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Wochenausblick 8. Juni 2012
Etwas mehr Zuversicht
Redaktion:
1 Die Woche im Überblick 1
Dr. Stefan Mitropoulos
Tel.: 0 69/91 32-46 19 1.1 Chart der Woche 1
research@helaba.de 1.2 Wochen-Quartals-Tangente 2
1.3 Finanzmarktkalender KW 24 mit Prognosen 3
2 Im Fokus 4
2.1 China: Zentralbank schwenkt um auf Wachstumskurs 4
2.2 USA: (Bisher) Keine Ansteckung aus Europa 5
Herausgeber:
3 Charttechnik 6
Dr. Gertrud R. Traud
4 Helaba Kapitalmarktszenarien 7
Chefvolkswirt/Leitung Research
5 Helaba Basisszenario mit Prognosetabelle 8
Landesbank Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main
Telefon: 0 69/91 32-20 24 1 Die Woche im Überblick
Telefax: 0 69/91 32-22 44
1.1 Chart der Woche
Eine Lösung für Spanien muss her
Rendite 10-jähriger Staatsanleihen in %
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die Publikation ist mit größter Sorgfalt
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich Die negativen Nachrichten zu Spanien reißen nicht ab. Der Renditerutsch in Deutschland auf den
unverbindliche Analysen und Prognosen zu
den gegenwärtigen und zukünftigen Markt-
Rekordwert von knapp 1,13 % wurde maßgeblich von der Unsicherheit um Spanien ausgelöst. Das
verhältnissen. Die Angaben beruhen auf Land muss seine Banken rekapitalisieren, wobei es erhebliche Gerüchtespannen über das notwen-
Quellen, die wir für zuverlässig halten, für dige Volumen gibt. Deshalb hat die Ratingagentur Fitch das Langfristrating für Spanien um drei
deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-
Stufen auf BBB gesenkt und zugleich den Ausblick mit negativ versehen. Dennoch hat sich die
lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön-
nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-
Lage am spanischen Rentenmarkt zuletzt wieder etwas entspannt. Eine Anleiheauktion glückte
nen Angaben dienen der Information. Sie und Spanien sammelte 2,1 Mrd. € ein. Es wird spekuliert, dass Europas Politiker bald zusätzliche
dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Maßnahmen zur Eindämmung der Schuldenkrise präsentieren.
Anlageentscheidungen verstanden werden.
2. Wochenausblick
Claudia Windt
1.2 Wochen-Quartals-Tangente
Tel.: 0 69/91 32-25 00
Die Kapitalmärkte glichen in der vergangenen Woche einer Achterbahn: Eine Lösung der spani-
schen Bankenkrise ist bislang nicht gefunden, der weiterhin offene Wahlausgang in Griechenland
mit der möglichen Folge eines „Grexit“ und schließlich Konjunktursorgen aus den USA und China
setzten zunächst den Aktienmärkten gehörig zu. Der deutsche Leitindex DAX notierte zeitweise
sogar unter der psychologisch wichtigen Marke von 6.000 Punkten. China (S. 4) läutete mit seiner
unerwarteten Zinssenkung die Wende ein. Etwas konjunkturelle Zuversicht machte sich breit, was
zu einer kräftigen Erholung der Aktienmärkte führte und im Gegenzug die sicheren Anlagehäfen
Bundesanleihen und Treasuries unter Druck brachte. Auch der Euro nähert sich wieder der Marke
von 1,25. Allerdings bekam die neu gewonnene Zuversicht der Anleger schon wieder leichte Ris-
se: Eine geldpolitische Schwalbe aus China macht noch keinen Sommer, denn man erhofft sich
doch etwas mehr politischen Aktionismus.
