SlideShare une entreprise Scribd logo
1  sur  156
Télécharger pour lire hors ligne
Hausmitteilung
                                  11. Juni 2012                                                                Betr.: Titel, Essen und Trinken, Meese

                                  D
                          er Jubel in der Welt war groß, als mit Barack Obama 2009 erstmals ein Schwar-
                          zer als Präsident der USA vereidigt wurde – und auch der SPIEGEL erhoffte
                     sich ein friedfertiges, liberales, sozial gerechtes Amerika. Um Obamas Arbeit zu
                     bilanzieren, sprachen die SPIEGEL-Korrespondenten in New York und Washington,
                     Ullrich Fichtner, 47, Marc Hujer, 43, und Gregor Peter Schmitz, 37, jetzt mit Politi-
                     kern und Lobbyisten, mit Künstlern, Rentnern und Kellnerinnen. Fünf Monate
                     vor der nächsten Präsidentschaftswahl erkennen die Journalisten einige Erfolge,
                     aber viele Probleme. Die Politik ist blockiert, die Gesellschaft gespalten, Obama
                     hat das Land nicht geeint – und Wahlversprechen wie die Schließung des Gefan-
                     genenlagers in Guantanamo nicht gehalten. Einer seiner Wähler, der Autor Jonathan
                     Franzen, sagte den SPIEGEL-Leuten, die Politik in den USA sei „toxisch“ geworden:
                     „Die normalen Leute wenden sich angewidert ab“ (Seite 82).
JONATHAN BROWNING / DER SPIEGEL




                                                                               MARO KOURI / DER SPIEGEL




                                  Hernig, Beyer in Suzhou                                                 Karathanos, Supp in Karditsa



                                  S   pötter sprechen von der Glutamatküche, wenn sie über chinesische Restaurants
                                      in Deutschland urteilen: ideenloser Einheitsgeschmack, fast überall. SPIEGEL-
                                  Redakteurin Susanne Beyer, 42, aber erlebte die Vielfalt, die in den Töpfen zwischen
                                  Peking und Sichuan simmert. Sie ließ sich in China von Marcus Hernig in Restau-
                                  rants und zu Garküchen führen; der Sinologe und Gourmet ist ein Kenner der
                                  Landesküche. Die beiden wählten Zutaten wie Huhn, Fisch oder Wasserpflanzen
                                  selbst aus und verkosteten eine halbe Stunde später mit Stäbchen sechs feinste
                                  Gänge. „Gewürzt wurde sparsam, die Basis des Geschmacks war der raffiniert zu-
                                  bereitete Fond“, sagt Beyer. Mit einem anderen Vorurteil brach SPIEGEL-Repor-
                                  terin Barbara Supp, 53, in Griechenland. Den dort produzierten Wein hatte sie als
                                  harzig oder süß in Erinnerung – nun erfuhr sie in Thessalien, dass Winzer wie Tha-
                                  nos Karathanos neuerdings höchste Qualität erzeugen. „Die Nachfrage allerdings
                                  lahmt, weil sich in dem krisengeschüttelten Land kaum jemand noch guten Wein
                                  leisten kann“, sagt Supp (Seiten 132, 48).


                                  R   ichard von Weizsäcker und Hape Kerkeling kamen, Joschka Fischer und Char-
                                      lotte Roche auch: Seit fünf Jahren lädt der SPIEGEL regelmäßig Prominente
                                  zu Gesprächen „Live in der Uni“. Kein Gesprächspartner aber suchte so sehr die
                                  Provokation wie der Maler, Bildhauer und Performancer Jonathan Meese. Kurz
                                  vor der Documenta kritisierte er im Gespräch mit den SPIEGEL-Redakteurinnen
                                  Ulrike Knöfel, 43, und Marianne Wellershoff, 49, in Kassel den „Größenwahn in
                                  der Kunst“, er drosch auf die Demokratie ein, verdammte den „Furzgrößenwahn
                                  des Menschen-Ichs“ und bezeichnete sich, nicht allen verständlich, als „versachlichte
                                  Diktatur“. Der SPIEGEL dokumentiert das Gespräch in Auszügen (Seite 140).

                                  Im Internet: www.spiegel.de   D E R   S P I E G E L                           2 4 / 2 0 1 2                      3
In diesem Heft
 Titel
Obama – ein Präsident der Enttäuschungen ... 82

 Deutschland
Panorama: Unionsfrauen verschärfen Debatte
um Quote / Grüne wollen Waffenexporte
beschränken / Koalition setzt auf Scheitern
der Transaktionsteuer .................................... 13
Europa: Brüssel plant die Schuldenunion ....... 18
Karrieren: Aufstieg und Fall des
Oskar Lafontaine ........................................... 22
Fraktionsvize Dietmar Bartsch über seine
Niederlage auf dem Parteitag ......................... 24
Recht: SPIEGEL-Gespräch mit
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-
Schnarrenberger über Shitstorms und
das Acta-Abkommen ..................................... 26                                                                                                                     Kanzlerin Merkel,
Piraten: Die Waffenlobby entert                                       JOCK FISTICK/BLOOMBERG/GETTY IMAGES
                                                                                                                                                                   EU-Ratspräsident Van Rompuy
die Liquid Democracy .................................... 29
Rechtsextremismus: Wie Neonazis den
Alltag in sächsischen Dörfern dominieren ..... 30
Rechtsprechung: Kritiker warnen vor
                                                                                                                Superstaat Europa?                                                  Seite 18
einer neuen Militärjustiz ................................ 33                                                   Um den Euro zu retten, will Brüssel die Währungsgemeinschaft zur
Sicherheit: Bombengefahr im Laderaum –                                                                          Fiskalunion machen und einen eigenen Finanzminister einsetzen.
Luftfracht wird kaum kontrolliert .................. 34                                                         Doch zuvor müssten die Deutschen über das neue Europa abstimmen.
Essay: Warum Wachstum dem
Klima nutzt .................................................... 36
Katholiken: Die Machtkämpfe im Vatikan ..... 38                                                             Merkel, van Rompuy
Strafjustiz: In Stade wurde ein 77-Jähriger
wegen Totschlags verurteilt ............................ 43

 Gesellschaft
Szene: Bisons als Haustiere / Leon de Winter
                                                                                                            Ganz normale Neonazis                                                     Seite 30
über die Rivalität zwischen
                                                                                                            Neonazis geben in vielen sächsischen Dörfern und Kleinstädten schon
Deutschland und den Niederlanden ............... 46                                                         den Ton an. Sie mischen wie selbstverständlich im Alltag mit, schüchtern
Eine Meldung und ihre Geschichte – Ein                                                                      kritische Bürger ein – und machen Jagd auf Ausländer.
83-jähriger Engländer sucht nach dem Sinn
des Lebens – und spendet seine Niere ........... 47
Genuss: Wie griechische Winzer mit edlem
Wein gegen die Krise ankämpfen ................... 48
Ortstermin: Junge Ostdeutsche erkunden
bei einer Busreise die ostdeutsche Heimat ..... 55                                                          Patienten zweiter Klasse                                                  Seite 58
                                                                                                            Wer privat krankenversichert ist, erwartet, dass er eine optimale Versorgung
 Wirtschaft                                                                                                 bekommt. Tatsächlich aber weisen viele Tarife gefährliche Lücken auf.
Trends: Ver.di will Anton Schlecker
                                                                                                            Gesetzlich Versicherte sind oft besser geschützt.
verklagen / Kreuzfahrten boomen trotz
„Costa“-Unglück / Kompromissangebot
im Steuerstreit mit der Schweiz ..................... 56
Gesundheit: Private Krankenversicherungen
bieten oft schlechtere Leistungen als ihre
gesetzlichen Konkurrenten ............................ 58                                                                                                        Der einsame
Autoindustrie: Wie Opel systematisch
heruntergewirtschaftet wurde ........................ 64                                                                                                         Kirchenfürst             S. 38
Debatte: Hat Deutschland den Ernst der                                                                                                                           Geheime Dokumente offen-
Lage in Europa nicht begriffen? ..................... 68                                                                                                         baren Korruption und Ruf-
Energie: Die Regierung will die                                                                                                                                  mord im Vatikan. Kardinäle
Stromkonzerne zwingen, unrentable                                                                                                                                kämpfen um ihre Chancen
Kraftwerke weiterlaufen zu lassen ................. 71                                                                                                           auf den Heiligen Stuhl. Statt
Manager: Ex-Arcandor-Chef                                                                                                                                        aufzuräumen, zieht sich Be-
Thomas Middelhoff bezahlt die Charter                                                                                                                            nedikt XVI. in sein päpst-
für seine Luxusyacht nicht mehr .................... 72                                                                                                          liches Apartment zurück und
                                                                                                                                                                 arbeitet an einem weiteren
 Medien                                                                                                                                                          Jesus-Buch. Findet der 85-
Trends: Was Facebook-Daten alles verraten /                                                                                                                      Jährige noch die Kraft, die
Niggemeiers Medienlexikon ........................... 75                                                    Benedikt XVI.                                        Kurie und die Weltkirche zu
                                                                                                                                                         IMAGO




Unterhaltung: Die tröstliche Welt der                                                                                                                            steuern?
Volksmusik ..................................................... 76

4                                                                                    D E R                       S P I E G E L   2 4 / 2 0 1 2
Ausland
                                                                                                         Panorama: Palästinenser bemühen sich
                                                                                                         um Aufnahme eines Dorfs ins
                                                                                                         Unesco-Weltkulturerbe / Tsunami-Müll
                                                                                                         in Nordamerika .............................................. 80
                                                                                                         Syrien: Die Armee der Deserteure ................. 94
                                                                                                         Russland: Putins berühmte Feindin ................ 98
                                                                                                         Ägypten: Wer beerbt Husni Mubarak? .......... 100
                                                                                                         Global Village: Die Rock-School von
                                                                                                         Mitrovica ...................................................... 103

