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LONG HELLO AND SHORT GOODBYE. DREHBUCH DER DEUTSCHEN FAS-
SUNG: MARTIN RAUHAUS UND JEFF WINTER.
1. VILLA/TITELSEQUENZ INNEN/NACHT
Die Lichter der Großstadt fallen durch heruntergelassene Jalousien.
In schwarzweißen BALKEN fällt das Licht in einen großen Raum.
Zuerst erkennt man nicht viel:
Eine Couch, einen reich verzierten Tisch, eine Porzellanvase und mehrere Skulpturen. Ein paar
Bilder an den Wänden.
Sämtliche Einrichtungsgegenstände wirken edel, tragen aber gleichzeitig den hautgout von
Nepp. Etwa wie die Pappmachéskulpturen vor „CESAR’s PALACE“.
Die KAMERA läßt einen Blick VON OBEN in den Raum zu. Von dort sieht man mehr als
Möbel und Vasen:
Ein Glastisch wurde von einem TOTEN MANN IN EINEM SMOKING zerschmettert.
Scherben liegen in einer Blutlache. Einer der Stühle ist umgekippt und läßt ein Paar Beine, die
zu einer TOTEN FRAU gehören, merkwürdig hochstehen. Wenn man ihre Beine außer Acht
lassen würde, könnte man meinen, sie wollte sich in einem zurückgekippten Stuhl entspannen.
Aber dann müßte man auch die roten Löcher in ihrem Abendkleid ignorieren, und das Blut.
Eine LANGHAARIGE JUNGE FRAU, GEKLEIDET WIE FÜR EINEN HEISSEN
SOMMERTAG, liegt bäuchlings auf dem Teppich. Reglos.
KAMERAFAHRT über die Verwüstung, die Toten.
Bis wir eine BEWEGUNG sehen.
Ein Bein bewegt sich, und man hört ein SCHMATZENDES GERÄUSCH, als es sich von
einer Blutlache löst.
BEN stemmt sich mühsam in eine Sitzposition. Sein Kopf prallt gegen die Wand.
Ben ist SCHWARZ ANGEZOGEN. Das Schwarz ist jetzt noch dunkler, da es sich mit Blut
vollgesogen hat. Ben preßt eine Hand auf seinen Bauch. Dort scheint ein Einschuß zu sein. Und
Blut, das durch seine Finger quillt.
BEN’S P.O.V.: Der zerschmetterte Glastisch mit dem toten Mann ist ihm am nächsten. Dann
der umgekippte Stuhl mit den Beinen der toten Frau. Die andere Frau im Strandoutfit ist fast
von der Couch verdeckt. Nur ein Bein, ein nackter Arm und etwas Haar.
BEN
(zu der reglosen FRAU)
Und jetzt sage ich...:
Ben HUSTET. Sein Körper bäumt sich auf.
BEN
War das dein Plan?...
2. VOR TOR ZUR HAFTANSTALT AUSSEN/TAG
Das schwere Tor einer Schleuse öffnet sich mit einem elektronischen Summen, und BEN tritt
hinaus in einen kleinen Hof mit einem gepflegten Rasen.
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SUPERIMPOSE:
“VIER WOCHEN ZUVOR”
BEN geht Richtung Ausgang. Vor ihm das letzte Tor, das ihn von der Freiheit trennt. Es öffnet
sich langsam.
Ben geht durch das offene Tor.
BEN’S P.O.V.: Vor ihm ein paar geparkte Autos. Einer ist ein alter, orangefarbener Wagen.
Eine junge Frau sitzt auf der Motorhaube und liest in einem Comic (evtl. „ALEXANDER NI-
KOPOL“ von Enki Bilal. Oder auch „STORM/DIE CHRONIKEN AUS DER ZWI-
SCHENZEIT“ von Lodewijk/ Kelly).
MELODY hat langes Haar und sieht aus, als sei sie auf dem Weg zum Strand.
Als Ben näher kommt, richtet sie sich halb auf. Ben bleibt mit einigem Abstand vor ihr stehen
und betrachtet den Wagen.
Dann sieht er SIE an. Mit blitzenden, neugierigen Augen.
Sie macht eine unklare Geste mit der Hand.
MELODY
Hi. Du mußt der Panzerknacker sein.
BEN
Hast du das aus dem Heftchen da?
MELODY klappt ihr Comic zu.
MELODY
Dennis konnte nicht kommen.
Wird entgiftet.
Er hat Grappa mit Ecstasy gemixt.
Dann ist er zur Post.
Briefmarken kaufen.
Er mußte am Schalter Schlange stehen.
Und als er dran war, ist er einfach umgekippt.
Einen Monat lang keinen Kontakt zur Außenwelt.
Melody steht auf und steht jetzt auf der Motorhaube.
MELODY
Und jetzt willst du natürlich wissen, wer ich bin.
BEN
Nee.
MELODY
Solltest du aber.
Ich bin nämlich ‘n Bulle,
der auf dich angesetzt ist.
BEN sieht sie nur kurz an.
MELODY
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Dennis meint, wir können seine Wohnung haben.
Er hat für die nächsten drei Monate Miete bezahlt.
BEN
Und dann ist er zur Post gegangen.
MELODY
Genau. Dann ist er zur Post gegangen.
Sie verfügen über eine rasche Auffassungsgabe, junger
Mann.
BEN nimmt ihr den Autoschlüssel aus der Hand, öffnet die Fahrertür.
BEN
Dann laß uns mal zu ihm fahren.
MELODY springt von der Motorhaube, öffnet die Beifahrertür.
3. IM WAGEN INNEN/AUSSEN/TAG
BEN und MELODY im Wagen.
MELODY
Die lassen einen nicht rein.
BEN
Wir fahren trotzdem hin.
Kurzer Blick. BEN schaut freundlich, läßt aber keinen Zweifel an seiner Absicht. Er zuckt die
Achseln, läßt den Wagen an.
MELODY
Melody.
BEN
Muß ich jetzt was singen?
MELODY
Is’ mein Name. Melody.
BEN fährt los.
4. AUTO IM STADTVERKEHR INNEN/AUSSEN/TAG
MELODY
Stop.
BEN hält an.
MELODY
Du hast dich nicht umgeguckt.
BEN
Was?
MELODY
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Wenn man losfährt, dann kucken sich Gangster doch
erstmal um, ob ihnen jemand folgt.
Grundausbildung Polizeischule.
Oder sie kucken so unauffällig in den Rückspiegel, so...
Ein Moment - zwei Blicke. Dann sieht er sich kurz um.
BEN
Alles klar, uns folgt niemand.
MELODY
Super, dann können wir ja.
BEN
Ja, super.
Er fährt wieder los.
Melody versucht es mit PFEIFEN, gibt aber schnell wieder auf.
MELODY
Marlboro, Gauloises, Player’s,
Winston.
BEN sieht sie nur kurz an.
Sie öffnet das Handschuhfach - drinnen liegen Dutzende von
Packungen der erwähnten vier Marken.
MELODY
Ich meine, das hier ist die Freiheit.
Ben sieht die Schachteln an. Nimmt eine Winston und zieht sich eine Zigarette heraus. Greift
nach dem Zigarettenanzünder und hält inne.
INSERT AUF ARMATURENBRETT: Der Zigarettenanzünder fehlt.
MELODY
Ah...
Melody greift auf die Rückbank, legt ihre Handtasche auf ihren Schoß und wühlt darin herum.
Sie holt ein STREICHHOLZBRIEFCHEN hervor und gibt es Ben. Er klappt es auf, bemerkt
etwas und sieht sich noch einmal die Außenseite an.
INSERT AUF STREICHHOLZBRIEFCHEN: Das schnörkelige Logo von
einem quot;HOTEL SEEBLICKquot;.