Der globale Konjunkturpessimismus dürfte allmählich schwinden: Einerseits wird die Geldpolitik
in wichtigen Wachstumsregionen gelockert, was sich mit der üblichen Verzögerung positiv be-
merkbar machen wird. Andererseits setzt sich in den USA das moderate Expansionstempo fort
(S. 5), wie die Fed in ihrem jüngsten Konjunkturbericht (Beige Book) konstatiert hat. Neben der
Geldpolitik dürfte auch der rückläufige Ölpreis für eine Entlastung der globalen Nachfrage sorgen.
Dennoch wird die Lage an den Kapitalmärkten solange angespannt bleiben, bis sich eine Lösung
für Spanien abzeichnet. Bislang ziert sich das Land, direkte Hilfen vom europäischen Rettungs-
Europa muss
schirm zu beantragen. Eine indirekte Unterstützung der spanischen Banken ohne Auflagen kann es
handeln
mit Blick auf Irland eigentlich nicht geben. Nun gibt es erste Hinweise, dass die spanische Regie-
rung schon am Wochenende Finanzhilfen aus dem europäischen Rettungsfonds EFSF beantragen
wird. In der Berichtswoche plant der IWF seine Beurteilung der spanischen Banken zu veröffentli-
chen, so dass dann die Gerüchte um das mögliche Hilfsvolumen ein Ende hätten. Wenn Spanien in
den nächsten Tagen unter dem Rettungsschirm Schutz fände, dürfte dies zu einer gewissen Er-
leichterung an den Kapitalmärkten führen. Man könnte dann den Wahlausgang in Griechenland
am 17. Juni mit etwas mehr Gelassenheit abwarten.
Finanzmarktrückblick und -prognosen
Veränderung seit... aktueller
30.12.2011 31.05.2012 Stand* Q2/2012 Q3/2012 Q4/2012
(in %) Index
DAX 4,2 -1,9 6.144 6.500 7.000 7.200
(in Bp) (in %)
3M Euribor -69 -1 0,66 0,7 0,7 0,8
3M USD Libor -11 0 0,47 0,4 0,4 0,4
10 jähr. Bundesanleihen -45 18 1,38 1,5 1,8 2,1
10 jähr. Swapsatz -55 15 1,83 2,0 2,3 2,5
10 jähr. US-Treasuries -24 8 1,64 1,9 2,1 2,4
(jew eils gg. Euro, %) (jew eils gg. Euro)
US-Dollar 3,1 -1,6 1,26 1,25 1,30 1,35
Japanischer Yen -0,3 -3,1 100 99 104 110
Britisches Pfund 3,4 -0,8 0,81 0,80 0,85 0,88
Schweizer Franken 1,3 0,0 1,20 1,20 1,20 1,20
(in %)
Brentöl $/B -8,0 -3,0 100 108 105 103
Gold $/U 1,6 1,9 1.589 1.550 1.600 1.650
*Schlusskurse vom 07.06.2012 Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 8. Juni 2012· © Helaba 2
3. Wochenausblick
1.3 Finanzmarktkalender KW 24 mit Prognosen
Helaba- Bloom berg
Zeit Land Periode Indikator Vorperiode
Prognose Consensus
Montag, 11.06.2012
18:00 US Atlanta Fed Präsident Lockhart
San Francisco Fed Präsident
18:00 US
Williams
Dienstag, 12.06.2012
02:30 US Chicago Fed Präsident Evans
17:30 US Fed Gouverneur Tarullo
US Cleveland Fed Präsidentin Pianalto
Mittw och, 13.06.2012
Industrieproduktion
11:00 EZ Apr % m/m, s.a. -1,0 -1,0 -0,3
% y/y, s.a. -2,4 k.A. -2,0
14:30 US Mai PPI Erzeugerpreise, % m/m -0,7 -0,7 -0,2
PPI ohne Energie und
14:30 US Mai 0,2 0,2 0,2
Nahrungsmittel, % m/m
14:30 US Mai Einzelhandelsumsätze, % m/m -0,2 0,1 0,1
Einzelhandelsumsätze ohne Pkw s,
14:30 US Mai -0,1 0,1 0,1