                                                                                                          Sport
                                                                                                         Szene: Olympiastarter Luis Brethauer
                                                                                                         über die Professionalisierung des
                                                                                                         Trendsports BMX / Tor-Barometer –
                                                                                                         wann bei EM-Ausscheidungsspielen am
                                                                                                         häufigsten Tore fallen ................................... 105
                                                  Michelle und Barack Obama                              Euro 2012: Nach sechs Jahren
                                                                                                         Entwicklungsarbeit steht Bundestrainer
                                                                                                         Joachim Löw vor einer Woche der
  Obamas Scheitern                                                  Seite 82                             Wahrheit ....................................................... 106
                                                                                                         Die divenhaften Stars im Team der
  Traurige Bilanz für Obamas erste Amtszeit: An seinem Versprechen,                                      Niederlande entdecken den Gemeinsinn ...... 111
  die Wunden der Nation zu heilen, ist er gescheitert. Unversöhnlicher
  ideologischer Streit hat zum Stillstand der Politik geführt.                                            Wissenschaft · Technik



                                                                                         IMAGO
                                                                                                         Prisma: Letzte Worte aus dem Cockpit
                                                                                                         des russischen Superjets / Sind die Lehrer
                                                                                                         schuld an Rechenschwäche? .......................... 116
                                                                                                         Klima: Sinkende Insel oder steigendes
                                                                                                         Meer – Geoforscher erkunden ein
                                                                                                         Südseeparadies ............................................. 118
Sinkendes Inselparadies                                                  Seite 118                       Automobile: Außen-Airbag zum Schutz
                                                                                                         von Fußgängern ............................................ 124
Die Inseln der Südsee gelten als besonders bedroht vom Anstieg des Meeres-                               Genetik: Wird das Erbgut-Screening
spiegels. Auf einer Expedition entdeckten französische Forscher nun die                                  im Mutterleib zur Routine? ........................... 126
Hauptursache: Absinkende Kontinentalplatten ziehen die Eilande nach unten.                               Computer: Elektronisches Bargeld erobert
                                                                                                         den Alltag ..................................................... 128

                                                                                                          Kultur
                                                                                                         Szene: Der israelische Wagner-Fan
Die revolutionäre Kraft der Küche                                        Seite 132                       Jonathan Livny über Wagner-Konzerte
                                                                                                         in Tel Aviv / Pariser Ausstellung
Zu wenig individuell, zu wenig frei – das sind Vorwürfe, die der Westen                                  dokumentiert das Schicksal stillgelegter
der chinesischen Gesellschaft macht. Die Küche Chinas aber ist so vielfältig,                            Kinosäle ....................................................... 130
originell und reich, dass die kulinarische Welt nur staunen kann.                                        Kochkunst: Entsteht in Chinas Küchen
                                                                                                         das beste Essen der Welt? ............................. 132
                                                                                                         Kino: Dokumentation über
                                                                                                         den Kunstdissidenten Ai Weiwei .................. 135
                                                                                                         Berlin: Wie Subkultur-Unternehmer ein
Das perfekte                                                                                             neues Stadtquartier entwickeln .................... 136
                                                                                                         Theater: Abschied des Berliner

Kind       Seite 126
                                                                                                         Bühnenchefs Matthias Lilienthal .................. 138
                                                                                                         Documenta: Der Künstler Jonathan Meese
                                                                                                         im SPIEGEL-Gespräch über den Zustand
Forschern ist es gelungen, das
Erbgut eines Fötus aus dem                                                                               der Kunstwelt ............................................... 140
Blut der Mutter zu gewinnen;                                                                             Bestseller ..................................................... 145
darin lässt sich nach Anlagen                                                                            Literaturkritik: Der Erzählband „Beginners“
für Hunderte Erbkrankheiten                                                                              des US-Autors Raymond Carver .................. 146
fahnden. Werden sich Eltern
in Zukunft für eine Abtrei-                                                                              Briefe ............................................................... 6
bung ihres Kindes entschei-                                                                              Impressum .................................................... 148
den, wenn sie erfahren, dass                                                                             Leserservice ................................................. 148
es Risiken im Genom trägt?
                                                                                         BILDERBOX.COM




                                                                                                         Register ........................................................ 150
Bioethiker fürchten, dass der
                                                                                                         Personalien ................................................... 152
Druck, nur perfekte Kinder
zu gebären, wächst.                                                                                      Hohlspiegel / Rückspiegel ............................. 154
                                                                                                         Titelbild: Getty images


                                                 D E R   S P I E G E L   2 4 / 2 0 1 2                                                                                         5
Briefe

                                                                                                                           Als Präsident der Parlamentarischen Ver-
                                                                                                                           sammlung der Nato bin ich 1996 nach Is-
                                                                                                                           rael gefahren. Ich jedenfalls habe der Lie-
                               „Vielleicht helfen die Fakten                                                               ferung der U-Boote im vollen Bewusstsein
                                                                                                                           ihrer möglichen Nutzung im Rahmen der
                               des gutrecherchierten                                                                       israelischen nuklearen Abschreckungsstra-
                                                                                                                           tegie zugestimmt. Ich sah und sehe in die-
                               Artikels, dass Frau Merkel                                                                  sen Lieferungen ein durchaus legitimes
                                                                                                                           Instrument, die Sicherheit Israels zu er-
                               merkt, in welche fatale                                                                     höhen. Allerdings hege ich große Vorbe-
                                                                                                                           halte gegenüber der Aussage, dass Israels
                               Situation sie sich begeben hat.“                                                            Sicherheit Teil der deutschen Staatsräson
                                                                                                                           sei. Derartige Aussagen könnten auf is-
                                                                        HANS KAPPEI, BERLIN                                raelischer Seite verteidigungspolitische Er-
    SPIEGEL-Titel 23/2012                                                                                                  wartungen wecken, die auf deutscher Sei-
                                                                                                                           te nicht gemeint sind und im Konfliktfall
                                                                                                                           auch nicht eingelöst werden könnten.
Nr. 23/2012, Wie Deutschland die                ker, der vor einer Generation seinem Ge-                                                         KARSTEN VOIGT, BERLIN
Atommacht Israel aufrüstet                      wissen folgte und das damalige Geheimnis                                           AUSSENPOLITISCHER SPRECHER DER SPD
                                                der Israelis lüftete. Mordechai Vanunu                                                                   (1983 BIS 1998)

Wir lassen drohen                               konnte seine weitere Mitarbeit nicht mehr
                                                verantworten, verließ die Heimat und                                       Unheimlicher Fortschritt im neuen, mo-
Obwohl nicht der Tätergeneration ange-          erzählte der Londoner „Sunday Times“                                       dernen, friedliebenden Deutschland: Wir
hörend, schäme ich mich zutiefst, in ei-        alles, was er aus eigener Erfahrung wuss-                                  drohen keinem Volk der Erde mit atoma-
nem Land zu leben, das sich durch seine         te. Vom Mossad in Rom entführt, folgten                                    rem Feuer – wir lassen drohen.
Untaten am jüdischen Volk auf unabseh-                                                                                      HANS-LUDWIG FREDERKING, DÖRENTRUP (NRW)
bare Zeit erpressbar gemacht hat. Ich
schäme ich mich aber auch, von Leuten                                                                                      Wer atomar abschrecken oder präventiv
regiert zu werden, die sich von Israel er-                                                                                 losschlagen will, der sollte deutlich ma-
pressen lassen.                                                                                                            chen, dass er das kann. Warum verheim-
         MANFRED KONRADS, HELLENTHAL (NRW)                                                                                 licht unser Freund Israel das?
                                                                                                                               PROF. ERWIN LEIBFRIED, FERNWALD (HESSEN)
Die Bundesregierung hat mit der weite-
ren Lieferung der U-Boote eine große                                                          ZIV KOREN / POLARIS / LAIF   Bibelkundige Leser kennen das Ende der
Chance verschenkt, um auf Israel einen                                                                                     Geschichte. Als Delila herausfand, dass das
wirksamen Druck auszuüben. Damit hat                                                                                       Geheimnis von Samsons Kraft in seinen
Israel Mittel frei für den Siedlungsbau,                                                                                   Haaren lag, wurde er selbiger und somit
den Deutschland somit indirekt fördert.                                                                                    seiner Macht beraubt, um fortan als Sklave
    KARL-HEINZ THIERSTEIN, HÜNFELDEN (HESSEN)   Kommandozentrale eines „Dolphin“-U-Boots                                   zu dienen. Wenn das die Wahl ist, ist mir
                                                                                                                           Israel als Kämpfer lieber. Die Opferrolle
Was dort passiert, ist der helle Wahnsinn,      18 Jahre Gefängnis, die meisten in Ein-                                    hatten die Juden schon zur Genüge.
und Deutschland beteiligt sich daran auch       zelhaft. Heute lebt er unter strengen Auf-                                           DANIEL MAYER, FRANKFURT AM MAIN
noch mit Waffenlieferungen; ob geheim           lagen, darf weder mit Ausländern verkeh-
oder nicht, spielt vermutlich kaum eine         ren noch das Land verlassen. Er war und                                    Mir ist bei dem Gedanken an ein atoma-
Rolle. Das halte ich für eine falsch ver-       bleibt der Überzeugung, kein Staat dürfe                                   res Abschreckungspotential der Israelis
standene Solidarität mit Israel.                Massenvernichtungswaffen besitzen. Das                                     deutlich wohler als bei dem an eine ato-
                      INGE WESSELS, BIELEFELD   Völkerrecht gibt ihm recht.                                                mar aufgerüstete islamische Diktatur wie
                                                             DR. PAUL OESTREICHER, LONDON                                  Iran. Israel ist die einzige Demokratie in
Einem der Zweitschlagtheorie vorgelager-                  CAMPAIGN FOR NUCLEAR DISARMAMENT                                 der Region und damit quasi der Vorpos-
ten Szenario wird viel zu wenig Beach-                                                                                     ten des Westens und seiner Werte.
tung geschenkt: Führt Israel gegen irani-       Die nachhaltigste Sicherheitsgarantie für                                    MARCUS KLEWER-ALTINGER, ROSSTAL (BAYERN)
sche Atomanlagen einen konventionellen          Israel wäre ein gerechter Frieden mit den
Präventivschlag, muss es mit einem mas-         Palästinensern. Dazu müsste sich zu-                                       Wer U-Boote mit Kernwaffen bestückt,
siven Raketenangriff Irans rechnen. Wenn        nächst die pragmatische Mehrheit in Isra-                                  will sie auch abschicken. So kommen wir
das israelische Raketenabwehrsystem             el von den radikalen Siedlern lossagen.                                    der Wahrheit und Grass immer näher.
schon nicht das Durchdringen irakischer                             AKBAR MOHABAT, HAMBURG                                                       DIETER EMDE, HAMBURG
„Scud“-Raketen hat verhindern können,
wie soll sich das Land dann wohl gegen
eine erheblich größere Anzahl weitaus
treffgenauerer Raketen Irans schützen
                                                  Diskutieren Sie im Internet
können? Kommt es zu einem Flächen-                www.spiegel.de/forum und www.facebook.com/DerSpiegel
brand, werden wir zum dritten Mal maß-
geblich zum Ausbruch eines Weltkriegs             ‣ Titel Verdient Barack Obama eine zweite Chance?
beigetragen haben.                                ‣ Gesundheit Sind die privaten Krankenversicherungen
                BERNHARD LANGLOTZ, HAMBURG          inzwischen schlechter als die gesetzlichen?
Alle Ehre, dass Sie eine wichtige Diskus-         ‣ Gentests Wäre es ethisch verwerflich, jeden Fötus auf
sion ausgelöst haben. Ehre gebührt aber             Erbkrankheiten zu untersuchen?
zuerst dem tapferen israelischen Techni-
6                                                     D E R   S P I E G E L   2 4 / 2 0 1 2
Nr. 22/2012, Die schwierige Betreuung
diabeteskranker Kinder

