Hinzunahme von Klimaschutzzielen, Ziele zur Reduktion
der Emission von Treibhausgasen
• Vier Grundsätze:
– Sicherung der Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen, Vollzug
umfassenden Klima- und Umweltschutzes, Sparsame
Nutzung von Ressourcen, breite Partizipation
• Neues Ziel:
– Reduktion der CO2-Emissionen bis 2005 um 20% (Basisjahr
1988), entspricht Toronto Ziel
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6. Zielverfehlung Energieleitbild 1997
Prognosen und realer Endenergieverbrauch
Energetischer Endverbrauch Prognosen für 2011 Energetischer Endverbrauch Real
80.000
70.000
60.000
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
0
Szenario Szenario I Szenario II Szenario III 1994 1999 2004 2010
Status Quo
Prognosen Energieleitbild 1997 für 2011 Reale Daten (aus Energiebilanzen)
Quelle: Energieleitbild 1997 und Energiebilanz Salzburg 2010
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7. Fazit aus allen Strategiepapieren
• Sanierungsrate bei bestehenden Gebäuden muss
erhöht werden
• Maßnahmen zur Einschränkung des
Individualverkehrs und zur Förderung des Fußgänger-
Rad- und öffentlichen Verkehrs sind notwendig
• Generell: Nur ein Bündel einschneidender
Maßnahmen in allen Bereichen ermöglicht
Erreichung von Energie- und Klimaschutzzielen
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8. 2. Neue Ziele für Salzburg 2020-2050
LR Blachfellner/LR Eisl
• 2020: 50% Anteil erneuerbarer Energie
- 11% Energieverbrauch (2009-2020)
- 30% Emissionen aus Treibhausgasen
• 2030: 65% Anteil erneuerbarer Energie
-20% Energieverbrauch
• 2040: 80% Anteil erneuerbarer Energie
• 2050: 100% Anteil erneuerbarer Energie
16.01.2013 Grüner Tisch - Erich Mild: Energiepolitische Ziele Salzburgs 8
9. ?
Wie realistisch sind diese neue Ziele?
Was bedeuten Sie für das erste Teilziel
bis 2020?
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10. ClimReg Studie 2012
• Zielerreichung 2020 erfordert
Senkung des Energieverbrauchs um 11 Prozent,
von 72.097 TJ (2009) auf 64.157 TJ
UND
Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien auf 50%,
von 29.094 TJ (2009) auf 33.148 TJ, das bedeutet z.B.
- Bau von 100 Windrädern UND
- Bau von 4 großen Wasserkraftwerken UND
- Ausbau der Förderfälle Solarenergie um 600% UND
- Ausbau der Förderfälle Biomasse um 200%
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11. 3. Ein positives und zwei negative Beispiele
• + Zuschlagsmodell der Wohnbauförderung Neubau
• - Sanierungsraten für Gebäude-Altbestand
• - Motorisierter Individualverkehr und Raumordnung
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14. Sanierungen
Verbal sehr wichtig, finanziell ein Randthema:
7% der Fördermittel 1989-2006 für die Sanierung
• Quelle: e7: Instrumente zur Erreichung der Klimaschutzziele im Salzburger Wohnbau, Wien 2008, S. 12
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15. Verkehr – Raumordnung
• Versäumnisse der Raumordnung erzwingen Steigerung
des motorisierten Individualverkehrs
• Zersiedelung legt langfristige Entwicklungspfade
• Beispiel Siedlungsentwicklung – Öffentlicher Verkehr
– Sinnvolle Ziele Anfang der 90er Jahre geraten in Vergessenheit
– 2010: LR Blachfellner ergreift Initiative für Suche nach
Wohnbaugründen in der Nähe Öffentlichen Verkehrs, erhält VCÖ-
Preis.
• Aber: Verfügbarkeit der Gründe problematisch, Eingriffe
in Freiheit des Eigentums heikel
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17. (Enge) Spielräume regionaler Energiepolitik
Quelle: Austrian Energy Agency: Möglichkeiten der Bundesländer zur Beeinflussung der THG-Emissionen. Wien, Juli 2009. S. 2
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18. Pfadabhängigkeiten
• Langfristige Pfadabhängigkeiten ergeben sich z.B.
durch
– Zersiedelung
– lange Amortisationszeiten bei Investitionsentscheidungen
(z.B. beim Ersatz eines alten Heizkessels).
– Hohe Investitionen in Skigebiete
• Ein Pfadwechsel erzeugt eine gewisse Unsicherheit
und erfordert durch einen Systemwechsel meist
höhere Anfangsinvestitionen.
• Quelle: Kukartz, Udo: Klimabewusstsein in Europa: Liegt Deutschland vorne? In: Jahrbuch Ökologie 2011, S. 128-137.