% m/m
16:00 US Apr Lageraufbau; % m/m 0,5 0,5 0,3
Donnerstag, 14.06.2012
Konsumentenpreise (HVPI)
11:00 EZ Mai % m/m -0,2 -0,2 0,5
% y/y 2,4 2,4 2,6
Konsumentenpreise Kernrate
11:00 EZ Mai % m/m 0,0 k.A. 0,5
% y/y 1,6 1,6 1,6
14:30 US Q1 Leistungsbilanzsaldo; Mrd. $ -134,0 -132,4 -124,1
CPI Konsumentenpreise
14:30 US Mai % m/m -0,1 -0,2 0,0
% y/y 1,9 1,9 2,3
CPI ohne Energie & Nahrungsmittel
14:30 US Mai % m/m 0,2 0,2 0,2
% y/y 2,2 2,2 2,3
Erstanträge auf
14:30 US 9. Jun 375 k.A. 377
Arbeitslosenunterstützung, Tsd
Freitag, 15.06.2012
14:30 US Jun Empire State Umfrage; Index 14,0 14,0 17,1
15:15 US Mai Industrieproduktion, % m/m 0,3 0,1 1,1
15:15 US Mai Kapazitätsauslastung; % 79,4 79,2 79,2
Verbrauchervertrauen (UoM); vorl.
15:55 US Jun 78,0 78,3 79,3
Index
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 8. Juni 2012· © Helaba 3
4. Wochenausblick
2 Im Fokus
Viola Julien
2.1 China: Zentralbank schwenkt um auf Wachstumskurs
Tel.: 0 69/91 32-18 91
Die Entscheidungsträger in China haben Worten Taten folgen lassen. Angesichts der ge-
dämpften globalen Wachstumsaussichten hat die chinesische Zentralbank zum ersten Mal seit
2008 den Leitzins gesenkt. Finanzmarktteilnehmer hatten bereits seit Wochen auf zusätzliche
wachstumsstimulierende Maßnahmen für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde gehofft.
Die jüngsten Datenveröffentlichungen haben an den Finanzmärkten für Verstimmungen gesorgt.
So lagen die Einzelhandelsumsätze im Mai unterhalb der Erwartungen, die Einkaufsmanagerindi-
Konjunkturdaten
zes im Verarbeitenden Gewerbe schwächelten und die Exporte befinden sich seit fast einem Jahr
signalisieren Schwäche
in einem Abwärtstrend. Insgesamt mehrten sich die Sorgen, dass eine größer als erwartete kon-
junkturelle Flaute bevorsteht und einer der Wachstumsmotoren der Weltwirtschaft ins Stottern
gerät. Daher haben sich die Erwartungen auf stimulierende Maßnahmen erhöht, zumal diverse
Regierungs- und Zentralbankmitglieder mit entsprechenden Äußerungen Hoffnungen schürten. Es
wurde deutlich, dass sich die Prioritäten von strikter Inflationsbekämpfung stärker in Richtung
Wachstumsförderung verlagert haben. Der Fokus lag bis zuletzt auf fiskalpolitischen Maßnahmen
und gezielten Förderungen. Erst vor kurzem wurde bekannt, dass die Regierung unter anderem
Autokäufe in ländlichen Regionen fördern und Infrastrukturinvestitionen vorantreiben wolle. Seit
November 2011 wurden zudem drei Senkungen der Mindestreserveanforderungen vorgenommen.
Gestern erfolgte dann, worauf viele Marktteilnehmer bereits hofften: Die People’s Bank of China
(PBC) senkte den Leitzins um einen viertel Prozentpunkt auf 6,31 %. Diese erste Zinssenkung seit
2008 verdeutlicht, dass man sich in Peking der konjunkturellen Risiken bewusst ist.
Zentralbank reagiert auf Schwächesignale Rohstoffpreise signalisieren Entspannung an Preisfront
% % gg. Vj. % gg. Vj., Lead 1M % gg. Vj.