Melody bemerkt, wie er die Streichhölzer betrachtet.
MELODY
Und?
Ben starrt weiter auf das Briefchen.
BEN
Du hast fünfzig Schachteln Zigaretten.
Aber du hast nur eine Packung Streichhölzer.
Von einem Hotel.
Sie blickt zum Himmel, beginnt sich ein bißchen aufzuregen.
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MELODY
Wo du jetzt sitzt, hat vor ein paar Wochen ein anderer
Typ gesessen.
Und der hat meinen Zigarettenan-zünder aus dem Fen-
ster geschmissen.
Und heute sitzt du hier im Auto und sagst: “Melody: du
hast fünfzig Schachteln Zigaretten und nur eine
Schachtel Streichhölzer.”
Und du sagst das in diesem “Ich war
im Bau, Baby”,-Ton. “Hey, ich war in Alcatraz. In
Sing-Sing, okay”? So richtig hartes Gangster-Gelaber?
BEN antwortet nicht.
MELODY
Sag’ doch noch: “Keine Zicken, Schätzchen.”
BEN
„Keine Zicken, Schätzchen.“
MELODY muß kurz grinsen, daß er es wirklich gesagt hat.
BEN
Vor 12 Jahren hab’ ich in dem Hotel ‘nen Safe aufge-
macht. Ich war noch ‘n Kind.
Melody blickt zu ihm rüber, sieht, wie er lächelt. Sie verdreht die Augen.
MELODY
Das ist die spannendste und interessanteste Geschichte,
die ich in meinem ganzen Leben
gehört habe.
BEN steckt sich eine Zigarette an.
MELODY
Wow.
5. VOR KLINIK AUSSEN/TAG
Der orangefarbene Wagen ist auf einem Parkplatz abgestellt.
BEN und MELODY stehen an einem riesigen Drahtgitterzaun, der ein steriles Klinikgelände
umschließt.
Weit hinter einer Grünfläche und ein paar Bäumen sieht man das Klinikgebäude. Ein Beton-
flachbau aus den Sechzigern.
MELODY
So, jetzt hast du’s gesehen.
BEN nickt nur. Bleibt am Zaun stehen.
MELODY
Ich hab’ dir doch gesagt, daß sie uns nicht reinlassen.
„Wenn Ihr Freund dazu bereit ist, ruft er Sie an.“
BEN hebt eine Hand, winkt.
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Eine DAME in einem gelben Gummimantel (= „Friesennerz“) kommt langsam auf den Zaun
zu. Sie schreitet wie eine Königin.
Hat eine total zerlesene alte Ausgabe von „NAKED LUNCH“ in der Hand.
BEN
Ich bin ein Freund von Dennis.
Kennen Sie ihn? Dennis? Groß, dünn, total durchge-
knallt?
Sie starrt ihn nur an.
BEN
Wissen Sie, wie’s ihm geht?
Sie starrt ihn weiter an.
MELODY
Wissen Sie, was für ein Jahr wir haben?
DAME
(völlig sachlich)
Mache ich den Eindruck?
Stille. Blicke.
Sie geht langsam wieder Richtung Gebäude zurück.
MELODY
Hast du’s jetzt gesehen?
6. TRABANTENSTADT AUSSEN/TAG
Moderne, architektonisch nichtssagende Trabantenstadt. Betonburgen. Es sieht nicht viel anders
aus als das Klinikgelände.
Der orangene Wagen steht auf einem Parkplatz.
BEN und MELODY steigen aus.
BEN
Heißt du eigentlich wirklich „Melody“?
MELODY
Nee. Biggi.
Sie gehen auf eine der Betonburgen zu.
MELODY
Übrigens kenne ich deinen “Dennis” überhaupt nicht.
Wir haben ihn aus dem Weg geschafft.
Aber er hat nicht lange leiden müssen.
BEN
Das ist die spannendste und
interessanteste Geschichte, die ich in meinem ganzen
Leben gehört habe.
7. FLUR VOR WOHNUNG DENNIS INNEN/TAG
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Ein langer, grün-grauer, völlig seelenloser Flur.
BEN und MELODY stehen vor einer Tür.
MELODY kramt in ihrer Handtasche, in der sich alles Mögliche zu befinden scheint, nach ei-
nem Schlüssel.
MELODY
Dennis hat auch nie von mir erzählt, oder? Komisch,
was?
Alles, was ich will, ist dich so schnell wie möglich wie-
der einzubuchten. Ist doch klar....
BEN
Ist das nicht ziemlich riskant, mir das zu sagen?
MELODY
Du wirst trotzdem irgendeinen Fehler machen. Früher
oder später.
BEN zeigt auf etwas in ihrer Hand.
BEN
(total ruhig)
Da ist der Schlüssel.
MELODY
Ich erkenne ‘nen Schlüssel, wenn ich einen sehe.
Sie schließt auf. Geht aber noch nicht rein.
MELODY
Und jetzt mußt du noch sagen:
„Das ist eine Falle.“
Sie öffnet die Tür, bevor er es sagen kann.
8. WOHNUNG DENNIS INNEN/TAG
BEN und MELODY betreten die Wohnung.
Dennis’ Wohnung sieht aus wie ein Bauarbeiter-Spind von innen: POSTER MIT NACKTEN
PIN-UP-GIRLS UND BIER-WERBEPLAKATE zieren die Wände. Statt Gardinen sind ein-
fache Decken vor die Fenster gehängt worden. Irgendjemand hat die nackten Mädels mit auf-
wendigen KLEIDCHEN UND HOSENANZÜGEN AUS BRAUNEM PACKPAPIER ‘be-
kleidet’.
GROSS: BEN.
Für einen Moment sehen wir „mit ihm“ kurze Momente des Einbruchs vor seiner Festnahme:
9. RAUM MIT SAFE (FLASHBACK) INNEN/NACHT
GROBKÖRNIGES BILD. HANDKAMERA.
Eine TASCHENLAMPE blendet uns kurz.
Im Umschnitt sehen wir einen offenen SAFE.
Auf schwarzem Samt liegen eine Handvoll Diamanten.
Ein paar Meter entfernt steht DENNIS - ein leicht ausgespaced wirkender junger Mann
mit längeren Haaren.
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Er nickt kurz, geht weg.
Die Diamanten werden von einer HAND in ein kleines Säckchen geräumt.
MELODY (OFF)
Jetzt sage ich: “Ich schlafe...
10. WOHNUNG DENNIS INNEN/TAG
Wieder BEN.
MELODYs Stimme reißt ihn aus seiner Erinnerung.
MELODY
...im Bett, und du auf der Couch.”
Und dann sagst du: “Wieso schlafe ich auf der Couch.”
Und dann sage ich: “Weil du eben auf der Couch
schläfst, okay”?
Ben mustert Melody von oben bis unten.
BEN
Weißt du was, Melody?
MELODY
Nee, was?
BEN
Ich schlafe auf der Couch.
Zum ersten Mal scheint MELODY nicht zu wissen, was sie sagen soll.
Er lächelt sie kurz an.
Und wirft seine Tasche auf die Couch.
11. WOHNUNG DENNIS INNEN/NACHT
Wir sehen auf einem TV-Bildschirm: astronomische Archivaufnahmen von Galaxien, Gasne-
beln, Supernovae: die geheimnisvolle Unendlichkeit des Weltalls.
REGEN prasselt gegen die Scheiben.
MELODY und BEN vor dem Fernseher.
Mit CHINESISCHEM Essen auf Papptellern und -schalen.
Wir sehen nur die beiden im bläulich flackernden Licht des TV.
MELODY zieht einen Joint durch.
