Potentiale und Chancen von Free Open Source Software (FOSS) GIS für die Forschung und Ausbildung
1. GRASS GIS-Anwender Südwest-Treffen,
Freiburg 3. – 4. Dezember 2004
Potentiale und Chancen von FOSS GIS für die
Forschung und Ausbildung
(unter besonderer Berücksichtigung der Lage an den
deutschen Universitäten)
Oder:
Des Kaisers neue Kleider
Dr. Peter Löwe
2. Motivation
Unterschiedliche Blickwinkel zum Thema FOSS GIS.
Blick auf das System „Uni“ und seine Teufelskreise.
Alternative „Überlebensstrategien“ nennen.
Motivieren & Mut machen.
3. Die Lage ist hoffnungslos
(für Studenten und Dozenten),
aber nicht ernst ???
(für Leute mit Festanstellung).
„Lehre frisst Forschung“:Abschied von der Forschungsfront.
Lehre: Masse statt Klasse, Mogelpackungen, fehlende
„Aufbaukurse“.
FOSS (GIS) bietet Hilfe zur Selbsthilfe
(„Empowerment“) im Lernen und Forschen.
Studiengebühr Zeit: Carpe Diem !
4. „Be scary !“
Roberto Rodriguez, Regisseur ohne Uni-Abschluß:
El Mariachi, From Dusk Til Dawn, Spy Kids, ...
Es ist OK, mehr als die Dozenten zu wissen: Die „Anforderungen“ der Institute
(„Scheine & Prüfungsordnungen“) sind historisch gewachsen, oft realitätsfern und
ändern sich in geologischen Zeiträumen.
Es ist OK, interdisziplinär zu arbeiten. Die Experten sitzen meist in den
unterschiedlichsten Instituten („FOSS – Untergrund“)
Ablehnung von Innovation ist normal: Dogmen ändern sich nicht, sie sterben aus.
Projektmanagement wird nicht gelehrt. Das ist später aber sehr wichtig. Die „CanDo“ - Haltung wächst aus den Hindernissen mit denen man sich herumschlagen muß.
Die Uni ist kein Kloster: „Gottvertrauen“ auf den Sinn und Nutzen des Curriculums
ist fast immer schädlich (besser: „Selbstbedienungsladen“).
Die Mühe wird sich lohnen: $$$.
5. Was bietet FOSS GIS ?
Free Open Source Software (FOSS) bietet Freiheiten:
Die Software unbegrenzt und für jeden Zweck verwenden zu
dürfen
Die Software den eigenen Bedürfnissen anzupassen
Die Software zu kopieren und an Andere weitergeben zu
dürfen
Die Software zu verbessern und die Verbesserungen allen
zugänglich machen zu dürfen
Geoinformationssysteme (GIS):
GRASS GIS, PostGIS, qGIS, Thuban, Mapserver,...
6. Neue Freiheiten an der Uni durch
FOSS (GIS)
Freiheit, zu lernen, zu forschen und zu lehren (Reinschauen, Neues Schaffen, Hinterlassen)
Freiheit, mitzureden.
Freiheit, sich eine Zukunft aufzubauen.
„Freedom is just another word for (having) nothing left to lose“
(Janis Joplin)
7. Die neuen Kleider, Teil 1:
„Aber wir haben doch schon alles“
CIP-Pools: nicht-dedizierte Arbeitsplätze, erzwingt „Just-in-time“ Kreativität.
Dongle-gesicherte Einzellizenzen...
Murphys Law: Nie da, wenn man es selbst braucht.
„Wer zu Hause arbeiten will besorgt sich eben eine Raubkopie“.
Berufsbild: Hacker/Schwarzhändler ?
Studentenlizenzen:
Kostenfaktor aufgeschoben, andere Probleme bestehen weiter.
Skalierungsprobleme:
Erste Welt-Preisniveaus in Projekten mit Schwellenländern ?
Sachinvestitionen statt Personal:
Software ist nur so „gut“ wie das was damit getan wird: WISSEN ist nötig.
8. „In Deutschland machen die Schuster die
Landkarten...und zwar gut.“ (FOSS GIS Konferenz, 2004)
„Dieses Computerzeug ist nicht unser Fach.. „
IT-Werkzeuge erweitern das Arbeitsfeld der modernen Wissenschaften
(Buchdruck-Analogie: Pergament, Wiegedrucke, DTP).