Unsichtbare Belastung
Zwei Pflegedienste hatten die Insulin-Ver-
sorgung unseres dreijährigen Sohnes im
Kindergarten mit der Begründung abge-
lehnt, keine Erfahrung mit so kleinen
Diabetes-Patienten zu haben. Leider hat
es auch mit dem dritten nicht gut ge-
klappt, so dass wir uns jetzt doch selbst
drum kümmern müssen.
               KARIN SEYFERT, POING (BAYERN)

Familien mit diabetischen Kindern haben
nie Urlaub von der Krankheit, sie ist eine
permanente Belastung, die nicht sichtbar
ist, weil die Kinder so normal wirken.
Wissen und Verständnis in der Öffent-
lichkeit sind leider nur marginal erkenn-
bar. Im Schwimmbad wurden wir mal be-
schimpft, wir sollten in ein „Behinder-
tenbad“ gehen, es sei eine „Frechheit“
und „eklig“, öffentlich Blutzucker zu
messen und Insulin zu spritzen.
                 CATHERINE STUMPP, HAMBURG




                                                     STEFAN THOMAS KROEGER / DER SPIEGEL
Diabeteskrankes Kind beim Blutzuckertest

Durch umfassende Messung von Blutzu-
cker und Glukosetoleranz bei Schwange-
ren und deren Behandlung bei zu hohen
Werten konnte in der DDR die Neuerkran-
kungsrate von Typ-1-Diabetes um zwei
Drittel gesenkt werden. Nach der Wende
entfiel dieses Messen. Zehn Jahre später
sah man, dass der Typ-1 in den neuen
Ländern wieder stark angestiegen war.
                         ROLF LINDNER, BERLIN




    Korrektur
    zu Heft 23/2012
    Seite 20, „Made in Germany“: Das be-
    schriebene Treffen zwischen Helmut
    Kohl und Jizchak Rabin im Kanzler-
    bungalow in Bonn fand nicht im Win-
    ter 1994, sondern am 29. März 1995
    statt, nachdem die Bundesregierung
    einem weiteren U-Boot-Geschäft zu-
    gestimmt hatte. Rabin bedankte sich
    bei Kohl für die Unterstützung und
    bat um weitere Hilfe in der Zukunft.
    Das Weißbier schickte Kohl dement-
    sprechend erst nach dem 29. März
    1995 und nicht zu Weihnachten 1994.

8            D E R   S P I E G E L   2 4 / 2 0 1 2
Briefe

                                                                           Sollte der kritische Blick des SPIEGEL         Nr. 22/2012, Monika Piel ist die
                                                                           nicht viel stärker auf die verantwortlichen    mächtigste Frau der ARD –
                                                                           Konzerne und deren Praktiken fallen, die       unangefochten, aber umstritten
                                                                           uns mit Palmölprodukten, weichem Klo-
                                                                           papier und billigen Holzmöbeln versor-
                                                                                                                          Entworteter Hörfunk




                                                ALAMY / MAURITIUS IMAGES
                                                                           gen? Und sollten wir Verbraucher uns
                                                                           nicht viel mehr hinterfragen? Hier hat man     Für Frau Piel gilt eindeutig das Peter-Prin-
                                                                           sich den falschen Buhmann ausgeguckt!          zip: „In einer Hierarchie neigt jeder Be-
                                                                              MICHAEL BROMBACHER, BAD VILBEL (HESSEN)     schäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der
                                                                                                                          Unfähigkeit aufzusteigen.“ Schon die
                                                                           Die Organisation des WWF erinnert              Idee, dem Zuschauer statt einer Werbe-
Tiger im WWF-Schutzgebiet Tesso Nilo                                       bisweilen an das Sekten-Klischee: Eine         block-freien 2,5-Stunden-Ausstrahlung
                                                                           große Menge sich aufopfernder Helfer,          von „Wetten, dass ..?“ eine halbstündige,
Nr. 22/2012, Die dürftige Bilanz des                                       angeleitet von einem mäßig bezahlten           von Werbung unterbrochene und dazu
Rettungsriesen WWF                                                         Mittelbau, bringt oft Großes zustande.         noch lustlos moderierte Vorabendsen-
                                                                           Gleichzeitig haben sie so gut wie keine        dung zu kredenzen, musste am genervten
Weiches Klopapier                                                          Ahnung, was die eigenen Top-Verdiener
                                                                           an Sauereien einfädeln.
                                                                                                                          Zuschauer scheitern. Auch Größen wie
                                                                                                                          Gottschalk können selbst mit dem bun-
Der Artikel dokumentiert anschaulich,                                                            JOCHEN KOESTER, GENF     testen Anzug schrumpfen, wenn der in
wie unter dem Deckmantel des Natur-                                                                                       einem Kruschelladen getragen wird.
schutzes die Großwildjagd in Reservaten                                    Obwohl Sie den WWF zu Recht kritisie-            WOLFGANG FLADUNG, BAD CAMBERG (HESSEN)
subventioniert wird. So leistet die Stra-                                  ren, halte ich es für grob fahrlässig, das
tegie des WWF letztendlich einen insti-                                    Erreichte in Frage zu stellen. Wie bei allen
tutionellen Beistand bei der Vertreibung                                   großen Organisationen funktioniert eben




                                                                                                                                                                       ROLF VENNENBERND / PICTURE ALLIANCE / DPA
der Landbevölkerung. Danach werden                                         auch beim WWF nicht alles reibungslos.
Wälder gerodet, Kulturlandschaften zer-                                                          FRANK BODE, MÜNCHEN
stört und Monokulturen zementiert. Die
Aktionäre der Konzerne freuen sich, und                                    Als Leiter einer kleinen Naturschutz-
die Spenden an den WWF für den Erhalt                                      organisation erlebe ich täglich, wie schwer
von Reservaten sprudeln. Eine perfekte                                     es ist, ein paar tausend Euro für Projekte
Win-win-Situation für beide Seiten auf                                     zusammenzubringen. Während bei uns
Kosten von Natur und Bevölkerung.                                          alles in die Projekte fließt, sehen wir, wie
      PETER RUPPENTHAL, FRANKFURT AM MAIN                                  das große Geld von gutgläubigen Men-
                                                                           schen etwa an den WWF geht, dem ich            ARD-Chefin Piel, „Tatort“-Kommissare
Der WWF hat weltweit auch viel Gutes                                       übrigens dort, wo der Kampf für die Na-
erreicht. In Südafrika, wo wir jährlich                                    tur in seine Endphase getreten ist, zu mei-    Sie lassen zu Recht kein gutes Haar an
mehr als 400 Nashörner an Wilderer ver-                                    nem Bedauern niemals begegnet bin.             Frau Piel. Ihre Bilanz ist ernüchternd.
lieren, hat er sich aktiv und erfolgreich für                                  KLAUS BRAUNERT, KROPP (SCHLESW.-HOLST.)    Maßgebliche Akzente hat sie nicht zu set-
die Spitzmaulnashörner eingesetzt. Mehr                                                                                   zen vermocht. Das Farblose, Seichte, Mas-
als 26 Tiere wurden auf den WWF-Gebie-                                     Der WWF hat sich maßgeblich für den            senkompatible im WDR-Programm hat
ten geboren, ihr Lebensraum hat sich um                                    Klimaschutz eingesetzt. Dabei wurde er         unter Piels Ägide drastisch zugenommen.
30 Prozent vergrößert – also ist der Wert                                  von den betroffenen Unternehmen gewiss         Nun macht sie sich mit ihren Getreuen
des WWF-Einsatzes unermesslich!                                            nicht nur als „Kumpel“ wahrgenommen.           daran, das dritte Hörfunkprogramm wei-
KATHARINA V. DUERCKHEIM, MATIELAND (SÜDAFR.),                                                   MARCO VOLLMAR, BERLIN     ter zu entpolitisieren und zu entworten.
                       ELEFANTENFORSCHERIN                                                         WWF DEUTSCHLAND                     HELMUT HESSE, ERFTSTADT (NRW)
Briefe

