3. 3
Herausforderung Motivation (I)
Das Problem der hohen
“Dropout-Rates”
(Abbruchquoten) begleitet die
Diskussion um offene Online-
Kurse vom ersten Tag an.
Was steckt dahinter:
Unmotivierte Lerner? Oder ein
schlechtes Kursdesign?
Feldstein, 2013
4. 4
Herausforderung Motivation (II)
Lernende, die intrinsisch motiviert sind
und selbstbestimmt lernen, sind ein
Ideal.
Wo finden wir diese selbstbestimmt
Lernenden? Gibt es sie überhaupt?
Unsere Bildungsinstitutionen sind eher
Orte des fremdbestimmten Lernens.
Reinmann/ Bianco, 2008
5. 5
Herausforderung Motivation (III)
Wie motivieren wir
Menschen, etwas zu
tun?
Welche Ansätze haben
sich bewährt, welche
nicht?
“Traditional rewards
aren't always as
effective as we think.”
(Dan Pink)
Pink, 2009
7. 7
Motivation: Selbstbestimmungstheorie
Motivation & Selbstbestimmung: Menschen, die über ihre
Handlungen frei entscheiden können, sind wesentlich motivierter als
diejenigen, die eine gestellte Arbeitsaufgabe erfüllen müssen.
Die Selbstbestimmungstheorie geht über die einfache
Unterscheidung von intrinsischer und extrinsischer Motivation hinaus
(Richard M. Ryan/ Edward L. Deci, Universität Rochester, USA).
Die Selbstbestimmungstheorie geht von drei psychologischen
Grundbedürfnissen aus:
dem Bedürfnis nach Kompetenz bzw. Kompetenzerleben
dem Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit
dem Bedürfnis nach Autonomie
8. 8
Die psychologischen Grundbedürfnisse:
nach Kompetenz/ Kompetenzerleben:
Menschen möchten etwas bewirken und sich in
ihren Handlungen als wirksam und kompetent
erleben.
nach sozialer Eingebundenheit:
Menschen möchten mit anderen verbunden sein
und akzeptiert und anerkannt werden.
nach Autonomie:
Menschen möchten das Gefühl haben, das
eigene Handeln selbst bestimmen zu können.
Motivation: Selbstbestimmungstheorie
Kompetenz/
Kompetenz-
erleben
Soziale
Eingebunden-
heit
Autonomie/
Selbst-
bestimmung
13. 13
Soziale Eingebundenheit (I)
Wie können virtuelle Lernräume als soziale
Räume gestaltet werden?
Gibt es Möglichkeiten, ein Profil zu pflegen
und sich mit anderen Lernenden zu
vernetzen?
Gibt es Möglichkeiten der informellen,
spontanen Kommunikation?
Wie können Informationsvermittlung und
gemeinsamer Austausch verbunden werden?
Hier haben sich regelmäßige Webinare
etabliert. CL20 MOOC
14. 14
Soziale Eingebundenheit (II)
Wie können die Teilnehmenden – über
Termine & Aufgaben hinaus – miteinander
verbunden werden?
Kommunizieren die Lehrenden schnell,
kontinuierlich, wertschätzend und
aufbauend?
Sind sie mit ihrer Rolle als Community
Manager vertraut?
Pape, 2014
15. 15
Exkurs: Community Manager
Jane Hart: “The role of the Enterprise Learning
Community Manager #elcm” (2012)
die “kollaborativen Möglichkeiten” der Plattformen und
Systeme aktiv nutzen ...
fortwährende soziale Aktivitäten koordinieren ...
selbst auf der Plattform bzw. im Kurs präsent sein – als
Rollenmodell fungieren ...
Experten ermuntern, sich nicht nur auf die Vermittlung
der Fachinhalte, sondern mehr auf Diskussion, Austausch
und Vernetzung zu konzentrieren ...
das Teilen von Erfahrungen und Wissen unterstützen ...
... auch über den Kurs hinaus ...
16. 16
Soziale Eingebundenheit (III)
Wie können Übungen und
Aufgaben so gestaltet werden, dass
sie das “Miteinander-” und
“Voneinander”-Lernen
unterstützen?
Ist die Arbeit in Lerngruppen oder
Lerntandems sinnvoll und
möglich?
Werden Lernende animiert, sich
wechselseitig Feedback zu geben
(peer-to-peer learning)?
19. 19
Kompetenz/ Kompetenzerleben (I)
Wie können die Erfahrungen der
Lernenden in den Kurs und das Kursdesign
aufgenommen werden?
Besteht die Möglichkeit, mit Hilfe einer
Umfrage (z.B. via Google Forms oder
SurveyMonkey) den Wissens-
stand der Teilnehmenden
zu erfahren?
Beispiel: DHBW
20. 20
Kompetenz/ Kompetenzerleben (II)
Können die Lernenden das Kurswissen direkt
auf ihre eigene Arbeitssituation anwenden?
Steht die Entwicklung eines eigenen
Konzepts (“Wie sieht es aus, wenn Sie das
Modell xy auf Ihre tägliche Aufgaben
anwenden?”) im Mittelpunkt des Kurses?