Wer die Werkzeuge beherrscht, erzeugt marktfähige Produkte („Schuster“/ITPersonal) und hat Wettbewerbsvorteile:
FOSS hilft, verbreitete Ausbildungsdefizite zu beheben.
„Das ist dann aber Geoinformatik...das machen wir hier nicht“
NEIN: Für die Anwendung der Werkzeuge braucht es keine Herstellerkenntnisse
(Tragen nur Schuster Schuhe ???).
Missverständnis: Das Unwissen der „Entscheider“ erzeugt massive Unsicherheit
und Verwirrung. Die Fachsprache wird nicht um die notwendigen Kozepte erweitert, kein Lernen...an der Uni ??? [OOP, Modellierung, Markup-Sprachen,
CMS]
9. Strategische Vorteile von FOSS GIS
Legal, preiswert, freundlich: Läuft zu Hause und an der Uni,
Koexistenz mit propietärer Software.
Baukastenprinzip: Anforderungsorientierte Kombination von verschiedenen FOSS-Projekten zur Problemlösung
Läuft meist auch auf preiswerter Hardware (“Schrott“)
Offenheit = Sicherheit: Korrektheit der Modelle
Offenheit = Vertrauen: Nachvollziehbare Ergebnisse
Offenheit = Motivation: Geschaffenes Wissen + Erfahrungen
bleiben nutzbar (statt Projektleichen, verstaubende Diplomarbeiten) .
10. Taktische Vorteile von FOSS GIS
Globale Wissensbasis statt Einzelkämpfertum.
„Automarkenunabhängiger Führerschein“: Kenntnisse sind auf beliebigen Systemen einsetzbar.
Unabhängigkeit von Bürokratie und Lokaldogmatik
(Zeitgewinn + Flexibilität).
Industriekontakte durch die Community.
Forschung trotz Studium.
Meritokratie: Ruhm & Ehre & Publikationen.
11. Meri - was ? „Planet der Schafe“?
Meritokratie [FOSS GIS Konferenz, Bangkok 2004]:
Wortbildung aus „Merit/Verdienst“, keine Merinos.
„Möglichkeit zur Rede und Diskussion“ in einem weiteren
Sinn als bei FOSS: „Redefreiheit“ statt „Freibier“.
„Demokratie statt Uni-Aristokratie“:Anerkennung von
Verdiensten und Ideen unabhängig von akad. Grad,
Dienstalter, Uni-Rang oder Seilschaft.
Alternative Diskussions-Plattformen: Mailinglisten, OnlinePublikationen, internat. Tagungen/Kongresse.
(private Stiftungen als Alternative zu Uni/DFG/DAAD !)
12. Psychologie und Geld:
„Reich und Sexy“ ?!
Entscheider fallen (auch) auf Marketing-Psychologie herein
...sich wichtig fühlen dürfen...
...nur Luxusautos taugen was... sagt wer ?
...wir können uns das leisten... wirklich ?
Offenheit und Nachvollziehbarkeit evtl. unerwünscht
...hauptsache bunte Karten... (Form > Inhalt)
...Elephants for want of towns...
Vogel-Strauß-Politik: Innovationen werden verschlafen.
Fehlentscheidungen werden schöngeredet, ausgesessen und ignoriert.
Almosen-Mentalität anstatt Empowerment:
Hey Lord, won't you buy me a Mercedes Benz ? (J.Joplin)
13. Fazit: Es lohnt sich (trotzdem) !
FOSS (GIS) ist ein Ausweg für ein effektives und
sinnvolles Studium.
FOSS GIS breitet sich international in Forschung und
Entwicklung aus.
FOSS ist gesellschaftsfähig und „sexy“:
Auch in Deutschland
GIS-Technik wandelt sich zum Alltagsgut:
Wachstumsmarkt „Geoinformationsprodukte“
Hoher Bedarf an „Datenveredlern“
15. www.geomancers.net
Dr. Peter Löwe, promovierter Diplom-Geograph
Studium: Uni. Würzburg, University of Texas at Austin
Erstes Nicht-Gründungsmitglied des GAV
Open Source GIS seit ca. 1998.
GIS, Wissensmanagement, Fernerkundung
Seit 2003 Einzelunternehmer