Nr. 22/2012, Warum man Dateien nicht            Stattdessen begegneten mir liebevolle, in-
lieben kann, Schallplatten aber sehr wohl       telligente, hochsensible Menschen auf der
                                                Suche nach ihrer wahren Identität und
Piraten mit Tinnitus                            der Lösung ihrer Probleme.
                                                                       SIGURD HEINTKE-BOHDE, KIEL
Gemessen an den technischen Möglich-
keiten, den Sound des Grammophons               Nach Osho ist es notwendig, dass die
weiter zu perfektionieren, verschwindet         Menschen ihr Herz-Chakra öffnen. Des-
mit den weltweiten MP3-Downloads                sen Energie inspiriert Menschen zu lieben,
nicht nur das klassische Konsumverhalten        Mitgefühl zu haben und selbstlos zu han-
der Hörer, sondern auch ihre Fähigkeit,         deln. In den Sannyas-Zentren werden Su-
genau hinzuhören. So ändert sich mit den        chende durch Therapeuten dabei unter-
immateriellen, virtuellen Medien nicht          stützt, diesen Schritt zu gehen.
die Botschaft, wohl aber der Konsument.                         SWAMI POONAMA, SIEGBURG (NRW)
Am Ende, wenn die Piraten-Generation
der Tinnitus ereilt, bleibt von den Hör-
gewohnheiten zu Anfang dieses Jahrhun-
derts nur ein großes MP3-Netzrauschen.
                WOLFGANG NEITZEL, HAMBURG




                                                                                                            MATTHIAS GROPPE / DER SPIEGEL
Es ist irrelevant, ob meine Musik in mei-
nem iTunes-Ordner liegt oder in Regalen
verstaubt herumsteht. Das Medium be-
stimmt nicht die Wertigkeit der Musik.
In jeder Generation wurde Musik kon-
sumiert, gelebt wird nur die eigene Aus-
wahl – vergessen Sie bitte nicht, dass          Spirituelle Lebensgemeinschaft in Hessen
Musik auch nur ein Wirtschaftszweig ist.
          STANLEY KLINGE, FRANKFURT (ODER)      Aufenthalte in Poona, beste Therapien
                                                und Meditationen haben mir das Leben
Der Charme alter Speichermedien ist un-         gerettet. Dafür bin ich unendlich dankbar.
bestritten. Doch bietet die Digitalisierung                          AMBHO-HELGA TEUSCHER, PARIS
von Musik auch viele Vorteile. So kann
man im Internet kleine Schätze finden,          Es gehört schon eine deftige Portion Igno-
die es ohne dieses neue Medium vermut-          ranz dazu, den Religionsgründer Jesus in
lich nie gegeben hätte. Gute Musik bleibt       einem Atemzug mit Typen wie dem Mor-
gute Musik, egal ob in Form von Rillen          monen Joseph Smith, dem Scientologen
auf einer Platte oder als Einsen und Nul-       Ron Hubbard oder dem Bhagwan zu nen-
len in einer Computerdatei.                     nen. Im Gegensatz zu diesen selbster-
                JASMIN BURMESTER, HAMBURG       nannten Heilsbringern hat Jesus sich nie
                                                an seinen Anhängern bereichert.
                                                                      HANS-JÜRGEN SIMONS, AACHEN
Nr. 22/2012, Gut 22 Jahre nach seinem
Tod leben die Ideen des Gurus Bhagwan           Die manchmal schädlichen Effekte der
in Deutschland fort                             Rituale des Gurus sind mir bekannt. Die
                                                sexuelle Befreiung als freundliches und
Deftige Portion Ignoranz                        humorvolles philosophisches Ziel unter-
                                                schied sich aber deutlich von der Provo-
Ich bin Ende der siebziger Jahre dreimal        kation und der Forderung nach Freiheit
länger in Poona gewesen, selbst Sannya-         anderer, eher verklemmter Bewegungen.
sin geworden. Überwiegend Männer, die                                DR. MED. SVEN LARAT, MÜNCHEN
von zügellosem Sex träumten und deren
                                                Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe – bitte mit
Träume erfüllt wurden, wie Ihr Autor be-        Anschrift und Telefonnummer – gekürzt und auch elek-
hauptet, habe ich dort nicht angetroffen.       tronisch zu veröffentlichen. Die E-Mail-Anschrift lautet:
Es ging und geht um Selbsterkenntnis.           leserbriefe@spiegel.de




                      Aus der SPIEGEL-Redaktion
                      Millionen Deutsche leiden unter innerer Leere und anhaltender Er-
                      schöpfung. Depression und Burnout-Syndrom sind Diagnosen, die oft
                      schwer voneinander abzugrenzen sind, aber eines gemeinsam haben:
                      Auslöser der Erkrankung ist häufig Stress, der in der beschleunigten,
                      vernetzten Welt ständig zunimmt. Wann aber beginnen Stress und
                      Dauerdruck krank zu machen? SPIEGEL-Autoren stellen die neuesten
                      Erkenntnisse von Neurowissenschaftlern, Psychotherapeuten, Ärzten
                      und Burnout-Experten vor. Im Serviceteil des Buchs finden sich ein
                      Test zum eigenen Burnout-Risiko sowie Strategien zur Vorbeugung.
10                           D E R   S P I E G E L   2 4 / 2 0 1 2
Panorama                                                                                                             Deutschland
         WA F F E N E X P O R T E


      Roth will U-Boote
          stoppen
Die Grünen wollen die Lieferung von
U-Booten an Israel verhindern, falls
diese mit Atomwaffen ausgerüstet wer-
den können. Damit korrigieren sie
ihre Haltung aus der Zeit der rot-grü-
nen Bundesregierung, als der Export
ohne Auflagen gebilligt wurde. „Ich er-
warte eine Klarstellung, dass die Boo-
te nur konventionell bewaffnet wer-
den“, erklärt die Bundesvorsitzende
Claudia Roth, „sonst dürfen sie nicht
ausgeführt werden.“ Es widerspreche
„eklatant den deutschen Exportbestim-
mungen, nach denen Rüstungsgüter
nicht in Spannungsgebiete gelangen
                                           TARA TODRAS-WHITEHILL / DAPD




                                                                                                                                                                   SEAN GALLUP / GETTY IMAGES
Israelisches U-Boot aus Deutschland                                       Schröder, Merkel

dürfen, wenn sie dort zu einer Eskala-                                                                  GLEICHBERECHTIGUNG
tion beitragen können“. Schon die Lie-
ferung konventionell zu bewaffnender
U-Boote sei „eine schwierige Entschei-
dung, die aber wegen des deutschen
Sonderverhältnisses zu Israel akzepta-
                                                                               Quote soll ins Wahlprogramm
bel“ sei. Im Falle einer Regierungsbe-                                    In der Union verschärft sich der Streit      erwägen, einen fraktionsübergreifen-
teiligung im Bund 2013 wollen die Grü-                                    um die Quote für Frauen in Führungs-         den Gruppenantrag einzureichen, der
nen „die Richtlinien deutlich verschär-                                   positionen. Nachdem FDP-Chef Phil-           auch von den Quotenbefürwortern in
fen“. Auch den Export von Kampfpan-                                       ipp Rösler in einem Spitzentreffen mit       den Reihen von SPD und Grünen un-
zern des Typs „Leopard“ nach Saudi-                                       Kanzlerin Angela Merkel und CSU-             terstützt werden könnte. „Das letzte
Arabien würde ihre Partei zu verhin-                                      Chef Horst Seehofer vergangene Wo-           Wort über die Quote hat der Bundestag,
dern suchen, so Roth: „Die Grünen                                         che klargemacht hat, dass er in dieser       nicht Herr Rösler“, sagt die CDU-
werden alles tun, um diese Genehmi-                                       Legislaturperiode jedes Gesetzesvorha-       Bundestagsabgeordnete Elisabeth Win-
gung definitiv zu untersagen.“                                            ben zur Quote blockieren werde, star-        kelmeier-Becker. Familienministerin
                                                                          tet Bundesfamilienministerin Kristina        Schröder allerdings sperrt sich gegen
                                                                          Schröder (CDU) eine neue Initiative.         einen Gruppenantrag: zum einen, weil
                                                                          „Ich werde beim Thema Frauen in Füh-         er nur Aussicht auf Erfolg hat, wenn er
   ZAHL DER WOCHE                                                         rungspositionen nicht nachlassen und         eine starre Quote beinhaltet, was Schrö-
                                                                          bis zum Ende des Jahres einen Frauen-        der wiederum ablehnt; zum anderen