TV-SPRECHER (OVER)
Das Alter unseres Universums wird auf circa 18 Milli-
arden Jahre geschätzt.
Und noch immer ist das Weltall von der sogenannten
“kosmischen Hintergrundstrahlung”, deren Temperatur
eiskalte 3 Grad Kelvin beträgt, durchzogen.
Diese Strahlung ist sozusagen der letzte Rest jener gi-
gantischen Explosion des Urknalls, aus der vor
unendlich langer Zeit alles entstand...
Auf dem Bildschirm: eine Simulation des „URKNALLS“ - aus einem winzigen Punkt geht
eine Explosion aus reiner Energie hervor.
GROSS: BEN.
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Und ganz kurz:
12. STRASSE (FLASHBACK) AUSSEN/NACHT
Wieder grobkörniges BILD und Handkamera.
BENs POV: Er kommt von einem Hinterhof und schlendert eine nächtliche Straße
entlang.
Drei MÄNNER, offenbar angeheitert, wanken ihm entgegen.
Auf der anderen Straßenseite fährt langsam der orangene Wagen auf BEN zu.
BEN ist fast auf Höhe der MÄNNER.
URPLÖTZLICH knipst einer der MÄNNER eine starke TASCHENLAMPE an, blen-
det BEN (= und damit „uns“) mit dem Lichtstrahl.
13. WOHNUNG DENNIS INNEN/NACHT
MELODY reicht den Joint BEN.
MELODY
(zu BEN)
Blablablablablablabla?
BEN
Klar.
BEN nimmt den Joint, zieht daran.
Beide sehen weiter auf den Bildschirm.
TV-SPRECHER (OVER)
Vor diesem Urknall war - im wahrsten Sinne des Wor-
tes: nichts. Erst mit jener aus der Singularität hervorge-
henden Explosion entstanden Raum, Zeit und die Koor-
dinaten unserer Wirklichkeit.
Ob sich das Universum - so, wie es sich bisher immer
weiter ausgedehnt hat, wieder zusammenziehen wird,
hängt von der Gesamtmasse dieses
Universums ab.
MELODY
(ernst)
Blubliblama.
BEN
(stimmt zu)
Ja, Melody.
TV-SPRECHER (OVER)
Dies bringt uns zu dem, was die
Wissenschaftler “die dunkle
Materie” nennen. Diese dunkle...
Mitten im Sprechertext drückt BEN auf die Fernbedienung.
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Der SPRECHERTON verstummt. Die Bilder des Universums laufen weiter.
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MELODY
Okay. Jetzt sage ich: „Was hast du eigentlich so vor in
der nächsten Zeit?“
Und dann sagst du: „Mal sehen.“
Und dann sage ich: „Das ist ja ein verdammt ausge-
schlafener Plan.“
BEN muß grinsen. Er sieht sie an.
BEN
Was würde eigentlich passieren, wenn du mal eine Mi-
nute die Klappe hältst?
Gibt’s dann nochmal so ‘n Urknall?
MELODY
Und dann sagst du noch: „Kannst du mir mal die Chips
geben.“
Sie reicht ihm die Chips.
MELODY
(strahlt ihn an)
Und dann sage ich: „Gerne, Ben.“
14. WOHNUNG DENNIS INNEN/NACHT
Nacht.
BEN schläft auf der Couch. Die Decke ist bis zur Hüfte gerutscht. Ein Arm hängt nach unten.
MELODY steht neben der Couch. Studiert sein Gesicht.
Nimmt vorsichtig die Decke und legt sie ihm über den nackten Oberkörper.
15. STRASSE (FLASHBACK) AUSSEN/NACHT
URPLÖTZLICH knipst einer der MÄNNER eine starke TASCHENLAMPE an, blen-
det BEN (= und damit „uns“) mit dem Lichtstrahl.
16. WOHNUNG DENNIS INNEN/NACHT
Urplötzlich reißt BEN die Augen auf und schlägt ihr mit dem Handrücken voll ins Gesicht.
MELODY
Ah!
BEN
Was verdammt machst du?
MELODY
Ich warte hier auf ‘nen Bus, du Arsch.
Sie starren sich an. Im Halbdunkel.
MELODY hält sich ihre Nase.
MELODY
Du - du hast geschrien.
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Ich wollte nur gucken, was los ist.
BEN
Okay. Jetzt hast du geguckt.
MELODY sieht ihre Hand an - sie ist blutig.
Aus ihrer Nase rinnt ein dünner Blutstrom.
Sie zuckt die Achseln.
MELODY
Leck’ mich doch am Arsch.
17. WOHNUNG DENNIS INNEN/NACHT
BEN und MELODY vor dem Fernseher.
Neben dem TV liegt die Videokassette eines Science Fiction-Films.
BEN trägt Jeans und ein Unterhemd.
MELODY einen Minirock mit T-Shirt.
Hat eine ziemlich mißlungene „beehive-Frisur“.
Auf ihrer Nase klebt ein Pflaster.
BEN
Verdammt, ich hab’ ja gesagt, es tut mir leid.
MELODY zuckt nur die Achseln.
Das Bild dreht durch.
Ein paar Sekunden sitzen sie einfach nur da.
BEN steht auf, haut oben auf den Kasten.
Ein Fernsehbild stabilisiert sich.
MELODY nimmt die Fernbedienung, dreht den Ton ab.
Wartet.
MELODY
(schnell)
British Airways!
BEN
Lufthansa.
MELODY
Ähm...Scheiße.
BEN
Eins-null.
Sie warten wieder.
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BEN
Audi Cabrio.
MELODY
(enttäuscht)
Hey, wieso...
BEN
Wir hatten Fernsehen, „Melody“. Zwei-null.
MELODY
Was meinst ‘n mit „Melody“?
BEN
Nichts. Jedenfalls hatten wir Fernsehen. „Drinnen“.
MELODY
Okay, null--zwei.
Sie setzt sich wieder in Position.
Bereit für den nächsten Spot.
Muß lachen.
Das TELEFON klingelt.
MELODY
(ins Telefon)
Ja? Was? Nee. Moment.
Sie sieht BEN an.
MELODY
Der Pizzamann behauptet, daß er geklingelt hat und kei-
ner aufmacht. Hat’s geklingelt?
BEN
Nee.
MELODY
(ins Telefon)
Nein, mein Gatte hat auch nichts gehört.
Blick von BEN.
MELODY
Jetzt regen Sie sich nicht auf, ich komm’ runter.
Sie legt auf, verzieht das Gesicht, steht auf.
MELODY
Schon so’n bißchen wie Zuhause, hm?
Die Frau geht runter und macht dem
Pizzamann die Tür auf.
Sie geht zur Tür.
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MELODY
Jetzt sagst du übrigens: „Bringst du mir noch ‘n Bier
mit, Schatz?“
BEN macht mit der Hand eine „BLA-BLA-Geste“.
18. STRASSE (FLASHBACK) AUSSEN/NACHT
Die TASCHENLAMPE flammt auf.
Die drei MÄNNER packen BEN und werfen ihn zu Boden.
BEN wehrt sich verzweifelt.
Brutale Faustschläge treffen ihn im Gesicht.
Einer der MÄNNER sagt etwas, das man nicht versteht.
Die MÄNNER nageln ihn zu dritt auf dem Asphalt fest, sind über ihm. Klaustropho-
bisch. Ein SCHREI, wie von einem gefangenen Tier.
HANDSCHELLEN klicken an BENs Handgelenken.
Und BENs POV: am Steuer des orangenen Wagens sitzt DENNIS. Er blickt hilflos und
völlig verwirrt.
BLICK BEN/DENNIS.
Der Wagen beschleunigt, fährt davon.
