1. 06/2011
Pflege
Vollstationäre Pflege machte 2010 den größten Ausgabenan-
teil der Pflegeversicherung aus. Beschäftigtenzahlen in der
Pflegebranche stiegen deutlich. Die wachsende Zahl Pflege-
bedürftiger liegt im demografischen Wandel begründet.
Großteil der Leistungsausgaben ging an Leistungsausgaben der Pflegeversicherung 2010
die vollstationäre Pflege in Mrd. Euro
Die vollstationäre Pflege machte im Jahr 2010 mit Geldleistungen
4,67
Pflegesachleistungen
2,91
9,56 Mrd. Euro den größten Anteil der sozialen
Pflegeversicherung aus. Dazu kam die vollstatio- Pflegeurlaub
0,40
näre Pflege in Behindertenheimen mit 260 Mio. Pflegeberatung Tages-/Nachtpflege
Euro. Auf Platz zwei folgten die Geldleistungen mit 0,07 0,18
Zusätzliche
4,67 Mrd. Euro, z.B. für die Pflege durch Angehö- Stationäre Betreuungsleistungen
Vergütungszuschläge 0,28
rige. Pflegesachleistungen, z.B. durch ambulante 0,45
Kurzzeitpflege
Pflegedienste, wurden im Wert von 2,91 Mrd. Euro Vollstationäre 0,34
Pflege in Soziale Sicherung
durch die Versichertengemeinschaft erbracht. Den Behindertenheimen der Pflegepersonen
0,26 0,88
kleinsten Ausgabenanteil machte im Jahr 2010 die Vollstationäre Pflegemittel/
Pflegeberatung mit 7 Mio. Euro aus. Die Gesamt- Pflege
9,56
techn. Hilfen etc.
0,44
ausgaben der Pflegeversicherung betrugen 20,44
Mrd. Euro, diese beinhalteten zusätzliche Ausga- Insgesamt
20,44
ben für die Hälfte der Kosten des Medizinischen
Quelle: BMG; Grafik: BKK Bundesverband
Dienstes in Höhe von 30 Mio. Euro.
Entwicklung der Leistungsausgaben der Kosten der Pflegeversicherung steigen
Pflegeversicherung 2010 kontinuierlich an
in Mrd. Euro Im Jahr 2010 sind die Leistungsausgaben in der
25 sozialen Pflegeversicherung deutlich gestiegen.
Betrugen sie im Jahr 2009 noch 19,3 Mrd. Euro,
stiegen sie 2010 auf 20,44 Mrd. Euro an. Davon
20 entfielen 10,2 Mrd. Euro auf die ambulante und 10,3
insgesamt Mrd. Euro auf die stationäre Versorgung. Im Vorjahr
betrugen die Leistungsausgaben für ambulante
Pflege 9,6 Mrd. Euro und 9,8 Mrd. Euro für die
15
stationäre Pflege. Seit 2000 sind die gesamten
stationär Leistungsausgaben der sozialen Pflegeversicherung
kontinuierlich um rund 4,5 Mrd. Euro angestiegen.
10
Diese Entwicklung hängt eng mit der zunehmenden
Lebenserwartung zusammen. Dadurch wächst der
Anteil der Älteren an der Bevölkerung und damit
5 ambulant auch die Zahl der Pflegebedürftigen.
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2009 2009 2010
Quelle: BMG; Grafik: BKK Bundesverband
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2. Großteil der Pflegebedürftigen wurde 2009
Ort der Pflege 2009 zu Hause versorgt
Längst ist Pflege zu einem wichtigen Bestandteil des Fami-
In Heimen versorgt lienlebens geworden. Von den insgesamt 2,34 Mio. Pflege-
31%
bedürftigen im Jahr 2009 wurden 69% zu Hause versorgt,
d.h. an der Pflege waren Angehörige beteiligt. 1,07 Mio.
in Heimen
zusammen 717.000 Menschen wurden davon allein durch Angehörige versorgt,
mit bzw.
durch ambul.
das entspricht mehr als der Hälfte der häuslichen Pflege-
Pflegedienste arrangements. 555.000 Pflegebedürftige wurden mindes-
555.000
tens teilweise von ambulanten Pflegediensten betreut.
durch Angehörige
2009 waren 12.000 ambulante Pflegedienste mit 269.000
1,07 Mio. Beschäftigten im Dienste der häuslichen Pflege tätig. 31%
der Pflegebedürftigen wurden in Heimen vollstationär ver-
zu Hause versorgt sorgt. Das entspricht einer Anzahl von 717.000 Pflegebe-
69%
dürftigen, die in 11.600 Pflegeheimen betreut wurden.