  2483                  Euro
                                                                          karriereindex auf den Weg bringen“,
                                                                          sagt Schröder. „Anhand dieser Skala
                                                                          können Frauen erkennen, wie sehr sich
                                                                          Firmen bei der Förderung von weibli-
                                                                                                                       würde ein solcher Gruppenantrag die
                                                                                                                       Existenz der schwarz-gelben Koalition
                                                                                                                       gefährden. „Es widerspricht dem Geist
                                                                                                                       der Koalition, im Bundestag auf wech-
  kommen zusammen, wenn jene fünf                                         chen Angestellten engagieren.“               selnde Mehrheiten zu setzen“, sagt
  Euro, mit denen die schwarz-gelbe                                       Allerdings beruht die Initiative der         Schröder. Kanzlerin Merkel will das
  Koalition künftig private Pflegeversi-                                  Ministerin auf Freiwilligkeit. Viele Frau-   Thema Quote in das Programm der
  cherungsverträge fördern will, über                                     en in der Union drängen dagegen nach         Union für die Bundestagswahl 2013 auf-
  30 Jahre angespart und mit durch-                                       wie vor auf eine Quote. „Die Quote           nehmen. In dieser Sitzungswoche will
  schnittlich zwei Prozent verzinst wer-                                  muss kommen, egal ob fest oder flexi-        Merkel der Gruppe der Frauen in der
  den. Das reicht, um gut drei Wochen                                     bel. Das ist eine Frage der Glaubwür-        Fraktion einen Besuch abstatten. Dann
  lang den Aufenthalt in einem Pflege-                                    digkeit“, sagt die saarländische Minis-      soll es auch um das Betreuungsgeld ge-
  heim zu bezahlen, der pro Monat der-                                    terpräsidentin Annegret Kramp-Karren-        hen, das die Unionsfrauen vehement
  zeit etwa 3000 Euro kostet.                                             bauer. Die Unionsfrauen im Bundestag         bekämpfen.

                                                                             D E R   S P I E G E L   2 4 / 2 0 1 2                                            13
Panorama

          FINANZSTEUER                                                                                                     VERKEHR


  Kalkuliertes Scheitern                                                                   Löchriges Nachtflugverbot
Die Koalition setzt insgeheim auf ein
Scheitern der mit den Sozialdemokra-
ten vereinbarten Finanztransaktion-
steuer. In dieser Legislaturperiode wer-
de es eine solche Steuer nicht geben,
sagte Kanzleramtschef Ronald Pofalla
vergangene Woche in kleiner Runde.
Daher könne man der SPD ruhig ent-
gegenkommen. Auch in der FDP hält
man ein Inkrafttreten der Steuer für
unwahrscheinlich: Die vom liberalen
Finanzexperten Volker Wissing in der
parteiübergreifenden Arbeitsgruppe
ausgehandelten Bedingungen seien so
formuliert, dass es die Steuer nicht ge-
ben werde, heißt es in der Fraktion.
Die SPD hatte die Finanztransaktion-
steuer als Gegenleistung für ihre Zu-




                                                                                                                                                                          MARIO VEDDER / DAPD
stimmung zum europäischen Fiskal-
pakt gefordert, der mit Zweidrittel-
mehrheit verabschiedet werden muss.
Unter Sozialdemokraten gibt es je-
doch weiterhin Vorbehalte gegen den                                             Flughafen Frankfurt am Main
Deal. „Die Zustimmung der SPD ist
keineswegs sicher“, sagt Parteivor-                                             Zahlreiche Ausnahmegenehmigungen               und Windbedingungen nicht in der re-
                                                                                des hessischen Verkehrsministeriums            gulären Zeit abgearbeitet werden kön-
                                                                                hebeln das Nachtflugverbot am Frank-           nen, lautete meist die Begründung. Das
                                                                                furter Flughafen aus. Allein im Monat          Bundesverwaltungsgericht hatte die
                                                                                Mai ließ es 201 Starts und Landungen           hessische Landesregierung im April
                                                                                zwischen 23 und 5 Uhr in Frankfurt zu.         verpflichtet, die Anwohner am Frank-
                                                                                In einigen Nächten, etwa am 11. Mai,           furter Flughafen von 23 bis 5 Uhr vor
                                                                                erteilte das Ministerium mehr als 50           Fluglärm zu schützen. Vollständig ein-
                                                                                Ausnahmegenehmigungen. Der Flug-               gehalten wurde das Nachtflugverbot im
                                                                                plan habe wegen schlechter Wetter-             Mai an nur drei Tagen.
                                           MARIO FOURMY/PICTURE ALLIANCE/DPA




                                                                                              P I R AT E N
                                                                                                                                vom stellvertretenden Landesvorsit-
                                                                                                                                zenden in Niedersachsen, Thomas
                                                                                                                                Gaul: „Bei gleichbleibendem Erfolg
                                                                                Vorstände befürworten                           wird eine Piratenpartei nicht umhin-


Frankfurter Börse
                                                                                 Professionalisierung                           kommen, ihren Bundesvorstand und
                                                                                                                                dessen Mitarbeiter qualifiziert zu be-
                                                                                                                                zahlen.“ Noch schrecke man in der
                                                                               Führende Vertreter der Piratenpartei             Partei davor zurück, „aus Angst vor
standsmitglied Ralf Stegner, „der Fis-                                         schalten sich erstmals mit konkreten             den wenigen Schreihälsen, die einen
kalpakt fügt einem Übel bloß weitere                                           Ideen in die Debatte um Vorstandsge-             mit ihrer Kritik treffen könnten“,
hinzu.“ In einer Telefonschaltkonfe-                                           hälter ein. „Auf Sicht von zwei bis drei         meint Gaul. Trotz der starken Arbeits-
renz am vergangenen Donnerstag ver-                                            Jahren müssen wir darüber nachden-               belastung sind Vorstandsgehälter bei
ständigten sich die Parteilinken auf                                           ken, den Vorständen zumindest eine               den Piraten weiterhin umstritten. Der
weitere Forderungen an die Bundesre-                                           Sockelvergütung zu bezahlen“, erklärt            Bundesvorsitzende Bernd Schlömer
gierung. Demnach solle es „nicht bei                                           der Bundesvorstand Matthias Schrade.             verteidigte die Ehrenamtskultur bei ei-
bloßen Absichtserklärungen“ in Sa-                                             Zurzeit sei die Diskussion jedoch mü-            ner Schaltkonferenz am vorigen Mitt-
chen Finanztransaktionsteuer bleiben.                                          ßig, da der Partei durch die „unfairen           woch. Anderen Parteien, argumentiert
„Es muss ein Kabinettsbeschluss her“,                                          Regeln zur Parteienfinanzierung“ in              Schlömer, falle der goldene Apfel
sagt Stegner. „Wenn das nicht passiert,                                        diesem Jahr etwa eine Million Euro               manchmal zu leicht ins Maul. Die Pira-
fehlt es an den Voraussetzungen für                                            fehlten. „Wenn wir die hätten, könnten           ten betätigten sich engagiert und mit
eine Zustimmung.“ Außerdem müss-                                               wir zumindest den Bundesvorständen               Herz an der Sache. „Das reicht nach
ten sich Union und FDP bei den The-                                            eine Vergütung von beispielsweise                meinem Dafürhalten auch aus, um uns
men Wachstum und Entlastung der                                                1000 Euro pro Monat ermöglichen“,                als professionelle Partei zu beschrei-
Bundesländer bewegen.                                                          sagt Schrade. Unterstützung erhält er            ben“, sagte der Bundesvorsitzende.
14                                                                                 D E R   S P I E G E L   2 4 / 2 0 1 2
Deutschland

                                                            HOCHSCHULFINANZI ERUNG


                                              „Der Bund soll sich nicht einmischen“
                                                   Hessens Wissenschafts-               Kühne-Hörmann: Nein. Der Wettbewerb
                                                   ministerin Eva Kühne-                ist gut, weil er zu mehr Kooperationen
UWE ZUCCHI/PICTURE-ALLIANCE/DPA