Wir sehen das aus BENs Perspektive - schräg seitlich oder sogar auf dem Kopf stehend.
19. BAGGERSEE INNEN/TAG
BENs Gesicht. Im strahlenden Sonnenlicht.
BEN
Hattest du eigentlich was mit Dennis?
MELODY
Klar. „Titanic“ auf LSD angeguckt und ein paar Gesprä-
che, die absolut keinen Sinn ergeben haben.
Aber nichts, was der Seniorenanzeiger als Titelstory
drucken würde.
BEN und MELODY liegen an einem Baggersee.
Sind praktisch die einzigen Menschen.
Der Ort könnte ebensogut Teil eines postnuklearen Szenarios sein.
BEN liest ein Comic (evtl. „BATMAN 33: MASCHINEN“ von Ted McKeever).
Hinter MELODY steht ein kleiner „WATCHMAN“.
Sie verbiegt sich, um den Bildschirm sehen zu können.
MELODY’S P.O.V. AUF DEN WATCHMAN: eine Formation aus Frauen und Männern
macht rhythmische Aerobic-Übungen. Es sieht merkwürdig aus, weil alles AUF DEM KOPF
STEHT.
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MELODY liegt auf dem Rücken. Nur mit ihren Armen macht Melody die Übungen im Fern-
sehen mit. Das soll reichen. TIEF EINATMEN. UND AUSATMEN.
MELODY
Wie fändest du’s eigentlich, wenn wir so tun, als wären
wir zusammen?
BEN verdreht nur die Augen, liest weiter.
MELODY
Ey....!
BEN
Schon gut: eine fantastische Idee. Und wieso?
MELODY
Ich weiß es echt nicht.
Einfach ‘ne Idee, lag gerade in meinem Gehirn rum.
Weißt du immer genau wieso du jetzt genau das willst
und nicht irgendwas total anderes?
BEN
Wieso sollte ich so tun, als wär’ ich mit dir zusammen?
MELODY
Im Grunde ist es genau das, was du willst.
Du findest mich die attraktivste Frau, die du je getroffen
hast, und du wärst nicht mehr dieser superharte Typ der
immer nur düster kuckt, sondern, also: Du vertraust je-
mandem.
BEN
Dir, ja?
MELODY
Jetzt sage ich: „Das wäre einfach professionell. Richtige
Gangster achten immer total genau drauf, daß sie nach
außen hin ein normales Bild liefern.“
Und dann sagst...
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BEN
(unterbricht)
Das glaubst du nicht im Ernst, daß es ein normales Bild
liefert, wenn jemand mit DIR zusammen ist?!
MELODY
(steht auf)
Fick dich doch ins Knie...
Sie springt ins Wasser.
SPLASH.
Es klingt wie ein SCHUSS.
20. FLUR VOR WOHNUNG INNEN/TAG
BEN kommt um die Ecke, trägt eine Sporttasche - sowie MELODY, huckepack auf den
Schultern. Er prallt gegen eine Wand.
MELODY
Super. Die Leute werden denken wir sind schon seit
Jahren zusammen.
Ben geht weiter den Gang entlang und versucht Melody mal gegen die eine, und mal die andere
Wand zu schleudern. Melody steuert gegen, indem sie sich auf die jeweils andere Seite lehnt.
MELODY
Das machst du sehr schön, Schatz.
BEN verdreht nur kurz die Augen.
Er bleibt vor Dennis’ Wohnungstür stehen und sieht zum Boden.
Ein KLEINER SPIELZEUGSAFE AUS METALL steht direkt vor der Tür.
21. WOHNUNG DENNIS INNEN/TAG
MELODY sitzt am Küchentisch und hält den Spielzeugsafe in ihren Händen. Ben steht neben
ihr und betrachtet ihn.
MELODY
Süß. Erinnert mich an deinen ersten Safe.
Sie schüttelt ihn. Es scheint etwas darin zu sein, aber dem Klimpern nach kann es nichts Gro-
ßes sein.
Ben geht zur Küchenzeile und öffnet einige Schubladen, um sie schnell wieder ZUZUKNAL-
LEN. Er sucht etwas Bestimmtes.
MELODY
Wie macht man den jetzt auf?
BEN (OFF)
Stell ihn mal hin.
Melody stellt ihn auf den Tisch - und zuckt zusammen als Ben MIT EINEM HAMMER AUF
DEN SAFE SCHLÄGT. Er ist zwar kaputt, aber öffnet sich nicht. Melody zuckt auch beim
zweiten Schlag zusammen, und der Safe zersplittert in seine Einzelteile.
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Melody sieht auf den zertrümmerten Safe, dann wendet sie sich zu Ben.
MELODY
(bewundernd)
Profi.
Ben birgt einen KLEINEN UMSCHLAG aus den Trümmern. Melody springt auf, um Ben
über die Schulter zu gucken:
BEN’S UND MELODY’S P.O.V.: Ein Briefumschlag, der offensichtlich eine Einladung ent-
hält.
Ben öffnet den Umschlag und zieht die EINLADUNG heraus. Beide lesen.
22. LANDSTRASSE AUSSEN/TAG
Der orangene Wagen fährt über eine Landstraße im Niemandsland.
23. VOR SCHLANGENFARM AUSSEN/TAG
BEN und MELODY stehen ein paar Meter neben dem Wagen vor einem Flachbau.
Eine Tür öffnet sich.
Eine FRAU tritt aus dem Schatten in die Sonne: IDA. Anfang Dreißig. Sie trägt silberne
Gummistiefel.
BEN
Hallo, Ida.
IDA
Hallo, Ben.
BEN
Das ist Melody.
IDA
(nicht begeistert)
Ah ja.
Einen Moment lang stehen die drei in der Sonne, sehen sich an.
IDA
(zu Melody)
Und was willst du hier, Melody?
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MELODY
Eine große amerikanische Firma will hier auf Ihrem
Grundstück ‘n Freizeitpark hochziehen und die haben
mich vorgeschickt um Ihr Vertrauen zu gewinnen.
IDA
Okay. Du paßt auf den Wagen auf,
während ich mit Ben drin bin.
MELODY
(zu Ben)
Ist das deine Mutter?
IDA
Bin ich deine Mutter, Ben?.
Blicke.
BEN
Sie kann mit.
IDA setzt kurz an, etwas zu sagen. Läßt es aber.
24. TREIBHAUS INNEN/TAG
IDA führt BEN und MELODY durch ein Treibhaus.
Es ist weniger eine Führung als ein Weg zu einer Art Büro weiter hinten.
Zwischen den Grünpflanzen stehen Dutzende von Terrarien mit SCHLANGEN aller Arten.
MELODY
(wg. Schlangen)
Uah...
BEN
(zu Ida)
Dennis wird entgiftet.
IDA
Das kann wahrscheinlich nicht
schaden.
Kurzer Blick zwischen IDA und BEN.
IDA
Und wo hast du gesteckt?
BEN
(zu schnell)
Weißt du doch.
MELODY
Alcatraz.
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IDA
Wow.
MELODY
(zu Ida)
Hübsches Zuhause haben Sie hier.
IDA
Danke. „Melody“.
MELODY
Bitte. „Ida“.
MELODY blinkert sie „herzlich“ an.
MELODY
Und wie vertreiben Sie sich so die Zeit?
IDA
Mit Schlangen.
Sie lächelt MELODY kurz an.
IDA
Ich verkaufe Schlangen, Melody...
25. „BÜRO“ IM TREIBHAUS INNEN/TAG
In einem kleinen „Büro“ mit Glaswänden.
BEN und MELODY haben Cognacgläser in der Hand.
IDA
Na dann...
Ida geht zu einem Schreibtisch, kniet sich runter und holt einen KOFFER darunter hervor. Sie
hievt ihn auf den Schreibtisch.