Werden die Lernenden, z.B. über
Ideenwettbewerbe, eingeladen, kreativ zu
werden und sich Lösungen für eine
bestimmte Aufgabenstellung auszudenken?
Beispiel: CL20 MOOC
21. 21
Kompetenz/ Kompetenzerleben (III)
Werden eingebrachte Arbeiten, Ideen und Lösungen
diskutiert und bewertet?
Eine zum Teil automatisierte, zum Teil informelle
Form der Anerkennung findet durch spieltypische
Elemente wie Ranglisten, Scores oder Badges statt
(Gamification).
Beispiel: MOOCs (mooin), CL20 MOOC, Credit Suisse
22. 22
Kompetenz/ Kompetenzerleben (IV)
Können die Lernenden ihre erworbenen
Kompetenzen direkt demonstrieren?
Können sie nicht nur Arbeiten und
Lösungen präsentieren, sondern auch
Teile des Kurses selbstverantwortlich
gestalten? Ist ein Rollenwechsel möglich?
Beispiel:
CL20 MOOC
23. 23
Exkurs: BarCamps
Ein BarCamp ist eine offenes
Tagungsformat, bei dem Ablauf und
Themen im Tagungsverlauf von den
Teilnehmern selbst entwickelt werden.
Deshalb wird beim BarCamp auch von
einer sich selbstorganisierenden
„Mitmach-Konferenz“ gesprochen.
Inhaltlicher Schwerpunkt der EduCamps
ist zumeist der Einsatz von neuen Lehr-/
Lernformaten in Bildung und
Weiterbildung.
Lutz Berger: Impressionen vom
6. CorporateLearningCamp #CLC16,
YouTube, 17.10.2016
25. 25
Autonomie (I)
Selbstbestimmung & Fremdbestimmung:
„Es gehört zu den Antinomien der Pädagogik und Didaktik, dass
man Selbstbestimmung zum Ziel hat, aber auf dem Weg dahin allein
mit Selbstbestimmung nicht auskommt.
Und damit wären wir bei der klassischen Frage, wie man die Freiheit
als Ziel mit dem Zwang als Mittel wohl verbinden könnte. Gar nicht
– würde ich sagen. Das ist ein Spannungsverhältnis, das man
aushalten muss und in gewissen Grenzen ausbalancieren kann ...“
(Reinmann, 2014)
Wo finden wir Anleihen, die uns weiterhelfen?
26. 26
Autonomie (II)
Kompetenzentwicklung erfordert eine Abkehr von
der bisherigen „Belehrungsdidaktik“ hin zu einer
„Ermöglichungsdidaktik“ (Rolf Arnold).
„Alle Menschen lernen am nachhaltigsten, indem sie
selbstgesteuert, problemlösend, aktiv, in Situationen
und in sozialem Austausch ihre Lernbewegung
gestalten können – in unserer Ermöglichungs-
didaktik haben wir diese Einsichten zu dem SPASS-
Akronym verdichtet, um Lehrenden entsprechende
Orientierungen bei ihrem Bemühen um die
Schaffung lebendiger und nachhaltiger Lernkulturen
zu geben.“ (Arnold, 2011)
DIE, 2015
27. 27
Autonomie (III)
Eine Reihe von neuen Online-
Formaten stellt die Vernetzung der
Teilnehmenden und Informationen
sowie das Entwickeln eigener
Beiträge zum Kursthema in den
Mittelpunkt.
cMOOCs – Designprinzipien:
Autonomie der Lernenden
Diversity
Interaktionen
Offenheit
28. 28
Zusammenfassung
Motivation ist ein komplexes
Geschehen, das von personalen
Merkmalen wie situativen Faktoren
abhängt.
Die Selbstbestimmungstheorie gibt uns
einen Orientierungsrahmen, der über
ein effektorientiertes „Motivations-
design“ hinausgeht.
Den Weg zum selbstbestimmten Lernen
kennzeichnet ein Spannungsverhältnis,
aber er ist alternativlos.
30. 30
Bildnachweise und -quellen
Slide 1/ 28: Jordan McQueen (Unsplash)
Slide 12: Anna Vander Stel (Unsplash)
Slide 15: Chris Potter (Flickr, CC BY 2.0)
Slide 18: Chris Brignola (Unsplash)
Slide 24: Austin Ban (Unsplash)
Slide 29/ 30: I'm Priscilla (Unsplash)
Notes de l'éditeur
Ich darf Sie ganz herzlich zum Webinar über LERNERMOTIVATION begrüßen. Und da ich wahrscheinlich wieder mehr Slides als Zeit mitgebracht habe, erlaube ich es mir, einfach in das Thema zu springen.
Die erste Herausforderung steckt ja schon im Begriff LERNER- oder LERNMOTIVATION. Das mag zum einen daran liegen, dass im angelsächsischen Raum häufiger von ENGAGEMENT gesprochen wird. Ich frage also weniger nach motivierten Mitarbeitenden oder Lernenden. Sondern mehr - aus strategischer Perspektive – nach Engagement und Culture.