                                                   Hörmann, 50 (CDU),                   zwischen Hochschulen und zu Debat-
                                                   über den Elite-Wett-                 ten über förderungswürdige Forschungs-
                                                   streit der Hochschulen               inhalte geführt hat. Aber über die
                                                   und den Plan der Bun-                künftige Qualität der Hochschulland-
                                                   desregierung, für die                schaft insgesamt entscheidet er nicht.
                                                   Bildung das Grundge-                 SPIEGEL: Ihre Parteifreundin, Bundes-
                                                   setz zu ändern                       forschungsministerin Annette Scha-
                                                                                        van, will das im Grundgesetz festge-
                                  SPIEGEL: Am Freitag wird beschlossen,                 schriebene Kooperationsverbot än-
                                  welche deutschen Universitäten sich                   dern, damit der Bund die Wissenschaft
                                  künftig mit dem Elite-Status schmücken                besser fördern kann. Ist das der Weg?
                                  dürfen. Warum sind keine hessischen                   Kühne-Hörmann: Hessen lehnt diesen
                                  Hochschulen mehr im Rennen?                           Plan in der bisherigen Form ab. Wir
                                  Kühne-Hörmann: Der Elite-Status ist eine              wollen nicht, dass sich der Bund in
                                  von drei Förderarten der Exzellenz-                   Details der Hochschulpolitik ein-
                                  initiative. Zwar kann sich keine hessi-               mischt. Es wäre hilfreicher, wenn Hes-
                                  sche Hochschule „Elite-Universität“                   sen als Zahlerland über die Mittel, die
                                  nennen, es werden aber vier Exzellenz-                durch den Länderfinanzausgleich und
                                  cluster und zwei Graduiertenschulen in                Forschungszuschüsse der Bundeslän-
                                  Darmstadt, Frankfurt und Gießen mit                   der abfließen, selbst verfügen könnte.
                                  153 Millionen Euro gefördert. Am Frei-                SPIEGEL: Was würde sich ändern?
                                  tag wird über die Zukunft dieser sechs                Kühne-Hörmann: Wir in Hessen müssen
                                  Bildungsstätten und über zwei Neuan-                  jetzt, wie übrigens alle Bundesländer,
                                  träge aus Hessen entschieden.                         darüber nachdenken, wie im Exzel-
                                  SPIEGEL: Andere wichtige Bundesländer                 lenzwettbewerb geförderte Projekte
                                  wie Bayern und Baden-Württemberg                      weitergeführt werden können – und
                                  verfügen über Elite-Unis. Fürchten Sie                das bei konstant hohem Andrang an
                                  nicht, abgehängt zu werden?                           den Hochschulen. Für die Folgekosten
                                  Kühne-Hörmann: Bayern und Baden-                      ab 2017 haben Bund und Länder noch
                                  Württemberg haben früh gezielt geför-                 keine Lösung gefunden.
                                  dert und profitieren jetzt. Wir haben in
                                  einer Aufholjagd seit 1999 viel Geld in          SCHLESWIG-
                                  die Wissenschaft gesteckt und die                HOLSTEIN
                                  Hochschulautonomie vorangetrieben.                     4
                                                                                             1
                                  Hessen hat als einziges Bundesland                                   MECKLENBURG-
                                  ein eigenes Forschungsförde-                          1              VORPOMMERN
                                                                               HAMBURG
                                  rungsprogramm über 410 Mil-                              1
                                  lionen Euro aufgelegt. Doch             BREMEN 3
                                  natürlich haben die Elite-Unis                                               BERLIN
                                  durch das zusätzliche Geld                     NIEDERSACHSEN                         11 7
                                  vom Bund einen Wettbe-                               5 3
                                  werbsvorteil für die Zu-                                                    BRANDENBURG
                                                                                                    SACHSEN-
                                  kunft.                                               Göttingen     ANHALT          1
                                  SPIEGEL: Ist der Elite-         NORDRHEIN-WESTFALEN
                                  Wettbewerb ein geeigne-                Bochum                         1           Dresden
                                  tes Mittel, um dauerhaft     12 14
                                                                                               THÜRINGEN        SACHSEN
                                  Bundesgelder an die                  Köln                                   3
                                  Hochschulen zu über-           Aachen          HESSEN            1
                                                                                                                 2
                                  weisen?                                        6
                                                                     1                    2
                                                                                                                   Quellen:
                                                                          4                                        Wissenschafts-
                                                                                                                         rat, DFG
                                                                              Mainz
                                  Starker Süden                                RHEIN-
                                                                   2           LAND-
                                  Exzellenzinitiative – die                    PFALZ
                                                                                  Heidelberg             BAYERN
                                  Bilanz der Bundesländer   SAARLAND             Karlsruhe                11   7
                                       Elite-Unis                                   Tübingen
                                                                  BADEN-
                                       Bestand Neuanträge         WÜRTTEMBERG                            München
                                       Exzellenzcluster und                        16 8
                                       Graduiertenschulen
                                    X Bestand X Neuanträge              Freiburg
                                                                                        Konstanz

                                                                D E R   S P I E G E L    2 4 / 2 0 1 2                              15
Deutschland                                                                                                                                        Panorama

                                                                                                                                         RECHTSEXTREMISMUS


                                                                                                                                           „Heil Beate!“
                                                                                                                                  Haben Thüringer Neonazis Anschläge
                                                                                                                                  nach dem Vorbild der Zwickauer Ter-
                                                                                                                                  rorzelle „Nationalsozialistischer Un-
                                                                                                                                  tergrund“ (NSU) geplant? Die Staats-
                                                                                                                                  anwaltschaft Gera ermittelt gegen die




                                                                                                        SASCHA SCHÜRMANN / DAPD
                                                                                                                                  Rechtsextremisten Steffen R., 28, Mar-
                                                                                                                                  co Z., 34, und Thomas G., 33, wegen
                                                                                                                                  des Verdachts der „Vorbereitung einer
                                                                                                                                  schweren, staatsgefährdenden Gewalt-
 Niebel in Afghanistan                                                                                                            tat“. Ausgelöst wurde das Verfahren
                                                                                                                                  unter anderem durch abgehörten
                                                                                                                                  Handy-Verkehr. So tauschten sich G.
           Z O L LV E R G E H E N
                                                 Deutschland transportieren lassen. Ein                                           und R. den Ermittlungen zufolge am
                                                 Fahrer Niebels nahm das Stück am 20.                                             29. Dezember 2011, rund sieben Wo-
                                                 Mai direkt an der BND-Maschine in                                                chen nach Auffliegen des NSU, über
      Staatsanwalt prüft                         Empfang und brachte es unverzollt in
                                                 die Wohnung des Ministers. „Wenn kei-
                                                                                                                                  „Knete“ aus, die von „elektrischen
                                                                                                                                  Quellen“ ferngehalten werden müsse.
Die Berliner Staatsanwaltschaft prüft            ne Zollanmeldung erfolgte, obwohl das                                            Die Fahnder halten es für möglich,
nach Angaben eines Sprechers „einen              verpflichtend gewesen wäre, dann ist                                             dass sie Plastiksprengstoff meinten.
Anfangsverdacht auf ein mögliches                grundsätzlich der Tatbestand der ver-                                            Zwei Wochen später erhielt R. eine
strafbares Verhalten“ von Bundesent-             suchten Steuerhinterziehung erfüllt“,                                            SMS von einem von G. genutzten Te-
wicklungsminister Dirk Niebel. Der               erklärt Christine Kolodzeiski, Spreche-                                          lefonanschluss: „Ich hab dein Spiel-
FDP-Politiker hatte einen in Afghani-            rin vom Hauptzollamt am Frankfurter                                              zeug mit, du kannst jetzt das Jüngste
stan für 1400 Dollar erworbenen Tep-             Flughafen. Nach der ersten Anfrage                                               Gericht einläuten.“ Die Nachricht en-
pich mit einem Flugzeug des Bundes-              durch den SPIEGEL hatte Niebel einen                                             det mit „Heil Beate!“ – wohl in An-
nachrichtendienstes (BND) nach                   Antrag auf Nachverzollung gestellt.                                              spielung auf die mutmaßliche NSU-
                                                                                                                                  Terroristin Beate Zschäpe. Steffen R.
                                                                                                                                  antwortete: „Beate wird stolz auf uns
                                                                                                                                  sein.“ Thomas G. soll Verbindungen
                               K I TA - F I N A N Z I E R U N G
                                                                                                                                  zum Umfeld der Zwickauer Zelle ge-
                                                                                                                                  habt haben. Auch Steffen R. gilt als
                                                                                                                                  Größe der rechtsextremen Szene: Im
            Merkel gegen CDU-Ministerpräsidenten                                                                                  März schnitten Ermittler einen Anruf
                                                                                                                                  mit, in dem er sagte, man müsse „end-
In der Union wächst die Sorge, dass der         dürften im Wahljahr bei der Zahl der                                              lich mal einen umlegen“. Der dritte
schleppende Ausbau von Kindertages-             Kita-Plätze nicht Schlusslicht sein, sag-                                         Beschuldigte, Marco Z., soll Kala-
stätten die Chancen von CDU und CSU             te die saarländische Ministerpräsidentin                                          schnikows zum Kauf angeboten ha-
bei den Landtags- und Bundestagswah-            Annegret Kramp-Karrenbauer. Kanzle-                                               ben. Die Staatsanwaltschaft wollte
len im kommenden Jahr schmälern                 rin Angela Merkel zeigte wenig Ver-                                               sich auf Anfrage zu Details nicht äu-
könnte. In der Sitzung des CDU-Präsi-           ständnis. Die Länder müssten mit dem                                              ßern. Vergangene Woche wurden R.
diums am vergangenen Montag forder-             Geld auskommen, das der Bund in die                                               und Z. festgenommen. Vor dem Haft-
te Niedersachsens Regierungschef Da-            Hand nehme, obwohl Kita-Ausbau Län-                                               richter bestritten sie die Vorwürfe. R.
vid McAllister mehr Hilfen vom Bund,            dersache sei. Um den Rechtsanspruch                                               erklärte den belastenden Telefonver-
um die für 2013 angestrebte Zahl von            auf einen Kita-Platz ab August 2013 er-                                           kehr mit einem Scherz; man habe so
Kita-Plätzen auch in allen westlichen           füllen zu können, fehlen nach Schätzun-                                           prüfen wollen, ob man abgehört wer-
Bundesländern zu erreichen. „Wir brau-          gen des Bundesfamilienministeriums                                                de. Thomas G., der auf freiem Fuß
chen ein Ausbauprogramm West“, so               noch etwa 160 000 Plätze, hauptsächlich                                           blieb, war für eine Stellungnahme
McAllister. Die unionsgeführten Länder          in den alten Bundesländern.                                                       nicht zu erreichen.