MELODY
(leise zu BEN)
Was willst du kaufen?
‘n Dutzend Kreuzottern im Sonder-
angebot?
Ben tritt näher als IDA das Kombinationsschloß öffnet. Die Verschlüsse SCHNAPPEN auf.
Als Ida ihn öffnet, sehen wir daß es ein Musterkoffer für TEURE HANDFEUERWAFFEN
ist.
IDA
Laß dir Zeit.
Ben beugt sich über den Inhalt. Ida tritt zurück und beobachtet ihn kurz dabei. Dann wendet sie
sich Melody zu, die an der Tür steht.
IDA
Kann ich vielleicht auch was für Dich tun.
MELODY
Führen Sie auch Neutronenbomben?
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Melody und Ida sehen sich an. An der Wand zwischen ihnen: ein MONATSKALENDER -
die WAFFE DES MONATS ist auf ein schwarzes Samtkissen gebettet.
Ben hält die Waffe seiner Wahl hoch.
IDA
Kennst dich aus.
BEN
Das zahlt Dennis.
Ida zieht die Brauen hoch, nimmt ihm die Waffe weg.
IDA
Das fällt dir früh ein.
Sie öffnet eine Schranktür mit soviel Schwung, daß sie gegen die Wand KNALLT. Sie schleift
einen WÄSCHEKORB heraus. Es kostet sie einige Kraft.
Ida wirft den Deckel hoch. Der Korb ist randvoll mit dreckigen, rostigen, aber offensichtlich
GÜNSTIGEREN HANDFEUERWAFFEN gefüllt.
IDA
Grabbeltisch.
Ben überlegt kurz, greift hinein und fischt zwei dieser Pistolen heraus.
Ein SCHUSS fällt.
26. SCHIEßSTAND AUSSEN/TAG
BEN steht an einem improvisierten Schießstand und probiert die beiden Waffen aus. MELO-
DY und IDA sehen zu.
BEN schießt auf eine in 20 Metern Entfernung aufgebaute Palette von Mineralwasserflaschen.
Schießt dreimal. Trifft nullmal.
MELODY
(grinst)
Den zweiten Cognac hättest du nicht trinken sollen,
Schatz.
BEN blickt kurz ärgerlich zur Seite, reagiert aber noch nicht.
Er schießt weiter. Trifft jetzt besser.
MELODY
(zu Ida)
Ben ist ein ungeheuer tougher Typ, ich meine, als kleiner
Junge hat er
(Forts.)
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MELODY (Forts.)
morgens schon immer mit einer Wasserpistole auf sein
Frühstücksei geballert.
IDA
Hast du mal auf ‘nem Rummel gearbeitet?
MELODY
(völlig unbeirrt)
Mit zwölf hat er sein erstes Ei
erwischt.
Und in dem Moment wußte er, daß er zum Gangster
geboren war. Dann kam die Ausbildung in Sizilien, also
Schrotflinten absägen, Leute in Beton eingießen, Pizza
backen, das volle Progr...
Ein SCHUSS: Direkt vor MELODYs Füßen schlägt eine KUGEL ein.
BEN läßt die Waffe an seinem Arm baumeln.
Stille. Blicke.
MELODY
(kann kaum sprechen)
Okay, jetzt sage ich: „Das hätte jetzt aber auch daneben-
gehen
können.“ Und dann sagst...
BEN
Wieso kannst du nicht ein einziges verdammtes Mal die
Klappe halten?
Blicke.
MELODY
(leise)
Weil du...so selten den Mund
aufmachst...?
IDA hat ruhig zugeschaut.
Macht sich ihre Gedanken.
IDA
Habt ihr was am Laufen?
Ben zieht am Abzug bis es KLICKT.
BEN
‘ne Verabredung zum Essen.
27. WOHNUNG DENNIS INNEN/TAG
MELODY sitzt auf der Couch.
BEN steht am Fenster.
Setzt sich direkt vor ihr auf einen Hocker.
BEN
Gut: was ist dein Problem?
Sie sieht auf - blitzt ihn böse an.
quot;The Long Hello And Short Goodbyequot; 14.05.98
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MELODY
Halten wir mal kurz fest: irgendjemand will dich treffen
und du kaufst dir erstmal zwei Knarren und ballerst mir
fast in den Fuß.
Und WAS soll „mein Problem“ sein?
BEN
Das ist doch nicht normal, daß jemand beim geringsten
Anlaß zu quatschen anfängt.
MELODY
Soll ich mir den ganzen Tag deine blauen Augen anguk-
ken und mit dir überlegen, „wer will uns jetzt wohl wie-
der reinlegen?“ oder was?
BEN
Dennis jedenfalls hat’s getan.
BEN ist plötzlich völlig ruhig und souverän.
MELODY
Dennis hat WAS getan?
BEN
Wir sind jeden Tag an diesem Juwelier vorbeigegangen.
Und irgendwann hat Dennis gesagt: „Ich weiß, wie wir
reinkommen“.
Und als ich wieder rausgekommen bin, waren die Bul-
len da. Aber die haben nur mich mitgenommen.
MELODY
Das war aber ‘ne verdammt lange Rede für deine Ver-
hältnisse.
BEN
(sachlich)
Ich hatte auch zwei Jahre Zeit, um sie mir auszuknobeln.
MELODY
Und Dennis war der Einzige, der es wußte?
BEN
Und Ida.
MELODY
Da ist es ja verdammt clever, gleich mal bei ihr Shoppen
zu gehen.
BEN
Erzählst du mir jetzt, was clever ist?
Ida würde nicht mal mit ‘nem Bullen reden.
MELODY
Aber mit mir hat sie geredet, und ich bin ja auch ‘n Bul-
le. Schon vergessen?
Wie schreibt man eigentlich „paranoid“?
BEN
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Wie man’s spricht. Jedenfalls gehe ich allein dahin.
Er steht auf, nimmt seine Jacke.
Sie geht hinterher, hält ihn fest.
MELODY
Hey, Moment - Du hast gesagt, ich komme mit. Ich hel-
fe dir, und du nimmst mich mit.
BEN
Ich kann dich nicht brauchen für das, was ich mache.
MELODY
(schluckt)
Seit du hier bist, hackst du auf mir rum, kriegst du das
eigentlich noch irgendwie mit in deinem blöden „Ich bin
aus der Bronx also keine
Spielchen mit mir“-Trip?
BEN
Also wie hilfst du mir? Sag’ doch.
MELODY
(Ansätze von Stottern)
Ich, v-verdammt, ich hänge mit dir rum, ich geh’ m-mit
dir schwimmen, ich sorge dafür, daß du...
Sch-Scheiße.
Blicke.
Es ist plötzlich etwas Ernsteres im Raum, als beiden lieb ist.
BEN
Heul doch.
MELODY
(leise)
Das wär’ doch g-genau dein Ding.
Sie hält kurz inne.
Singt ein paar Sekunde lang ganz leise ein Lied an - wie um sich zu beruhigen.
MELODY
(singt)
M-moon...of Alabama.
It’s time to s-say goodbye.
Urplötzlich geht sie zum Fenster, öffnet es.
Sieht hinunter - sechzig Meter nach unten.
Sie steigt auf den Fensterrahmen, stellt sich ins Fenster.
BEN
Was gibt das denn jetzt?
MELODY
Komm' mal her.
Er weiß nicht genau, ob sie gerade verrückt wird.
Geht zu ihr.
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Sie hält ihm eine Hand hin.
Er greift ihre Hand.
Und LANGSAM beginnt MELODY sich nach AUSSEN zu lehnen.
BEN
Hey!
BEN versucht sie zurückzuziehen.