Quelle: Statistisches Bundesamt; Grafik: BKK Bundesverband
Die Hälfte der Pflegebedürftigen ist
Pflegebedürftige nach Altersgruppen 80 Jahre oder älter
2009 Im Jahr 2009 waren zirka 55% der Pflegebedüftigen 80
in Tausend Jahre und älter. Insgesamt empfingen 2,34 Mio. Men-
schen Leistungen durch die Pflegeversicherung. Pflege-
≥ 90 Jahre 313,1 bedürftigkeit ist nicht nur auf das Alter beschränkt: 2009
85–89 Jahre 509,4
waren knapp 11% der Leistungsempfänger 15 - 59 Jahre
alt. Der Grund für die Pflegebedürftigkeit war in dieser Al-
80–84 Jahre 460,1
tersgruppe häufiger auf Behinderungen oder Krankheiten
75–79 Jahre 306,9 zurückzuführen. Die Anzahl der Menschen mit Pflegebe-
70–74 Jahre 244,8 darf ist im Vergleich zum Jahr 2007 um 4,1% gestiegen.
65–69 Jahre 129,7
60–64 Jahre 71,4
15-59 Jahre 256,3
<15 Jahre 66,5
100 200 300 400 500
Quelle: Statistisches Bundesamt; Grafik: BKK Bundesverband
Mehr als die Hälfte der Pflegebedürftigen
Leistungsempfänger nach Pflegestufen erhielt Pflegestufe I
2009 Die Anzahl der Pflegebedürftigen hat in den Jahren 1999
ohne Zuordnung bis 2009 deutlich zugenommen. Ende 1999 waren etwa
10.574
0,45%
2,02 Mio. Menschen pflegebedürftig, Ende 2009 zirka 2,34
Mio. Im Jahr 2009 erhielten 1,25 Mio. Menschen Pfle-
Pflegestufe III
293.096 12,53% Pflegestufe I
gestufe I. 787.018 Pflegebedürftige wurden der Stufe II,
1.247.564 293.096 Pflegebedürftige der Stufe III zugeordnet. Der
53,35% Zehnjahresvergleich zwischen 1999 und 2009 zeigt mit
+13,7% deutlich den kontinuierlichen Anstieg der Pflege-
Pflegestufe II 33,66% bedürftigen. Frauen sind in allen drei Pflegestufen deutlich
787.018 häufiger anzutreffen als Männer, da sie durchschnittlich
eine höhere Lebenserwartung haben.
Pflegegeld-
Empfänger
insgesamt
2,34 Mio.
Quelle: Statistisches Bundesamt; Grafik: BKK Bundesverband
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3. Zukunftsbranche Pflege
Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen Der Bedarf an Fachkräften im Gesundheitswesen wächst.
in Tausend Die steigende Anzahl der Pflegebedürftigen erfordert ins-
ambulant
stationär besondere mehr Beschäftigte in der Pflegebranche. Im
700 Jahr 2009 zählten ambulante Pflegeeinrichtungen 268.891,
621
600 574 stationäre Einrichtungen 621.392 Beschäftigte. Zum Ver-
546
511 gleich: Im Jahr 1999 waren 183.782 Beschäftigte im ambu-
475
500
441 lanten und 440.940 im stationären Bereich tätig. Im Zehn-
400
jahreszeitraum von 1999 - 2009 stieg die Gesamtzahl der
Beschäftigten in Pflegeeinrichtungen um etwa 30%. Die
269
300
214
236 Zunahme in den letzten zwei Jahren (2007 - 2009) betrug
201
200
184 190 bereits gut 9%.Von einem weiteren Arbeitskräftebedarf in
der Pflege ist auch in den kommenden Jahren auszugehen.
100
1999 2001 2003 2005 2007 2009
Quelle: BMG; Grafik: BKK Bundesverband
Größte Pflegeheimdichte in Schleswig-
Pflegeheimdichte nach Bundesländern 2009 Holstein
Anzahl der Pflegeheime je 100.000 Einwohner Die Anzahl der Pflegeheime variiert stark von Bundesland
zu Bundesland. Die meisten Pflegeheime waren 2009 in
Schleswig-Holstein 23,4
Niedersachsen 18,6 Schleswig-Holstein lokalisiert. Pro 100.000 Einwohner wa-
Sachsen-Anhalt 18,6 ren hier gut 23 Pflegeheime vorhanden. Niedersachsen
Mecklenburg-Vorpommern 18,3
Sachsen 17,5 und Sachsen-Anhalt lagen ebenfalls deutlich, Brandenburg
Thüringen
Brandenburg
15,0
14,7
und Bremen knapp über dem Bundesdurchschnitt. Wäh-
Bremen 14,7 rend Hamburg mit durchschnittlich gut zehn Pflegeheimen
Bundesdurchschnitt 14,2
Baden-Württemberg 13,6
im Bundesländervergleich an letzter Stelle stand, kamen in
Saarland 13,4 Berlin knapp elf Pflegeheime auf 100.000 Einwohner. Im
Bayern 13,1
Nordrhein-Westfalen 12,5 Bundesdurchschnitt lag die Dichte der verfügbaren Pflege-
Hessen
Rheinland-Pfalz
12,1 heimplätze im Jahr 2009 bei 1.033 pro 100.000 Einwohner.
11,3
Berlin 10,9 Schleswig-Holstein war mit gut 1.400 Plätzen darüber, Ber-
Hamburg 10,5
lin und Nordrhein-Westfalen mit 978 bzw. 981 Heimplätzen
5 10 15 20 25
Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistisches Landesamt Bremen; pro 100.000 Einwohner deutlich darunter angesiedelt.