      QUERSCHNITT                                                                     Bandidos- und Hells-Angels-Clubs in Europa
                                                                                      Quelle: Europol


     Inflation der Rockerclubs
     Rockerbanden breiten sich in Europa aus. Die beiden größten
     Clubs – Hells Angels und Bandidos – haben die Zahl ihrer Gangs
     auf dem Kontinent seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts nahezu
     verdoppelt. Deutschland ist derzeit mit 52 Chartern der Hells An-
     gels und 66 Chaptern der Bandidos weltweit der größte Standort                          72                                   144            120          213
     nach den USA.                                                                          2006                                  2012           2005         2012


16                                                      D E R     S P I E G E L   2 4 / 2 0 1 2
Deutschland




                             E U R O PA




          Dame
      mit Unterleib
   Mit einem mutigen Reformplan wollen
die Chefs der europäischen Institutionen den
   Euro retten. Die Mitgliedsländer sollen
Budget-Kompetenzen an Brüssel übertragen
     und Schulden vergemeinschaften.
                                                                                                                      Kanzlerin Merkel
                                                                                                                      SEAN GALLUP / ACTION PRESS




 E
        s gehört zu den Merkwürdigkeiten         er, der neue, ungewohnte Sound: „Wir Spanien ist die Lage inzwischen so dra-
        der Politik, dass sich große Ver-        brauchen vor allen Dingen auch eine po- matisch, dass das Land nur noch mit
        änderungen selten durch große            litische Union. Das heißt, wir müssen Mühe an frisches Geld kommt. Und Spa-
 Worte ankündigen. Wer Ruck-Reden hält,          Schritt für Schritt auch Kompetenzen an nien ist kein wirtschaftlicher Zwerg, son-
 hat sich oft nur als Sonntagsredner quali-      Europa abgeben.“                           dern die viertgrößte Volkswirtschaft der
 fiziert. Bei dieser Form der politischen           Vorsichtig bereitete die Kanzlerin die Euro-Zone.
 Wortmeldung steht die öffentliche Auf-          Menschen darauf vor, dass sie sich auf       Die Schuldenkrise hat sich in eine
 merksamkeit meist in keinem Verhältnis          große Veränderungen einstellen müssen. schwere Vertrauenskrise verwandelt.
 zu den praktischen Folgen.                      Dass alte Gewissheiten bald schon nicht Den europäischen Staats- und Regie-
    Manchmal ist es nur eine winzige ver-        mehr gelten werden. Dass Europa nur rungschefs bleiben nicht mehr viele Op-
 bale Verschiebung, die darauf hindeutet,        dann eine Zukunftschance hat, wenn tionen. Entweder gelingt es ihnen jetzt,
 dass bald Großes passieren könnte. Oder         auch die Deutschen auf einen wesent- die Geburtsfehler des Euro zu beseitigen,
 es ist ein leicht geänderter Sound, ein et-     lichen Teil ihrer nationalen Souveränität oder die Europäische Union, die größte
 was anderer Zungenschlag, der in diese          verzichten. Mehr hatte sie nicht angedeu- Wirtschaftszone der Welt, wird in einem
 Richtung weist.                                 tet. Aber es war doch eine Menge.          Strudel aus Bankpleiten, Bankrotten und
    Wer in der vergangenen Woche der                Denn es zeigt, wie bedrohlich Merkel Niedergang versinken. Eine solche Ent-
 Kanzlerin aufmerksam zuhörte, konnte            die europäische Krise inzwischen ein- wicklung würde das Chaos nach der Leh-
 erkennen, dass sie ihren Ton verändert          schätzt. Die Kanzlerin ist keine Meisterin man-Pleite 2008 weit in den Schatten stel-
 hatte. Sehr vorsichtig nur, allenfalls in ei-   der Apokalypse wie der grüne Patriarch len, vermutet der britische „Economist“.
 nigen Nuancen, aber es reichte doch, dass       Joschka Fischer („Das europäische Haus „Es muss dringend etwas passieren!“, for-
 sich die bekannte Melodie neu anhörte.          steht in Flammen“). Das ist nicht Merkels dern der britische Historiker Niall Fergu-
    „Wir brauchen eine sogenannte Fiskal-        Sprache, aber auch sie weiß, dass der Ab- son und der amerikanische Ökonom
 union“, hatte sie im ARD-„Morgenmaga-           grund nicht mehr fern ist.                 Nouriel Roubini in einem dramatischen
 zin“ gesagt, „also mehr gemeinsame                 Am kommenden Sonntag, nach den Appell an die deutsche Kanzlerin (siehe
 Haushaltspolitik.“ Bis dahin hatte Angela       Parlamentswahlen in Griechenland, wird Seite 68).
 Merkel nur wiederholt, was sie bislang          sich entscheiden, ob erstmals ein Land       Was also tun? Aus der Währungsunion,
 immer gefordert hatte. Doch dann kam            die Euro-Zone verlassen muss. Und in der „Dame ohne Unterleib“ (Merkel),
 18                                                   D E R   S P I E G E L   2 4 / 2 0 1 2
OLIVIER HOSLET / DPA (R.); RAINER UNKEL (L.)
 Kommissionspräsident                                                                                                                                                          Euro-Gruppenchef
 Barroso                                                                                                                                                                                Juncker




                                                                     THOMAS LOHNES / DAPD (R.); THIERRY MONASSE / XINHUA / IMAGO (L.)




 EU-Ratspräsident                                                                                                                                                                  EZB-Präsident
 Van Rompuy                                                                                                                                                                               Draghi
Europäische Reformgruppe: „Wir rennen den Ereignissen hinterher“

muss eine politische Union werden. Zu-         den Woche wollen sie sich treffen, um                                                                    allerdings als Dame mit Unterleib, bilden
mindest darin sind sich alle einig. Doch       sich auf einen gemeinsamen Vorschlag                                                                     würde.
was das konkret bedeutet, ist zwischen         zu einigen, der dann an die Hauptstädte                                                                     Im Zentrum der Überlegungen steht
Berlin und Paris, Helsinki oder Rom um-        verschickt werden soll.                                                                                  eine echte Fiskalunion, in der Mitglied-
stritten.                                         Noch gibt es keinen ausgearbeiteten                                                                   staaten souverän keine neuen Schulden
   Länder wie Frankreich und Italien wol-      Plan, sondern nur Skizzen, wie das euro-                                                                 mehr aufnehmen dürfen. Frei verfügen
len mit Euro-Bonds die Schulden ver-           päische Konstrukt am Ende aussehen                                                                       können die Regierungen dann nur noch
gemeinschaften. Die Deutschen sind da-         könnte. Die Ideen, die derzeit zwischen                                                                  über die Finanzmittel, die durch eigene
gegen, weil sie fürchten, am Ende dafür        Brüssel, Luxemburg und Frankfurt hin                                                                     Einnahmen gedeckt sind.
zahlen zu müssen. Berlin ist wiederum          und her wandern, sind noch unfertig,                                                                        Wer mehr Geld braucht, als er selbst
bereit, nationale Zuständigkeiten nach         aber sie lassen bereits ein Konzept er-                                                                  erwirtschaftet, muss seinen Bedarf bei
Brüssel abzugeben, doch dagegen sperren        kennen, das für Europa nichts weniger                                                                    der Gruppe der Euro-Finanzminister an-
sich die Franzosen.                            als eine Revolution bedeuten würde.                                                                      melden. Sie entscheiden gemeinsam, wel-
   Weil sie sich nicht einigen können, ha-        Geht es nach dem Willen der vier, soll                                                                che Finanzwünsche von welchem Land
ben die Staats- und Regierungschefs vier       die Währungsunion irreversibel gemacht                                                                   in welcher Höhe gerechtfertigt sind, und
Top-Eurokraten beauftragt, einen Plan          werden und die Euro-Zone zur politi-                                                                     geben dann gemeinsame Euro-Anleihen
vorzulegen: Kommissionspräsident José          schen Union ausgebaut werden. Es wäre                                                                    aus, um diese Schulden zu finanzieren.
Manuel Barroso, EU-Ratspräsident Her-          ein völlig anderes Europa, das am Ende                                                                      Die exklusive Ministerrunde würde
man Van Rompuy, Euro-Gruppenchef               dieses Prozesses stehen würde.                                                                           von einem hauptamtlichen Vorsitzenden
Jean-Claude Juncker und den Chef der              Die Nationalstaaten müssten wesent-                                                                   geleitet, der am Ende sogar zum europäi-
Europäischen Zentralbank Mario Draghi.         liche Teile ihrer Souveränität an euro-                                                                  schen Finanzminister aufsteigen könnte.
Bis zum nächsten Gipfel in weniger als         päische Institutionen abgeben, das EU-                                                                      Kontrolliert werden soll die mächtige
drei Wochen wollen sie erste Vorschläge        Parlament bekäme Konkurrenz, und ein                                                                     Runde der Finanzminister durch ein neu-
unterbreiten, im Herbst soll dann das Ge-      neues Gremium würde wichtige Kontroll-                                                                   es europäisches Gremium, in dem Vertre-
samtpaket stehen.                              funktionen übernehmen. Es wäre ein                                                                       ter der nationalen Parlamente sitzen. Das
   Fast täglich telefonieren die vier Präsi-   Europa der zwei Geschwindigkeiten,                                                                       Europaparlament müsste auf einen
denten nun miteinander. In der kommen-         dessen Kern die Währungsunion, nun                                                                       Machtzuwachs verzichten und könnte
                                                    D E R   S P I E G E L                                                               2 4 / 2 0 1 2                                          19
Deutschland