Aber MELODY macht sich steif - und stemmt sich mit ihren Beinen gegen den Fenstersims.
GROSS: die HÄNDE.
BEN erschrickt, packt mit seiner zweiten Hand zu.
BEN
SCHEISSE WAS MACHST DU?!
Als „Antwort“ drückt sich MELODY mit ihrer freien Hand vom Fensterrahmen weg.
Sie hängt jetzt in einem 45-Grad-Winkel nach außen.
Fängt an, hin und herzuschaukeln.
Unter ihr die Tiefe.
Ihre einzige Sicherung sind BENs HÄNDE.
MELODY
Jetzt sagst du: „Okay, du k-kannst mit.“
BEN
Okay, du kannst mit.
MELODY
Und jetzt sagst du: „Ich-vertraue-dir.“
Blicke.
BEN
Du kannst mit, Melody.
Mit einer starken Armbewegung zieht er sie in den Raum zurück - sie schlägt lang auf den Bo-
den.
Steht sofort wieder schwer atmend, aber auch irgendwie begeistert vor ihm.
Für eine Sekunde scheint BEN ihr eine knallen zu wollen.
BEN
Mach so’n Scheiß nie mehr.
MELODY
(total außer Atem)
Das kannst du nicht sagen, ‘ne?
Panzerknacker.
BEN
Du bist doch total verrückt.
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MELODY
(kann nicht richtig sprechen)
B-blöder Panzerkna...
Sie muß schlucken.
Als wenn die vorher unterdrückte Angst sie plötzlich einholt.
Sie wendet sich ab.
BEN versucht ihr Gesicht zu sehen.
Sie will es nicht zulassen.
BEN
Hey, was...
Er nimmt ihr Gesicht, hält es fest - aber auch sanft - in beiden Händen.
Sie weint.
Sagt nichts.
BEN
Manchmal macht einen dein Gequatsche einfach irre...
Du mußt das irgendwie - dosieren.
Stille.
MELODY
(versucht zu lächeln)
Wir sind schon eine Super-Kombination. Du traust nicht
mal dir selbst über den Weg und ich fang’ an zu heulen
deswegen.
BEN
Ist schon gut.
Sie steht auf, atmet durch.
MELODY
Wieso bist du eigentlich der erste Typ auf dieser Welt,
der mich zum Heulen bringen kann?
GROSS: BEN. Er lächelt sie an.
BEN
Wieviele kennst du, die in Alcatraz waren?
MELODY verschwindet im Bad.
BEN steht am Fenster.
Atmet durch.
28. STRASSE AUSSEN/NACHT
MELODY und BEN gehen durch die Innenstadt.
Haben sich ein bißchen in Schale geworfen.
BEN
Übrigens machen wir ein Experiment. Du wirst den
ganzen Abend den Mund halten.
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MELODY
Glaubst du, das schaff’ ich nicht?
Sie gehen auf einen Restauranteingang zu.
Ein livrierter Türsteher hält ihnen die Tür auf.
TÜRSTEHER
Bonsoir, M’sieur, Mademoiselle...
MELODY
Buona sera.
Kurzer Blick von BEN.
MELODY macht eine kurze Entschuldigungsgeste.
29. RESTAURANT INNEN/NACHT
BEN und MELODY sitzen mit PERCY WIMBUSCH und seiner Frau AURELIA an einem
Ecktisch.
Die WIMBUSCHS wirken wie ein völlig normales deutsches Mittelstandsehepaar in ihren
mittleren Vierzigern. Sehr korrekt, sehr bieder. Kleine Leute.
Während der gesamten Szene wird es MELODY schaffen, (fast) nichts zu sagen. Stattdessen
arbeitet sie viel mit ihrem Gesicht, malt mit den Fingernägeln Linien aufs Tischtuch, baut Ziga-
rettenstapel etc.
Der vornehme KELLNER schenkt Weißwein nach, stellt die Flasche in einen Kühler.
PERCY WIMBUSCH wartet, bis sich der Kellner entfernt hat.
PERCY
Das mit dem Spielzeugsafe war die Idee meiner Frau.
AURELIA
Wir waren völlig unsicher, wie man jemanden wie Sie
„kontaktiert“. Sagt man überhaupt so?
Niemand antwortet ihr.
AURELIA
Und ich dachte, es wäre eine gute Idee, wenn wir uns ir-
gendwie -
interessanter machen, als wir wahrscheinlich sind.
PERCY WIMBUSCH lächelt verbindlich. Schlägt einen fast jovialen Ton an.
PERCY
Was ja funktioniert hat.
Sie sind gekommen.
Niemand reagiert auf ihn. Er schaut zu Boden. Leicht ratlos.
Seine Frau nimmt einen zweiten, identischen Minisafe aus ihrer Tasche. Stellt ihn auf den
Tisch.
AURELIA
Ich hatte solche Angst, daß ich zur
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Vorsicht gleich zwei gekauft habe.
PERCY
Ja.
AURELIA
Gut.
Sie sehen sich an.
Offenbar hat keiner von ihnen den Mumm, zur Sache zu kommen.
PERCY nimmt sich eine Zigarette, steckt sie an. Muß husten.
PERCY
Gut.
Wir möchten Sie um Ihre Hilfe bitten.
Wir...
Wir...
Er starrt BEN und MELODY an.
Lehnt sich leicht zurück, macht eine eigenartige Bewegung mit dem Kehlkopf.
Erst nach eine Sekunde begreift man, daß der Mann zu schluchzen begonnen hat.
AURELIA
Wir sind betrogen worden.
PERCY
Ja.
AURELIA
Wir hatten nie sehr viel Geld, außer dem Schmuck mei-
ner Mutter, die ihn ihrerseits mir vererbt hat.
Dann, vor nicht sehr langer Zeit, hieß es plötzlich: „Ak-
tien muß man kaufen“.
PERCY
Das waren seine Worte. Das sagte der Mann zu mir:
„Aktien müssen Sie
kaufen. Lesen Sie keine Zeitungen?“ Ich las Zeitungen.
Das ganze Land war im Aktienfieber.
Ich wußte, daß rund um uns herum
jedermann sein Geld in kürzester Zeit zu verdoppeln
schien.
AURELIA
Wir investierten daraufhin in die
Aktien, die jener Mann uns empfahl.
Wir vertrauten ihm.
Wir verloren unser gesamtes Vermögen.
PERCY
Wir mußten den Schmuck verkaufen.
Und gerieten wieder an einen
Betrüger.
Als er nicht wiederkam, wußte ich, daß ich nie mehr ei-
nem Menschen
vertrauen würde.
Er sieht BEN an.
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PERCY
Sie müssen mich für einen völligen Versager halten.
Stille. BEN zuckt nur die Achseln.
MELODY
Hm. Scheiße.
Blick von BEN zu ihr. MELODY nickt nur, „versiegelt ihre Lippen“. PERCY richtet sich auf.
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PERCY
Ich war mein Leben lang ehrlich, und nun bin ich betro-
gen worden.
Und ich habe verstanden, daß ich, um zu überleben,
ebenso handeln muß.
AURELIA legt ihre Hand auf seine. Mit Zeige- und Mittelfinger der anderen Hand „trippelt“
sie bei ihren nächsten Worten auf den Spielzeugsafe zu. Und öffnet ihn.
AURELIA
Worum wir Sie bitten, ist Folgendes: Sie brechen in un-
ser Haus ein und öffnen den Safe, in dem sich der
Schmuck befand.
Wir bekommen die Versicherungssumme
und zahlen Sie aus.
PERCY
Die Versicherung glaubt, daß der Schmuck noch immer
in unserem Safe ist.
Und diesen Umstand wollen wir uns
zunutze machen, verstehen Sie.