Und auf der anderen Seite stehen die MEDIENDIDAKTIKER, die gerne einen Bogen um den Begriff machen. So findet man in Handbüchern kaum Artikel über Lernermotivation, weil man sich darauf konzentriert hat, die Entwicklung und das Design von Programmen zu beschreiben, also Interaktivität, Multimedialität, Aufgaben usw. Also Dinge zu entwickeln, nur um Lerner zu motivieren, hat aus dieser Perspektive schnell ein „Geschmäckle“.
ABER DAS HAT SICH VERÄNDERT!
Wir haben auf der einen Seite die Studien, die „Culture and Engagement“ ganz nach oben auf die To-Do-Liste rücken.
Und Deloitte‘s jährliche Global Human Capital Trends ist da sicher einer der bekanntesten und prominentesten.
Wir haben auf der einen Seite die Studien, die „Culture and Engagement“ ganz nach oben auf die To-Do-Liste rücken.
Und Deloitte‘s jährliche Global Human Capital Trends ist da sicher einer der bekanntesten und prominentesten.
Wir haben auf der einen Seite die Studien, die „Culture and Engagement“ ganz nach oben auf die To-Do-Liste rücken.
Und Deloitte‘s jährliche Global Human Capital Trends ist da sicher einer der bekanntesten und prominentesten.
Die erste Herausforderung steckt ja schon im Begriff LERNER- oder LERNMOTIVATION. Das mag zum einen daran liegen, dass im angelsächsischen Raum häufiger von ENGAGEMENT gesprochen wird. Ich frage also weniger nach motivierten Mitarbeitenden oder Lernenden. Sondern mehr - aus strategischer Perspektive – nach Engagement und Culture.
Und auf der anderen Seite stehen die MEDIENDIDAKTIKER, die gerne einen Bogen um den Begriff machen. So findet man in Handbüchern kaum Artikel über Lernermotivation, weil man sich darauf konzentriert hat, die Entwicklung und das Design von Programmen zu beschreiben, also Interaktivität, Multimedialität, Aufgaben usw. Also Dinge zu entwickeln, nur um Lerner zu motivieren, hat aus dieser Perspektive schnell ein „Geschmäckle“.
ABER DAS HAT SICH VERÄNDERT!
In diesem Zusammenhang wird auch gerne an die Rolle der Selbstverantwortung und die Selbstbestimmungstheorie verwiesen (seit den 1980er). Hinter Selbstverantwortung und Selbstbestimmung stehen das Bedürfnis nach Kompetenz, sozialer Eingebundenheit und Autonomie, und wenn wir Lerner motivieren, dann sollten unsere Maßnahmen sie in der Erfüllung dieser Bedürfnisse stärken.
Wobei dahinter ein nie abgeschlossener Prozess steht, und auch der intrinsisch motivierte Lerner in der Regel nur ein Ideal, eine Momentaufnahme ist.
In diesem Zusammenhang wird auch gerne an die Rolle der Selbstverantwortung und die Selbstbestimmungstheorie verwiesen (seit den 1980er). Hinter Selbstverantwortung und Selbstbestimmung stehen das Bedürfnis nach Kompetenz, sozialer Eingebundenheit und Autonomie, und wenn wir Lerner motivieren, dann sollten unsere Maßnahmen sie in der Erfüllung dieser Bedürfnisse stärken.
Wobei dahinter ein nie abgeschlossener Prozess steht, und auch der intrinsisch motivierte Lerner in der Regel nur ein Ideal, eine Momentaufnahme ist.
Die erste Herausforderung steckt ja schon im Begriff LERNER- oder LERNMOTIVATION. Das mag zum einen daran liegen, dass im angelsächsischen Raum häufiger von ENGAGEMENT gesprochen wird. Ich frage also weniger nach motivierten Mitarbeitenden oder Lernenden. Sondern mehr - aus strategischer Perspektive – nach Engagement und Culture.
Und auf der anderen Seite stehen die MEDIENDIDAKTIKER, die gerne einen Bogen um den Begriff machen. So findet man in Handbüchern kaum Artikel über Lernermotivation, weil man sich darauf konzentriert hat, die Entwicklung und das Design von Programmen zu beschreiben, also Interaktivität, Multimedialität, Aufgaben usw. Also Dinge zu entwickeln, nur um Lerner zu motivieren, hat aus dieser Perspektive schnell ein „Geschmäckle“.
ABER DAS HAT SICH VERÄNDERT!
In diesem Zusammenhang wird auch gerne an die Rolle der Selbstverantwortung und die Selbstbestimmungstheorie verwiesen (seit den 1980er). Hinter Selbstverantwortung und Selbstbestimmung stehen das Bedürfnis nach Kompetenz, sozialer Eingebundenheit und Autonomie, und wenn wir Lerner motivieren, dann sollten unsere Maßnahmen sie in der Erfüllung dieser Bedürfnisse stärken.
Wobei dahinter ein nie abgeschlossener Prozess steht, und auch der intrinsisch motivierte Lerner in der Regel nur ein Ideal, eine Momentaufnahme ist.