Enterprise Resource Planning (ERP) Systeme erfreuen sich seit einigen Jahren wachsender Beliebtheit im Unternehmensumfeld. Der Anspruch derartiger Systeme liegt in der zentralen Verwaltung aller betrieblich relevanten Prozesse (Einkauf, Verkauf, Produktion, Finanzen, Personalwesen, CRM usw.) bei gleichzeitiger Standardisierung der zugrundeliegenden Arbeitsschritte. Durch die dadurch erzielbare Optimierung der Resourcen ergibt sich für viele Unternehmen der unmittelbare Vorteil, Zeit und Geld zu sparen.
Neben den bekannten ’big players’ aus dem proprietären Umfeld haben sich in letzter Zeit einige community-basierte Open Source Projekte im ERP-Bereich etabliert, die speziell auf die Bedürfnisse von KMU/EPU maßgeschneidert sind. Diese glänzen neben ihrer funktionalen Modularität und Kosteneffizienz vor allem durch Flexibilität hinsichtlich der abzubildenden Geschäftsprozesse. Community-basierte Projekte wie Tryton (www.tryton.org) haben durchaus das Potential, den kommerziellen Produkten in Zukunft den Rang abzulaufen.
ERP 2020 - der moderne Arbeitsplatz. Michael Gottwald, SoftSelect
Open Source ERP talk, Linuxwochen 2010
1. Open Source Communities:
Case Study Enterprise Resource Planning
Dr. Michael Wolfinger, Philipp Hamid
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2. Übersicht
‣ Enterprise Resource Planning - Einleitung
‣ Marktübersicht
‣ OpenERP
‣ Tryton
‣ Case Study “Neso”: ERP für Ein-Personen-Unternehmen (EPU)
‣ Case Study “medical”: Electronic Medical Record (EMR)
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3. ERP Einleitung
Enterprise Resource Planning bezeichnet die unternehmerische
Aufgabe, die in einem Unternehmen vorhandenen Resourcen
(Kapital, Betriebsmittel oder Personal) möglichst effizient für den
betrieblichen Ablauf einzusetzen und somit die Steuerung von
Geschäftsprozessen zu optimieren.
Quelle Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Enterprise_Resource_Planning
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5. ERP Einleitung
Allgemeines:
‣ unterschiedliche Datenbanksysteme (Microsoft Access, PostgreSQL,
MySQL, DB2, Oracle, Microsoft SQL Server)
‣ immer mehr webbasierte Systeme - dadurch
unternehmensexterner Zugriff möglich
‣ Fokus: Zeit- und damit Kostenvorteil
‣ serviceorientierte Architektur (über Unternehmensgrenzen hinaus)
‣ ERP spiegelt das Unternehmen wider (Konzern sehr komplex; KMU
Branchen spezifisch und kompakt)
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6. ERP Einleitung
Funktionsbereiche:
‣ Materialwirtschaft (Beschaffung, Lagerhaltung, Disposition,
Bewertung)
‣ Produktion
‣ Finanz- und Rechnungswesen
‣ Controlling
‣ Personalwirtschaft
‣ Forschung und Entwicklung
‣Verkauf und Marketing
‣Stammdatenverwaltung
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7. Kommerzieller Markt ERP-Software
Marktanteil 2006 weltweit
SAP
Oracle
Infor
22,6% Lawson Software
Microsoft
IFS AB
13,8% Agresso
7,9%
3,2% 3,2% 3,1%
2,2%
Quelle Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Enterprise_Resource_Planning
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8. Kommerzieller Markt ERP-Software
Marktanteil 2006 Deutschland
SAP
54,8% Oracle
Infor
Lawson Software
Microsoft
IFS AB
Agresso
Sage
Exact Software
Hyperion
5,5% 3,8%
0,9% 0,4% 0,4% 0,3%
Quelle Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Enterprise_Resource_Planning
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9. Vorteil offener Systeme für Kunden
‣ 100% Transparenz: testen vor dem Kauf
‣ Kunde kauft ein Service, keine Lizenzen: Investition fließt direkt in