BEN sieht PERCY WIMBUSCH an.
BEN
Herr Wimbusch...
Percy Wimbusch hält mit seinem Weinglas auf halbem Weg zu seinem Mund inne.
PERCY
Sagen Sie doch bitte Percy zu mir. Und meine Frau
heißt Aurelia.
AURELIA
Ja, Ben. Nennen Sie mich bitte
Aurelia.
BEN sieht ihn nur an.
BEN
(zu Percy)
Wie sind Sie auf mich gekommen?
PERCY
Wie meinen Sie bitte?
Stille. Blicke.
MELODY verfolgt das Ganze gespannt.
AURELIA
Percy? Ich glaube, Ben weiß es nicht.
Spannungspause. Sie sieht Ben an wie ein Kind.
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AURELIA
Dennis hat uns alles erzählt.
Alles über Sie und ihn und - also: „damals“.
Wir waren natürlich sicher, daß er auch Ihnen von uns
erzählt hat.
PERCY
Wir sind Onkel Percy und Tante
Aurelia, Ben: Dennis ist unser Neffe.
Plötzlich nickt Ben. Sieht die beiden an.
BEN
Haben Sie mal „Hundstage“ gesehen? Mit Al Pacino?
PERCY
Ähm - ich glaube nicht.
BEN
Al Pacino und sein Kumpel berauben eine Bank.
Und nehmen alle Leute in der Bank als Geiseln.
Und es ist ein wahnsinnig heißer Tag.
Und sie verlangen eine Million und einen Hubschrauber.
Und dieser Polizist verhandelt mit Pacino. Und er
schlägt ihm vor, alle Geiseln freizulassen. Und daß er
dann das Geld und den Hubschrauber kriegt.
Und Pacino sagt zu dem Bullen: „Küß mich.“
Und der Bulle kapiert das natürlich nicht.
GROSS: BEN.
BEN
Und Pacino sagt: „Wenn ich gefickt werde, will ich da-
bei geküßt
werden.“
Die Wimbuschs starren ihn an.
Die anderen Gäste des Lokals ebenfalls.
BEN steht auf.
MELODY sieht ihn leicht verunsichert an. Will etwas sagen. Darf aber bekanntlich nicht. Be-
wegt ihren Mund.
Steht ebenfalls auf.
Percy Wimbusch legt seine Hand auf den Tisch und seine Frau nimmt sie sofort in die ihre. Sie
wirken wie erstarrt, versuchen Contenance zu wahren.
PERCY
Ihr Lohn wären fünfzigtausend Mark. Zehn jetzt gleich
als Anzahlung.
Er nimmt einen Umschlag aus der Tasche, legt ihn auf den Tisch.
PERCY
Wenn Sie uns nicht helfen, wissen wir nicht mehr, wie
es weitergehen soll.
AURELIA
Bitte.
PERCY
Sie sind unsere letzte Hoffnung, Ben...
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BEN nimmt MELODY am Arm.
BEN
Grüßen Sie Ihren Neffen. Falls Sie einen haben.
BEN zieht MELODY mit.
30. STRASSE VOR RESTAURANT AUSSEN/NACHT
BEN und MELODY kommen aus dem Restauranteingang.
BEN ohne den Umschlag.
MELODY läßt mit einem PLOP Luft aus dem Mund - als hätte sie unter Wasser den Atem
angehalten.
MELODY
Und geschafft.
BEN
Was?
MELODY
Wie: „Was“? Ich hab’ ne halbe Stunde keinen Ton ge-
sagt.
31. IM WAGEN AUSSEN/NACHT
BEN und MELODY im fahrenden Wagen.
MELODY zupft BEN am Arm.
MELODY
(leise)
Kann ich dich mal ‘n Moment sprechen?
BEN starrt sie an wie eine Irre.
BEN
(leise)
Was?
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MELODY
(leise)
Könnte ich dich bitte mal ‘n Moment sprechen?
BEN
Hab’ ich denn bestimmte Sprechstunden?
MELODY
Ben, ich weiß, daß es irre klingt. Aber ich glaube...
Ich glaub’ ich hab’ Mist gebaut.
BEN
Was heißt das, „du hast Mist
gebaut“?
MELODY
Bevor Dennis umgekippt ist. Da hat er mir von den bei-
den erzählt. Also daß sein Onkel und seine Tante hier
aufkreuzen würden. Und daß die
irgendwas von ihm wollen.
Ich dachte das wäre einfach Scheiße deshalb hab’ ich das
voll
vergessen...
Sie sieht ihn an wie ein Kind.
BEN
Wieso hast du das nicht gesagt?
MELODY
(kleinlaut)
Ich durfte doch nichts sagen...
32. TRABANTENSTADT AUSSEN/NACHT
BEN und MELODY gehen vom Parkplatz auf eine der Betonburgen zu.
Und nach ein paar Schritten:
MELODY
Dennis’ Familie muß irre interessant sein.
Wahrscheinlich hat seine Oma den Postraub durchge-
zogen.
Sie gehen stumm weiter. Ben setzt an, etwas zu sagen, zögert, versucht es noch mal:
BEN
Fünfzigtausend. Damit könnten wir hier weg.
Es dauert einen Moment, bis Ben’s Worte bei Melody angekommen sind. Dann bringt sie ihn
zum Stehen.
MELODY
Nochmal?
BEN
Jetzt sage ich: „Wir könnten aus
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diesem Scheiß hier raus. ‘ne eigene Wohnung. Zusam-
men. Irgendwohin,
irgendwo...anders.“
Melody blickt ihn verwundert an. Sie sieht plötzlich nüchtern aus.
BEN
Und dann sagst du: „Zusammen...?“
Und dann sage ich: „Klar...wieso nicht?“
Sie freut sich.
MELODY
Scheiße. Das ist l-leider romantisch.
Und er freut sich auch.
Ben will weitergehen, Melody hindert ihn jedoch daran. Sie schmiegt sich ganz eng an ihn, zieht
dann seinen Kopf herunter und küßt ihn. Leidenschaftlich. Als ihre Lippen sich trennen:
BEN
Wow...
Melody sieht in sein Gesicht, als ob sie sich jede Einzelheit einprägen wolle. Dann entspannt sie
sich, lächelt.
MELODY
Denk immer an diesen Kuß.
33. IM WAGEN/VOR VILLA AUSSEN/NACHT
Nacht.
BEN sitzt im Wagen.
Er wirkt merkwürdig erregt. Atmet schwer.
Vor ihm liegt dunkel eine VILLA - ein Flachbau aus den Sechzigern.
Die Straße ist wie ausgestorben.
BEN sitzt immer noch einfach nur da.
Es ist nicht klar, ob er nachdenkt oder zögert.
Oder Angst hat?
BEN nimmt eine schwarze Tasche vom Beifahrersitz, steigt aus dem Wagen.
33 A. RESTAURANT INNEN/NACHT
PERCY
Es besteht keinerlei Risiko für Sie.
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34. AM ZAUN DER VILLA AUSSEN/NACHT
BEN an einem geöffneten Verteilerkasten.
Hat eine Minitaschenlampe zwischen die Zähne geklemmt.
Knipst einen Draht durch.
34 A. RESTAURANT INNEN/NACHT
AURELIA
Wir werden unsere Alarmanlage
ausschalten und erst dann, wenn wir den Einbruch ent-
decken, wieder
einschalten.
Dennoch muß natürlich alles so
realistisch wie möglich aussehen.
35. GARTEN VILLA AUSSEN/NACHT
BEN arbeitet sich - im Schatten von Bäumen und Büschen - durch den Garten auf die Villa zu.
Mit Hilfe einer kleinen Strickleiter klettert er auf das Flachdach.