7.50 15 80 Konsumentenpreise (r.S.) 10
14 8
7.00 BIP (r.S.) 60
13
6
12 40
6.50 4
11
20
10 2
6.00
9 0 0
5.50 8
-20 -2
7 CRB-Rohstoffindex in CNY
Leitzins
5.00 6 -35 -4
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Angesichts der seit Jahresbeginn sinkenden Inflation hat die PBC inzwischen Spielraum für geld-
politische Lockerungsschritte dieser Art. Mit einem umfangreichen Stimulusprogramm wie in den
Kein umfangreiches
Jahren 2008/2009 sollte aber nicht gerechnet werden. Um der globalen Finanzkrise entgegenzu-
Konjunkturprogramm
wirken pumpte die Regierung damals umgerechnet fast 600 Mrd. US-Dollar in die Wirtschaft und
wie 2008/2009
senkte den Leitzins bis auf 5,31 %. Zwar konnte mit diesem Konjunkturpaket die schwächelnde
Wirtschaft wiederbelebt werden, der daraus resultierende Teuerungsanstieg war jedoch ein hoher
Preis. Chinas Regierung wird daher zwar vorsichtig agieren. Eine weitere Absenkung des Leitzin-
ses in diesem Jahr halten wir aufgrund der aktuell gedämpften Inflationsaussichten jedoch für
möglich, ebenso wie die erneute Reduzierung der Mindestreserveanforderungen. Per Saldo dürften
sich positive Effekte dieser Politik im zweiten Halbjahr bemerkbar machen und so halten wir an
unserer bisherigen Wachstumsprognose fest.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 8. Juni 2012· © Helaba 4
5. Wochenausblick
Patrick Franke 2.2 USA: (Bisher) Keine Ansteckung aus Europa
Tel.: 0 69/91 32-4738
In der Berichtswoche wird in den USA ein ganzer Schwung Daten veröffentlicht. Da Inflation
derzeit an den Märkten kein Thema ist, wird sich die Aufmerksamkeit wohl auf die realwirt-
schaftlichen Daten konzentrieren. Neben dem volatilen Empire State Index für das Verarbei-
tende Gewerbe stehen u.a. die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion auf dem
Programm. Insgesamt sollten die Daten das Bild eines moderaten Wachstums bestätigen.
Der Konsum ist mit Schwung ins zweite Quartal gestartet. Im April legten die Ausgaben der priva-
ten Haushalte preisbereinigt um 0,3 % gegenüber Vormonat zu. Im Mai dürfte die Dynamik etwas
Robuster Konsum trotz
nachgelassen haben. Die Autokäufe sind auf Basis der Stückzahlen um fast 5 % gegenüber dem
schwachem Mai
April gefallen. Da die Einzelhandelsumsätze nominal ausgewiesen werden, hat der spürbare Rück-
gang der Benzinpreise im vergangenen Monat eine zweischneidige Wirkung. Einerseits drückt der
Preisrückgang bei weitgehend unverändertem Mengenabsatz die Umsätze. Andererseits haben die
Haushalte durch diese „Entlastung an der Pumpe“ mehr Geld für andere Einkäufe in der Tasche.
Da sich der zweite Effekt in der Regel über einen längeren Zeitraum verteilt, ist im Monat eines
deutlichen Benzinpreisrückgangs ein negativer Nettoeffekt normal. Wir rechnen mit einer Abnah-
me der Einzelhandelsumsätze um 0,2 % (ohne Pkws: -0,1 %). Preisbereinigt dürften die Umsätze
wegen des erwarteten Rückgangs der Verbraucherpreise im Vormonatsvergleich unverändert bis
leicht höher gewesen sein. Für den realen Konsum zeichnet sich im Q2 mit annualisiert +2½ %
gegenüber Vorquartal wieder ein solider Zuwachs ab.