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19. Politikblockaden
• Politische Eliten gönnen sich gegenseitig keine Erfolge,
blockieren sich gegenseitig, teilweise im Zusammenspiel
mit der Verwaltung
• Blockade von Windkraftprojekten in Salzburg seit 12
Jahren an allen konkret möglichen Standorten
• Vetomacht organisierter Lobbys: Auf EU-Ebene blockierte
die Autoindustrie jahrelang Vorgaben für
Emissionsreduktionen und hielt selbst eingegangene
Verpflichtungen nicht ein.
• Quelle: Kukartz, Udo: Klimabewusstsein in Europa: Liegt Deutschland vorne? In: Jahrbuch Ökologie 2011, S. 128-137.
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20. Mängel im Vollzug
• Mangelhafte oder nur teilweise Umsetzung, z.B.:
– Keine Evaluierung des Zuschlagspunktemodells im
Gemeindeausgleichsfonds (GAF)
– Überprüfung der Energieausweise durch die Gemeinden
– Überprüfung der Durchführung der Inspektion von
Heizungsanlagen
– Energiebuchhaltung bzw. Energie-Contracting Projekte bei
öffentlichen Gebäuden
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21. Delegation von Verantwortung –
(fast) alle sind für Klimaschutz
• Bei Umfragen großes Problembewusstsein vorhanden,
konkretes Engagement der BürgerInnen jedoch bisher
bescheiden.
• Gewöhnung an symbolisches Handeln/Schönreden.
• Fazit: „Wer ambitionierte Reduktionsziele hat, der
sollte hiervon nicht zu viel auf die Bürgerinnen und
Bürger verlagern.“*
• * Quelle: Kukartz, Udo: Klimabewusstsein in Europa: Liegt Deutschland vorne? In: Jahrbuch Ökologie 2011, S. 128-137.
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22. Strukturelle Barrieren
• Im Zentrum der politischen Entscheidungen, der
Investitionen und der Verteilung von Fördergeldern steht
nach wie vor das Konzept eines quantitativen
Wirtschaftswachstums.
• Die dominante politische Strategie setzt nicht auf einen
Umbau der Strukturen, sondern auf eine Regulierung der
Krisen, um so weitermachen zu können wie bisher.
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23. Was wurde bisher erreicht?
• Senkung des Energieverbrauchs? NEIN
• Senkung der CO2-Emissionen? NEIN
• Erhöhung des Anteils
erneuerbarer Energien? JA
• Substitution fossiler Energien? Teilweise
„Bildlich gesprochen: Wir haben uns von Salzburg auf den Weg
nach München gemacht – und stehen derzeit in Amstetten.“*
* Eisl, Sepp: Energiestrategie für Österreich, in: energy 3/2006, S. 8.
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24. Fazit
• Weitermachen wie bisher ist –
trotz einiger Erfolge in Teilbereichen –
zu wenig.
• Zukunftsfähige Energie- und
Klimaschutzpolitik
muss vom Rand in das Zentrum wirtschafts-
und gesellschaftspolitischen Handelns rücken!
16.01.2013 Grüner Tisch - Erich Mild: Energiepolitische Ziele Salzburgs 24
25. Offene Fragen
• Wie kann zukunftsfähige Energie- und
Klimaschutzpolitik sozial verträglich gestaltet werden?
• Wie kann die Wirtschaft für den notwendigen
Strukturwandel gewonnen werden?
• Wie kommen wir von folgenlosen Studien zu einer
angewandten Transformationsforschung?
• Wie kann das Know-How der Salzburger „Pioniere des
Wandels“ für eine Trendwende genutzt werden?
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26. Publikationen
– Energie-, Klimaschutz- und Umweltpolitik in Salzburg 1989-2004. In: Dachs,
Herbert/Dirninger, Christian/Floimair, Roland (Hg.): Übergänge und Veränderungen. Salzburg
vom Ende der 1980er Jahre bis ins neue Jahrtausend. Wien, Böhlau Verlag 2013, S. 601-658.
– Energiepolitische Ziele Salzburgs: Ambitionierte Pläne und praktisches Scheitern. JBZ
Arbeitspapiere 21, Salzburg, November 2012.
– Augeneder, Silvia et al.: Diese Entwicklungen werden Salzburg bis 2030 prägen (Kapitel 4 –
Klimawandel). In: JBZ Arbeitspapiere 9, Salzburg, November 2011.
– Salzburger Raumwärmepolitik – Macht und Ohnmacht regionaler Energie- und
Klimaschutzpolitik. In: Salzburger Jahrbuch für Politik 2010, S. 159-178.
– Salzburger Raumwärmepolitik – Die Wohnbauförderung als Instrument erfolgreicher
Energie- und Klimaschutzpolitik. Salzburg, Diplomarbeit 2008.
Rückfragen und Anmerkungen bitte an: Mag. Erich Mild, 0676 540 00 30
erich.mild@gmx.at
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27. Einladung zum nächsten Vortrag
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