BEN’S P.O.V.: Schöne Aussicht von hier oben. Die Stadt leuchtet und schillert mit trügeri-
scher, nächtlicher Sauberkeit. Als ob sie nie ihre Unschuld verloren hätte.
35 A. RESTAURANT INNEN/NACHT
PERCY
Aurelia und ich werden in der Oper sein.
35 B. GARTEN VILLA AUßEN/NACHT
BEN schleicht geduckt auf eine GLASKUPPEL in der Mitte des Dachs zu.
Sieht durch das Glas hinunter auf den halbdunklen Raum.
Er öffnet seine Tasche, nimmt ein Spezialwerkzeug heraus.
Setzt es an, und löst damit ein halbes Dutzend starker Schrauben, mit denen die Kuppel auf
dem Dach befestigt ist.
Er hebt die Kuppel an, zieht sie ein Stück zur Seite.
Zieht die Strickleiter hoch - läßt sie in den Raum unter sich fallen.
Klettert hinunter.
35 C. RESTAURANT INNEN/NACHT
AURELIA
Sie werden also völlig ungestört sein...
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36. VILLA INNEN/NACHT
An der Strickleiter klettert BEN in den Raum.
BEN’S P.O.V.: Ein Safe ist mitten in der Wand eingelassen. Das Gemälde, das es eigentlich
verdecken soll, steht auf dem Boden gegen die Wand gelehnt.
Ben stutzt, geht auf den Safe zu.
Etwas irritiert ihn.
PERCY (OFF)
Sie müssen näher herangehen, Ben.
PERCY WIMBUSCH und seine Frau AURELIA lächeln, als Percy die Taschenlampe so
stellt, daß deren Gesichter hervorgehoben werden. Sie sind für eine elegante Soiree bekleidet,
tragen Smoking und Ballkleid. Sie sprechen und verhalten sich auch durchaus operettenhaft:
AURELIA hat ihre Hand in ihrer HANDTASCHE.
Ben findet das alles gar nicht unterhaltsam.
BEN
Sie sollten nicht hier sein...
AURELIA
Aber das hier ist doch unendlich viel aufregender als die
Oper!
BEN
Genau da bleiben Sie stehen.
PERCY
Du hattest recht. Er hat keinen
Humor.
AURELIA
Ich habe das sofort gespürt bei ihm.
Sie dreht sich zu Ben.
AURELIA
Sie haben keinen Humor, Ben.
Das ist nicht gut für einen noch so jungen, gutaussehen-
den Mann.
BEN geht näher auf den Wandsafe zu.
PERCY
Aber zusehen dürfen wir doch, oder?
Immerhin bezahlen wir ja dafür.
Ben antwortet nicht. Läßt seine Tasche auf einen Stuhl fallen. Zieht den Reißverschluß auf.
BEN’S P.O.V.: Der Safe, von einem Lichtkegel umrahmt. Jetzt NÄHER. ETWAS STIMMT
NICHT MIT DIESEM SAFE.
Ben starrt auf den Safe, geht näher hin.
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BEN
Das ist...
Stille. Ben starrt weiter auf den SAFE. Percy und Aurelia sehen sich fast unmerklich an.
BEN
Er steht auf dem Kopf.
INSERT AUF DEN SAFE. Nur ein KOMBINATIONSSCHLOSS und ein GRIFF. Aber der
Griff zeigt nach oben an die Decke. Der Schriftzug des Herstellers auf dem Kopf.
Percy und Aurelia gehen einen kleinen Schritt auseinander, Aurelia schwingt lässig ihre Hand-
tasche hinter ihren Rücken. Percy öffnet sein Jackett.
Ben zieht EINE PISTOLE heraus. Läßt sie an der Seite herunterhängen.
BEN
Warum erzählt ihr mir nicht einfach, wie das Spiel hier
heißt?
PERCY
Das Beste kommt noch. Sie müssen am Griff drehen.
Ohne die beiden ganz aus den Augen zu lassen, schaut BEN kurz auf den Safe.
Dreht kurz am Griff.
Mit einem EIGENARTIGEN TON beginnt der SAFE vor Bens Augen, LANGSAM AUS
DER WAND HERAUSZURUTSCHEN.
BEN
Heilige Scheiße...
AURELIAs HAND zieht eine kleine Waffe aus ihrer Tasche.
BENs Augen weiten sich, er macht einen Schritt zurück.
MELODY (OFF)
Ben?
Aurelia lenkt - mit ihrer freien Hand - die Taschenlampe in Percys Hand zur anderen Seite des
Raums. Leuchtet auf MELODY.
BEN starrt MELODY an.
Sie schüttelt stumm den Kopf - warnend. Hilflos.
MELODY
Ben.
PERCY zieht ebenfalls eine Waffe.
AURELIA richtet ihre Waffe auf BEN.
BEN sieht die Waffe.
Hebt seine eigene.
Weiter SLOMO:
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DER SAFE RUTSCHT IMMER WEITER AUS DER WAND, BEGINNT ZU KIPPEN.
37. VILLA INNEN/TAG
Derselbe Safe fällt aus der Wand und KRACHT zu Boden. Reißt große Gipsbrocken mit. Der
Teppichboden fehlt. Keine Bilder an der Wand. Auch keine Möbel.
SUPERIMPOSE:
„ZWEI WOCHEN ZUVOR“
Die Wohnung ist völlig leer, bis auf den Staub und PERCY und AURELIA WIMBUSCH.
Beide sind ungewohnt lässig in Jeans gekleidet. Und reden in einem uns unbekannten Tonfall.
PERCY
Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, SCHEISSE!
Was hab’ ich dir denn verdammt
GESAGT?!
Stille. Aurelia sieht weg, leckt ihre Lippen. Dreht sich ihm zu.
AURELIA
Leck mich doch am Arsch du Wichser.
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PERCY
So geht das einfach nicht.
Er wird das keine Sekunde fressen...
PERCY’S UND AURELIAs P.O.V.: Auf der anderen Seite des Raumes steht MELODY mit
verschränkten Armen.
Ihr Auftreten ist anders als sonst. Sie wirkt hart und konzentriert.
GROSS: MELODY.
MELODY
Es könnte garnicht perfekter sein.
Das wird ihm den Hals brechen.
ZUFAHRT auf ihr GESICHT.
Und ÜBERBLENDUNG AUF:
38. BILLIGES HOTELZIMMER 1 INNEN/NACHT
In einem ultra-“cheapen“ Hotelzimmer.
MELODY steht mitten im Raum.
Sieht ins Nichts.
MELODY
(singt)
Meinst du mich?
Ach, du meinst echt mich.
Willst du mich anmachen?
DU willst MICH anmachen?
Sie greift blitzschnell unter einen Tisch und zieht eine WAFFE hervor.
MELODY
(singt weiter)
Da hab’ ich ja wahnsinnige Angst.
Da isses ja auf einmal wahnsinnig kalt hier drin.
Tut sie zurück. Zieht sie wieder hervor.
39. BILLIGES HOTELZIMMER 2 INNEN/NACHT
NEBENZIMMER.
ZWEI ZIVILBEAMTE. Einer kümmert sich um die AUFNAHMEGERÄTE, deren LAN-
GE KABEL in einer Wand verschwinden.
Der ANDERE sieht auf einen MONITOR:
P.O.V. DES BEAMTEN: Auf dem MONITOR ein VERZERRTES BILD des Hotelzim-
mers nebenan. MELODY greift wieder unter den Tisch und zieht die WAFFE hervor. Diesmal
läßt sie sie drei-, viermal um ihren Zeigefinger wirbeln wie Jesse James.
BEAMTER 1
Ist die auf Droge?
BEAMTER 2
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