Einzelhandel: Solide Umsätze – Benzinpreise fallen weiter Industrie: Dynamik bei fast 4 % und positiver Ausblick
3-Monatsveränderung (JR, %) 3-Monatsveränderung (JR, %, invertiert) Annualisierte 3-Monatsveränderung (%) Verhältnis
16 -60 20 1,8
Benzinpreis,
14 landesweiter Durchschnitt (RS) -40 15
1,6
10
12 -20
5 1,4
10 0
0 1,2
8 20
-5
6 40 1
-10
4 60
-15 Verhältnis ISM-Komponente 0,8
2 80 Produktion im "Auf tragseingänge" zu
-20 0,6
0 100 Verarb. Gewerbe "Lager" (RS)
-25 (LS)
-2 Reale Einzelhandelsumsätze 120 0,4
-30
(LS)
-4 140 -35 0,2
2010 2011 2012 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die US-Zahlen zur Industrieproduktion insgesamt sind als Konjunkturindikator nur eingeschränkt
zu gebrauchen. So ist ein guter Teil der monatlichen Volatilität der Komponente „Versorger“ ge-
Industrie bleibt auf
schuldet. Deren Output hängt primär vom Wetter ab. Ein ungewöhnlich warmer Winter oder ein
Wachstumskurs
kühler Sommer dämpft den Stromverbrauch und damit den Output dieses Sektors. Allerdings hat
ein milder Winter auf die Gesamtkonjunktur eher einen positiven Einfluss, da vor allem im Bau-
sektor mehr als üblich produziert wird. Aussagekräftiger als Indikator ist daher die Kategorie
„Produktion im Verarbeitenden Gewerbe“. Mit Ausnahme einer kurzen Delle nach den Liefereng-
pässen in Folge des Erdbebens in Japan im März 2011 ist diese Produktionsgröße seit dem Ende
der Rezession kontinuierlich gestiegen, zum Teil mit zweistelligen Jahresraten. Im April lag die
Kapazitätsauslastung wieder bei 77,9 % und damit nur noch knapp unterhalb des langfristigen
Durchschnitts von 78,8 %. Im Tief 2009 war sie bis auf 63,8 % gefallen. Zuletzt betrug die Drei-
monatsdynamik des Output rund 3,5 % (Jahresrate) und die Produktionskomponente der ISM-
Umfrage deutet auf einen weiteren leichten Anstieg im Mai hin. Auch für die kommenden Monate
sind die Aussichten recht positiv, denn ein Frühindikator für die Produktion – das Verhältnis der
ISM-Komponente „Auftragseingänge“ zu „Lager“ – hat sich zuletzt spürbar verbessert.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 8. Juni 2012· © Helaba 5
6. Wochenausblick
3 Charttechnik
Bund-Future (Sep.-Kontrakt): Aufwärtstrend verlassen Widerstände: 145,43 145,97 146,63
Stochastic Bund-Future (daily) Unterstützungen: 142,55 141,87 141,66
Der Kontraktwechsel ging mit einer Rolldifferenz von rund
100 Ticks einher. Der Chart des fortlaufenden Kontrakts
verändert sich erheblich zum Negativen und wir richten
daher den Blick auf den September-Kontrakt. Aber auch
hier ist ersichtlich, dass der steile Aufwärtstrend verlassen
wurde. Zudem richten sich Stochastic und RSI gen Süden
und auch der MACD steht im Verkauf. Die begonnene
Korrektur könnte sich somit zunächst fortsetzen. Die Indi-
katoren im Wochenchart aber künden noch nicht von einer
Trendwende.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891)
EUR-USD: Stabilisierung im Abwärtstrend Widerstände: 1,2626 1,2825 1,3000
MACD EUR-USD (weekly) Unterstützungen: 1,2287 1,2150 1,1876
Seit dem Impulstief bei 1,2287 konnte sich der Euro stabili-
sieren und wird dabei unterstützt von den Indikatoren im
Tageschart. RSI und Stochastic steigen an und haben sich
aus der überverkauften Zone lösen können. Die nebenste-