die Entwicklung bzw. Servicierung des Produktes
‣ Kunde hat die Möglichkeit, sich zwischen Investition in Zeit oder
Geld zu entscheiden
‣ Kunde profitiert von den Entwicklungen der Community: Neue
Funktionalität muss nicht finanziert werden, höchstens eine
Adaptierung bzw. Integration in die eigene IT-Infrastruktur
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10. Offener Source Code
‣ horizontale und vertikale Erweiterung und Adaptierung
‣ offene Dokumentation
‣ Anbieterunabhängigkeit
‣ Minimierung von Investitionsrisiken
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11. OpenERP
www.openerp.com
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12. OpenERP
‣ Full-featured Open Source Enterprise Management Software
‣ Beispiel für ein "company driven" Open Source ERP System
‣ Geschichte:
2002 Gründung von Tiny durch Fabien Pinckaers
2005 Entwicklung TinyERP
2007 erste Großkunden (>1000 MA)
2008 TinyERP -> OpenERP
2009 OpenERP auf SaaS Basis verfügbar
mitlerweile hat OpenERP s.a. >100 Mitarbeiter
zuletzt 3 Mio EUR aufgestellt - Expansion in USA
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13. OpenERP - Key Features
‣ Abbildung aller betrieblich relevanten Prozesse
Einkauf, Verkauf, Finanzen, Produktion, Personalwesen, CRM &
Marketing, Vertrieb, Logistik, Dokumenten-Management, Business
Intelligence, E-Commerce
‣ Modulares System
‣ Multilingual: Übersetzungen in >25 Sprachen verfügbar
‣ GPL v3
‣ Partner Programm
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17. OpenObject
www.openobject.com
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18. OpenObject Community
OpenObject(*) Projekt ist in Teams organisiert:
‣ Developers
‣ Translators
‣ Experts Developers
Translators Experts
Hosting auf launchpad.net
(*) OpenERP hat angekündigt, den Namen OpenObject zu ändern
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19. OpenObject Community - Developers
Aufteilung der Entwickler in Klassen:
‣ Quality team: Qualitätssicherung core
‣ Driver Team: definiert Ziele für kommende Releases
‣ Commiter Team: Entwicklung addon-extra Module im offiziellen
Branch
‣ Community Team: Entwicklung community Module
meritokratisches System: Quality Team bestimmt neue Commiters
und Drivers, Initiatoren bestimmen Mitglieder des Quality Teams.
Bewerbung als Commiter nach Veröffentlichung von zwei Modulen.
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20. OpenObject Community - Experts
Experts Team:
Ausgezeichnete Experten in unterschiedlichen Gebieten
Planen die Entwicklung der Software, entwickeln jedoch nicht selbst
‣ Accounting Experts
‣ Manufacturing Experts
‣ Service Experts
‣ Ergonomy Experts
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21. OpenObject Community
‣ OpenObject community
entscheidet, welche Module
aufgenommen werden
‣ OpenERP Module:
500
350
185
40
Okt 2006 Apr 2007 Jan 2009 Apr 2010
Quelle: http://test.openerp.com
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22. OpenERP - Technik
Zugrundeliegendes Framework ist OpenObject
‣ Streng objektorientierte Architektur
Modellierung in Objekten, Speicherung in RDBMS (PostgreSQL)
‣ Object Relational Mapping (ORM)
Abstraktions-Layer zwischen Objekten und SQL Tabellen
‣ Beschreibung der Objekte und deren Verhalten in Python
‣ Model-View-Controller
Controller Object (Python)
View Definition (XML) RDBMS (PostgreSQL)
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23. Controller-Klassen
Python-Klassen beschreiben die Tabellenstruktur der DB und dienen
als Controller zwischen den Ansichten und Datenmodellen.