Grafik: BKK Bundesverband
Über die Hälfte der Pflegebedürftigen in
Pflege durch Angehörige 2009 Hessen wird durch Angehörige versorgt
in Prozent Im Jahr 2009 wurden bundesdurchschnittlich 45,6% der
53,5
Hessen
Pflegebedürftigen von der Familie gepflegt. In Hessen war
Rheinland-Pfalz 49,8
Thüringen 49,0
es sogar über die Hälfte der Pflegebedürftigen, die von ih-
Berlin 48,4 ren Angehörigen versorgt wurde, in Rheinland-Pfalz knapp
Saarland 47,2 jeder Zweite. Auch in Berlin, im Saarland und in Mecklen-
Mecklenburg-Vorpommern 46,7 burg-Vorpommern wurde die Pflege relativ häufig zu Hause
Nordrhein-Westfalen 46,4
45,7
von Angehörigen durchgeführt. Nordrhein-Westfalen und
Baden-Württemberg
Bundesdurchschnitt 45,6 Baden-Württemberg lagen mit zirka 46% noch über dem
Brandenburg 44,6 Bundesdurchschnitt, Brandenburg und Bayern knapp da-
Bayern 44,4 runter. In Hamburg, Sachsen und Schleswig-Holstein war
Bremen 44,0
die häusliche Pflege 2009 deutlich weniger verbreitet als
Niedersachsen 43,5
Sachsen-Anhalt 43,0
im Bundesdurchschnitt. Die häusliche Pflege durch Ange-
Hamburg 38,8 hörige schließt eine zusätzliche Unterstützung durch exter-
Sachsen 38,8 ne Pflegekräfte nicht aus.
Schleswig-Holstein 38,4
10 20 30 40 50 60
Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistisches Landesamt Bremen;
Grafik: BKK Bundesverband
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4. Auch in Pflegeheimen soll autonome
Wünsche an Pflegeeinrichtungen Lebensführung möglich sein
in Prozent Eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie
Allensbach aus dem Jahr 2009 widmete sich der Frage,
Privaten Bereich für jeden 77 % welche Wünsche die Deutschen an ein Leben in Pflegeein-
Möglichkeiten für eigene Aktivitäten
richtungen haben, damit sie sich dort im Falle eines Falles
67 %
wohlfühlen könnten. 77% der Befragten fanden für das
Eigenes Zimmer 60 % Wohlbefinden unverzichtbar, einen eigenen privaten Be-
Jederzeit Besuchsmöglichkeit 46 % reich zu haben; ein eigenes Zimmer hielten dagegen nur
Tagesablauf weitgehend selbst
60% für notwendig. Ungefähr gleich häufig, mit jeweils 46
44 %
bestimmen bzw. 44%, wurden die Möglichkeiten bewertet, jederzeit
Unterhaltung und Abwechslung 44 % Besuch zu empfangen, den Tagesablauf selbst zu bestim-
Pflege- und Nicht-Pflegebedürftige 23 % men und dass Unterhaltung und Abwechslung geboten
unter einem Dach
werden. Deutlich weniger wichtig wurde ein Zusammen-
Essenszeiten variabel 21 %
leben mit nicht Pflegebedürftigen empfunden (23%) sowie
die Tatsache, dass man nicht an enge Essenszeiten gebun-
Quelle: IfD-Allersbach; Grafik: BKK Bundesverband
den ist.
Parkinsonerkrankungen am häufigsten
Diagnose Parkinson 2009 ab 85 Jahren
Erkrankte je 1.000 BKK Versicherte Knapp 49 je 1.000 BKK Versicherte zwischen 85 und 89
Jahren haben die ärztliche Diagnose Parkinson. Diese
≥90 Jahre 43,62 neurologische Erkrankung führt im schlimmsten Fall zur
85–89 Jahre 48,94
totalen Unbeweglichkeit. Die Wahrscheinlichkeit an Par-
kinson zu erkranken steigt mit dem Alter. Nur wenige Ver-
80–84 Jahre 43,25 sicherte erkranken bereits zwischen 50 und 54 Jahren. Im
höheren Alter, zwischen 70 und 74 Jahren, sind jedoch
75–79 Jahre 34,20
bereits 20,3 pro 1.000 BKK Versicherte betroffen. Bis 89
70–74 Jahre 20,30 Jahre steigt die Anzahl der Erkrankungen kontinuierlich
an. Die Erstellung einer individuellen Therapiestrategie
65–69 Jahre 11,15
und die Unterstützung durch Physiotherapeuten können
60–64 Jahre 5,16 oftmals dabei helfen, die Beschwerden zu behandeln und
so die Selbstständigkeit auf lange Sicht zu erhalten.
55–59 Jahre 2,64
50–54 Jahre 1,27
10 20 30 40 50
Quelle & Grafik: BKK Bundesverband
Datencheck:
Im Jahr 2050 werden voraussichtlich
etwa 4,5 Mio. Pflegebedürftige in der
sozialen Pflegeversicherung sein (2009:
2,34 Mio.)
Quelle: Statistisches Bundesamt
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