hende Grafik verdeutlicht aber, dass dies bislang nur eine
kurzfristige Gegenbewegung darstellt. Der übergeordnete
Abwärtstrend ist intakt und die Indikatoren im Wochen-
chart (Stochastic, MACD und DMI) sind unverändert im
Verkauf. Daher bleiben mittelfristige Risiken erhalten, auch
wenn Erholungen kurzfristig möglich bleiben.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891)
DAX: Signifikanz der 200-Tage-Linie wird deutlich Widerstände: 6.160 6.222 6.257
DMI DAX (daily) Unterstützungen: 6.024 5.938 5.850
Wie an dieser Stelle bereits vermutet, hat der DAX nach
dem Bruch der 200-Tage-Linie seine Abwärtsbewegung
beschleunigt. Das nochmalige Heranlaufen an die Durch-
schnittslinie und das letztendliche Scheitern an dieser unter-
streichen eindrucksvoll deren immense Bedeutung. Grund-
sätzlich bleibt der übergeordnete Abwärtstrend intakt. Ent-
sprechend lässt sich kein positives Chance- und Risikoprofil
erkennen. Es gilt, den Blick nach unten zu richten. Die
nächsten Unterstützungen für den DAX finden sich bei
6.024, 5.938 und 5.850 Punkten.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Christian Schmidt (Tel.: 069/9132-2388)
Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf einer charttechnischen Analyse.
Unsere fundamentalen Analysen gehen in diese Betrachtung nicht ein.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 8. Juni 2012· © Helaba 6
7. Wochenausblick
4 Helaba Kapitalmarktszenarien
Für unseren Kapitalmarktausblick 2012 haben wir das Thema „Helden- und Göttersagen“ ge-
wählt. Im Hauptszenario „Gordischer Knoten“ (Eintrittswahrscheinlichkeit: 65 %) befreit sich
Hauptszenario: die Weltwirtschaft aus einer schwierigen Ausgangslage. Die Industrieländer drohten sich im euro-
Gordischer Knoten päischen Schuldengewirr zu verstricken. Doch wird die Euro-Staatsschuldenkrise 2012 abklingen.
Dazu tragen ein Ende der Unsicherheit um Griechenland, ein größerer europäischer Rettungs-
schirm bzw. eine Verstärkung der Brandmauern sowie ein fortgesetzter Reform- und Konsolidie-
rungskurs bei, der von einem Wachstumspakt flankiert wird. Erste Erfolge der europäischen Struk-
turreformen stellen sich allmählich ein, so dass insbesondere in Spanien und Italien 2013 wieder
mit einem leichten Wachstum zu rechnen ist. Der gordische Knoten kann gelöst werden. Das glo-
bale Wirtschaftswachstum schwenkt 2012 auf einen normalen Wachstumstrend ein. Dann dürften
die Kapitalmärkte wieder in ruhigeres Fahrwasser geraten, so dass sich ein insgesamt gutes Ak-
tienjahr 2012 mit zweistelligen Zuwächsen abzeichnet. Deutsche Renten dürften dagegen unter
Druck geraten, da die Nachfrage nach dem kostspieligen sicheren Anlagehafen allmählich abebbt.
Im Jahresverlauf 2012 ist mit einer anziehenden globalen Wachstumsdynamik zu rechnen: Die
Geldpolitik in den Schwellenländern dürfte wieder vermehrt auf Expansion umschwenken. In den
europäischen Problemländern wird der Konsolidierungsdruck zwar hoch bleiben, aber die negati-
ven Effekte der Restrukturierungen nehmen ab. In den USA kommt es im Wahljahr dagegen nicht
zu größeren Konsolidierungsanstrengungen, so dass die Wirtschaft erneut um rund 2 % wachsen
wird. 2013 dürfte das globale BIP insgesamt wieder stärker expandieren.