class incoremr_patient(osv.osv):
_name = "incoremr.patient"
_inherit = "res.partner"
_columns = {
'lastname' : fields.char('Nachnname', size=128, required=True),
'title_suffix' : fields.char('Titel Suffix', size=16, help="Dem Namen nachgestellte(r) Titel"),
'svnr': fields.char('SV-Nr', size=12, required=True, help="Sozialversicherungsnummer"),
'insurance_company' : fields.many2one('res.partner', 'Versichert bei', select=1, domain=
[('is_insurance_company','=','True')]),
'date' : fields.date('Patient seit'),
'dob' : fields.date ('Geburtsdatum'),
'sex' : fields.selection([
('m','m'),
('f','w'),
], 'Sex', select=True),
'deceased': fields.boolean('verstorben', help="Anklicken wenn PatientIn verstorben ist"),
}
_defaults = {
'date': lambda *a: DateTime.now().strftime("%d.%m.%Y"),
}
_sql_constraints = [
('svnr_uniq', 'unique (svnr)', 'Die SV-Nr. muss eindeutig sein!')
]
incoremr_patient()
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25. OpenObject - Vorteile
‣ Keine manuelle Interaktion mit der DB nötig
‣ Diverse ORM ‘utility’ Methoden verfügbar (create, read, write, ...)
‣ View Definition unabhängig vom Client (Web, GTK)
‣ Workflow Business Prozesse via XML steuerbar
‣ Reports (OpenOffice, RML, ...)
‣ Server Actions (z.B. automatischer E-mail Versand)
‣ und vieles mehr ...
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26. Es gibt aber auch Nachteile ...
‣ lückenhafte Dokumentation
‣ steile Lernkurve für Entwickler
‣ keine zufriedenstellende Diskussion über Security-Aspekte in der
offiziellen Dokumentation und in den Foren
‣ Einsatz nur firmenintern bzw. über sichere Verbindungen (VPN)
empfohlen
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27. Tryton
www.tryton.org
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28. Tryton
‣ universelles "Drei-Schichten" Applikation-Framework für den
Unternehmenseinsatz
‣ schnelle, mächtige und flexible Entwicklungsplattform
‣ multi-user Environment
‣ Open Source Projekt
‣ fork von OpenERP
‣ Basismodule für Buchhaltung, Fakturierung, Inventar-, Einkaufs-,
und Verkaufsmanagement
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29. Drei-Schichten
‣ Präsentationsschicht: Frontend - Präsentation der Daten
‣ Logikschicht: Application Server - beinhaltet Anwendungslogik
‣ Datenhaltungsschicht: Backend - Speichern und Laden der
Daten aus DB
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31. Tryton Präsentationsschicht
Tryton Client:
‣ GUI ohne Businesslogik
‣ MVC Architektur
‣ GTK (Plattformunabhängigkeit)
WebDAV:
‣ RFC 2518
‣ Zugriff via Webbrowser
XML-RPC
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32. Tryton Server - Logikschicht
Tryton Kernel:
‣ ermöglicht high-level Zugriff auf die Daten
‣ Netzwerk-Layer
‣ Module definieren Business-Logik
‣ Views definieren wie die Daten präsentiert werden
‣ Workflow & Report engine
‣ Internationalisierung
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33. Tryton Server - Logikschicht
Sicherheit:
‣ Authentifizierung
‣ Zugriffs-Rollen nach Model bzw. nach Records
Protokolle (optional via SSL):
‣ NetRPC
‣ XML-RPC
‣ JSON-RPC
‣ WebDAV
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35. Case Study: „Neso“
ERP für Ein-Personen-Unternehmen
„Paul Gärtner“, EDV-Dienstleister
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36. Case Study: „medical“
Electronic Medical Record (EMR)
auf Basis von OpenERP
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37. Electronic Medical Record (EMR)
Medical ist ein Open Source Projekt auf Basis von OpenERP
‣universelle elektronische Patientenakte (EMR)
‣Spitals-Informationssystem (HIS)
‣Schwerpunkt medizinische Grundversorgung
‣Einbindung sozio-ökonomischer Aspekte
‣Integration von WHO-Standard ICD-10 (>14k Krankheiten)
‣Identifikation genetischer Risiken lt. NCBI (>4k Gene erfasst)
‣Epidemiologische und andere statistische Reports
medical.sourceforge.net
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38. Vielen Dank
‣ Open Source Experts Group
‣ Tryton Projekt: Cédric Krier, Bertrand Chenal (B2CK)
‣ Medical Projekt: Luis Falcon (Thymbra)
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