In unserem positiven Szenario „Phönix aus der Asche“ (5 %) kann die Weltwirtschaft an das
überdurchschnittliche Wachstum 2010 anknüpfen, jedoch um den Preis einer höheren Inflation.
Alternativszenario: Befeuert wird dies von einer expansiven Ausrichtung der Geld- und Fiskalpolitik. Weitere Konso-
Phönix aus der Asche lidierungsschritte werden in die Zukunft verschoben. Aktien strahlen heller denn je und Renten
verzeichnen im Gegenzug kräftige Kursverluste.
In unserem negativen Szenario „Sisyphus“ (30 %) fällt die Weltwirtschaft in eine Rezession. Die
Industrieländer geraten in ein deflationäres Umfeld. Trotz massiver Anstrengungen kann die euro-
Alternativszenario: päische Schuldenkrise nicht bewältigt werden. Der Versuch Staaten und Banken gleichzeitig zu
Sisyphus retten stellt sich als Sisyphusarbeit heraus. In China platzt die Immobilienblase und führt zu hefti-
gen realwirtschaftlichen Verwerfungen weltweit. Geopolitische Risiken könnten zudem die Kon-
junktur zusätzlich belasten. Anleger suchen Sicherheit, wovon der US-Dollar und die Rentenmärk-
te profitieren. Auf die Aktienmärkte hingegen rollt ein erneuter Einbruch zu.
Investmentszenarien 2012
Szenarien Wahrschein-
Wachstum Inflation Renten Euro Aktien
2012 lichkeit
Gordischer
65%
Knoten
Phönix aus
5%
der Asche
Sisyphus 30%
Quelle: Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 8. Juni 2012· © Helaba 7
8. Wochenausblick
5 Helaba Basisszenario mit Prognosetabelle
Im Hauptszenario „Gordischer Knoten“ (Eintrittswahrscheinlichkeit: 65 %) befreit sich die
Weltwirtschaft aus einer schwierigen Ausgangslage. Die Industrieländer drohten sich im europäi-
schen Schuldengewirr zu verstricken. Doch wird die Euro-Staatsschuldenkrise 2012 abklingen:
Dazu tragen ein Ende der Unsicherheit um Griechenland, ein größerer europäischer Rettungs-
schirm bzw. eine Verstärkung der Brandmauern sowie ein fortgesetzter Reform- und Konsolidie-
rungskurs in der Eurozone bei, der von einem Wachstumspakt flankiert wird. Erste Erfolge der
europäischen Strukturreformen stellen sich allmählich ein, so dass insbesondere in Spanien und
Italien 2013 wieder mit einem leichten Wachstum zu rechnen ist. Der gordische Knoten kann
gelöst werden. Das globale Wirtschaftswachstum schwenkt 2012 auf einen normalen Wachstums-
trend ein, so dass die Kapitalmärkte wieder in ruhigeres Fahrwasser geraten.
Rentenmärkte: Die EZB wird den Leitzins vermutlich bei 1 % fixieren, zugleich aber mit Liqui-
ditätsmaßnahmen wie Kaufprogramme für Staatsanleihen gefährdeter Euro-Länder sowie Lang-
fristtender für Finanzmarktstabilität sorgen. Die hohe Unsicherheit um den Verbleib Griechenlands
im Euroraum hat zu einer extremen Risikowahrnehmung im Euroraum geführt. Investoren nehmen
sogar eine negative Realverzinsung für Bundesanleihen in Kauf. Mit Überwindung der Krise dürf-
te die Nachfrage nach den sehr teuren Bundesanleihen zurückgehen. Die sich abzeichnende Ver-
gemeinschaftung von Staatsschulden innerhalb Europas (sog. Projektbonds) sollte die Bonität
Deutschlands in Mitleidenschaft ziehen. Die Verzinsung 10-jähriger Staatsanleihen dürfte in
Deutschland 2012 zwischen 1,0 % und 2,2 % schwanken, in den USA zwischen 1,5 % und 2,6 %.
Euro: Die Sorgen um die europäische Schuldenkrise werden im zweiten Halbjahr 2012 dank poli-
tischer Lösungen in den Hintergrund gedrängt. Die Konjunktur in der Eurozone fasst wieder Tritt,
der Wachstumsvorsprung der USA schmilzt. Die US-Geldpolitik bleibt sehr expansiv, selbst wei-
tergehende Maßnahmen sind nicht ausgeschlossen. Der Euro dürfte sich daher gegenüber dem US-
Dollar erholen. Der Euro-Dollar-Kurs sollte sich 2012 im Bereich von 1,20 bis 1,40 bewegen.
Aktienmärkte: Mit einer Beruhigung der Schuldenkrise und wieder robusteren Konjunkturdaten
wird der Risikoappetit der Anleger zunehmen. Dies dürfte zu Umschichtungen zugunsten von
Aktien führen. Auch die günstige Bewertung spricht mittelfristig klar für Dividendentitel, zumal
die Liquiditätsversorgung auch künftig sehr großzügig ausfallen wird. Der DAX dürfte daher im
zweiten Halbjahr die Marke von 7.000 Punkten wieder überschreiten.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 8. Juni 2012· © Helaba 8
9. Wochenausblick
Prognoseübersicht
Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise
Veränderung gg.
reale Veränderung gg. Vorjahr in %
Vorjahr in %
2010 2011 2012p 2013p 2010 2011 2012p 2013p
Euroland 1,9 1,5 0,2 1,3 1,6 2,7 2,4 2,1
Frankreich 1,6 1,7 0,7 1,5 1,7 2,3 2,4 2,1
Italien 1,8 0,5 -1,1 0,7 1,6 2,9 3,0 2,2
Spanien -0,1 0,7 -0,8 0,5 2,0 3,1 2,0 2,2
Griechenland -3,5 -6,9 -5,0 0,0 4,7 3,1 0,5 0,5
Irland -0,4 0,7 0,5 1,5 -1,6 1,2 2,1 1,9
Portugal 1,4 -1,6 -3,5 -1,0 1,4 3,6 2,5 1,5
Deutschland* 3,6 3,1 1,2 1,7 1,1 2,3 2,0 2,0
Großbritannien 2,1 0,7 0,5 1,5 3,3 4,5 3,0 2,6
Schw eiz 2,7 2,1 1,2 1,2 0,7 0,2 -0,3 0,8
Schw eden 6,2 3,9 1,0 1,3 1,2 2,6 1,7 1,8
Polen 3,9 4,3 2,7 3,0 2,6 4,2 3,5 3,3
Ungarn 1,3 1,7 0,0 1,4 4,9 3,9 5,5 4,0
Tschechien 2,7 1,7 0,5 1,7 1,5 1,9 3,4 2,5
Russland 4,3 4,3 3,5 4,0 6,9 8,4 5,0 6,0
USA 3,0 1,7 2,2 2,0 1,6 3,1 1,9 1,4
Japan 4,4 -0,7 2,3 1,0 -0,7 -0,3 0,5 -0,2
Asien ohne Japan 8,5 6,5 6,0 6,5 5,1 6,0 5,0 5,0
China 10,4 9,2 8,4 8,8 3,3 5,3 4,0 4,4
Indien 9,6 7,1 6,5 7,0 12,0 8,9 8,0 7,5
Lateinamerika 5,9 4,0 3,5 4,0 5,9 6,5 6,5 6,0
Brasilien 7,5 2,7 3,3 4,0 5,0 6,6 6,0 5,5
Welt 4,9 3,4 3,2 3,6 2,9 3,9 3,2 2,9
s = Schätzung, p = Prognose; *Deutschland: arbeitstäglich bereinigt;
Quellen: EIU, EcoWin, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 8. Juni 2012· © Helaba 9