sich weiter mit Hingabe den anderen             dann von der Gruppe der Finanzminister                       Staaten wären die Regierungen gezwun-
europäischen Themen widmen.                     genehmigt werden, wenn die Neuver-                           gen, das Volk zu befragen. Selbst in
   Das Modell, das die europäischen vier        schuldung über drei Prozent der jähr-                        Deutschland, wie das Bundesverfassungs-
favorisieren, bedeutet für die Deutschen        lichen Wirtschaftsleistung liegt.                            gericht in seinem Lissabon-Urteil nahelegt.
das, was die Bundesregierung immer ab-             In einem weiteren Kapitel widmen sich                     Will die Bundesregierung in Finanzfragen
gelehnt hat: den europäischen Haftungs-         die Euro-Architekten der Demokratisie-                       deutlich mehr Macht an Brüssel abtreten,
verbund. Allerdings mit einer Einschrän-        rung europäischer Entscheidungen. Man                        so gängige Interpretationen, wäre dazu
kung. Die Regelung soll nur für neue            müsse überlegen, wie man die politische                      eine Volksabstimmung nach Artikel 146
Schulden gelten.                                Integration demokratisch legitimieren                        des Grundgesetzes erforderlich.
   Die Altlasten, die im Zentrum der ak-        könne, sagt Kommissionschef Barroso.                            Die Deutschen stünden vor einer Jahr-
tuellen Krise stehen, müssten nach wie             Dazu gehört die Idee, den Präsidenten                     hundertentscheidung. Stimmen sie gegen
vor von den einzelnen Staaten bewältigt         der EU-Kommission direkt von den Bür-                        den Plan, wäre der Euro am Ende, und
werden. Völlig offen ist, wie sie langfristig   gern wählen zu lassen. Denkbar sei auch,                     der Kontinent würde in eine schwere Re-
kleiner werden könnten. Schon jetzt müs-        heißt es in Brüssel, dass die Ämter von                      zession stürzen. Stimmen sie dafür, ent-
sen viele Länder einen großen Teil ihrer        Barroso und Van Rompuy zu einem „Eu-                         scheidet in Zukunft vor allem Brüssel
                                                                                                             über die deutschen Staatsfinanzen.
                                                                                                                Es wäre der Einstieg in die Vereinigten
                                                                                                             Staaten von Europa, dem die Bundes-
                                                                                                             bürger wohl nur zustimmen könnten,
                                                                                                             wenn sich das neue Gemeinwesen glaub-
                                                                                                             würdig der deutschen Stabilitätskultur
                                                                                                             verpflichtet.
                                                                                                                Was die vier Euro-Vordenker vorschla-
                                                                                                             gen, ist somit ein neuer Konsens für den
                                                                                                             krisengeschüttelten Kontinent. Die Deut-
                                                                                                             schen müssten bereit sein, weitere Risi-
                                                                                                             ken für die Euro-Zone zu übernehmen.
                                                                                                             Im Gegenzug würden die Südeuropäer
                                                                                                             zugestehen, dass über ihre Staatshaushal-
                                                                                                             te in Brüssel bestimmt wird – nach deut-
                                                                                                             schen Prinzipien.
                                                                                                                Es wäre ein Experiment mit ungewis-
                                                                                                             sem Ausgang. Am Ende könnte die Ret-
                                                                                                             tung der Gemeinschaftswährung stehen,
                                                                                                             aber auch das Zerbrechen Europas. Gut
                                                                                                             möglich, dass der Plan die internationalen
                                                                                                             Finanzmärkte beruhigt. Nicht ausge-
                                                                                                             schlossen aber auch, dass er Europas Bür-
                                                                                                             gern nicht zu vermitteln ist. Dabei ist es
                                                                                                             wohl die letzte Chance, den Euro vor
                                                                                                             dem Crash zu bewahren.
                                                                                             BURKHARD MOHR




                                                                                                                Am kommenden Montag treffen sich die
                                                                                                             Staats- und Regierungschefs der wichtigs-
                                                                                                             ten Industrie- und Schwellenländer beim
                                                                                                             G-20-Gipfel in Mexiko. Es wird der Tag
Steuereinahmen zur Finanzierung der             ropäischen Präsidenten“ verschmolzen                         nach der Griechenland-Wahl sein, und der
Altschulden ausgeben.                           werden.                                                      Rest der Welt will von den Europäern wis-
   Die Idee der Brüsseler Euro-Strategen           Manche Ideen der Reformer decken sich                     sen, wie sie die Währungsunion retten wol-
würde die Regierungen zwingen, mit dem          mit dem, was bereits diskutiert wird, wie                    len. Eine Blamage wie im vergangenen
Geld auszukommen, das sie selbst einge-         eine europaweite Garantie der Sparkon-                       Jahr auf dem G-20-Gipfel in Cannes, wo
nommen haben. Denn nur so könnten sie           ten. Ein europäischer Einlagensicherungs-                    man sich von Schwellenländern wie Mexi-
die nationale Souveränität über ihre Aus-       fonds soll über einen Zeitraum von zehn                      ko und Brasilien sagen lassen musste, was
gaben erhalten. Funktioniert die Rege-          Jahren aufgebaut werden und ein Prozent                      zu tun ist, wollen sich Merkel, Van Rompuy
lung, könnte aus einer Schulden- im güns-       der europäischen Spareinlagen umfassen,                      und die andere Euro-Politiker ersparen.
tigsten Fall sogar eine Stabilitätsunion        also etwa hundert Milliarden Euro.                              Er höre von seinen Gesprächspartnern
werden.                                            Vorgesehen ist auch eine mächtige EU-                     in Amerika und China oft, dass Europa
   Das Modell klingt fast zu schön, um          weite Bankenaufsicht. Sie soll nicht nur                     „hinter der Kurve“ liege und zu langsam
wahr zu werden. Denn bislang schafft es         die großen, „systemischen“ Geldinstitute                     agiere, berichtete Euro-Gruppen-Chef
noch nicht einmal Deutschland – obwohl          umfassen, sondern alle Banken. Die ver-                      Jean-Claude Juncker am vergangenen
von niedrigsten Zinsen und gutem Wachs-         gangenen Jahre haben gezeigt, dass es in                     Donnerstag vor dem Wirtschafts- und So-
tum begünstigt – ohne Neuverschuldung           Europa gerade die scheinbar unwichtigen                      zialausschuss der EU in Brüssel. „Wir ren-
auszukommen. Und so müssten in Zu-              Geldhäuser waren, die die Krise ver-                         nen den Ereignissen hinterher“, warnte
kunft selbst sparsame Länder befürchten,        schärften. Das war in Deutschland mit                        der Luxemburger Premierminister. Des-
bei einer Zinserhöhung oder einem Kon-          der IKB-Bank so und wiederholt sich mo-                      halb sei es jetzt an der Zeit, Schritte zu
junktureinbruch in Brüssel um Hilfe bit-        mentan mit den spanischen Sparkassen.                        tun, die bislang undenkbar schienen.
ten zu müssen.                                     Der neue Euro-Pakt ist allerdings mit                     Denn: „Die Welt muss wissen, dass wir
   In europäischen Hauptstädten kursiert        einer schweren Hypothek belastet. Überall                    absolut entschlossen sind.“
deshalb bereits eine deutlich abgemilder-       in Europa müssten die nationalen Verfas-                                   KONSTANTIN VON HAMMERSTEIN,
te Variante. Neue Schulden müssten erst         sungen geändert werden, und in etlichen                               CHRISTOPH PAULY, CHRISTOPH SCHULT

20                                                   D E R   S P I E G E L   2 4 / 2 0 1 2
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24
Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24

Contenu connexe

En vedette

Workshop für Freiwilligenagenturen
Workshop für Freiwilligenagenturen Workshop für Freiwilligenagenturen
Workshop für Freiwilligenagenturen KaP
 
SOOC_Präsenzveranstaltung_DD_Lehrende
SOOC_Präsenzveranstaltung_DD_LehrendeSOOC_Präsenzveranstaltung_DD_Lehrende
SOOC_Präsenzveranstaltung_DD_LehrendeAndrea Lißner
 
Während des Lernens
Während des LernensWährend des Lernens
Während des LernensSrl2012
 
5.5 Jahre
5.5 Jahre5.5 Jahre
5.5 Jahrepalzsu
 
Begrüßung am Barcamp Kirche und Social Media
Begrüßung am Barcamp Kirche und Social Media Begrüßung am Barcamp Kirche und Social Media
Begrüßung am Barcamp Kirche und Social Media Kirche 2.0
 
Facebook als Kommunikations- und Vermarktungsinstrument für Kreative
Facebook als Kommunikations- und Vermarktungsinstrument für KreativeFacebook als Kommunikations- und Vermarktungsinstrument für Kreative
Facebook als Kommunikations- und Vermarktungsinstrument für Kreativemi-service
 
Zurich Files - Wolfgang Umfgol
Zurich Files - Wolfgang UmfgolZurich Files - Wolfgang Umfgol
Zurich Files - Wolfgang UmfgolZurich Files
 
Http _www.imd.uni-rostock.de_index.php_e_id=tx_nawsecuredl&u=0&file=fileadmi...
Http  _www.imd.uni-rostock.de_index.php_e_id=tx_nawsecuredl&u=0&file=fileadmi...Http  _www.imd.uni-rostock.de_index.php_e_id=tx_nawsecuredl&u=0&file=fileadmi...
Http _www.imd.uni-rostock.de_index.php_e_id=tx_nawsecuredl&u=0&file=fileadmi...tarakaram
 
SOOC_Präsenzveranstaltung_Dresden_1
SOOC_Präsenzveranstaltung_Dresden_1SOOC_Präsenzveranstaltung_Dresden_1
SOOC_Präsenzveranstaltung_Dresden_1Andrea Lißner
 

En vedette (18)

KonzeptNnetzaktivismus
KonzeptNnetzaktivismusKonzeptNnetzaktivismus
KonzeptNnetzaktivismus
 
Workshop für Freiwilligenagenturen
Workshop für Freiwilligenagenturen Workshop für Freiwilligenagenturen
Workshop für Freiwilligenagenturen
 
WoM - Word of Mouth
WoM - Word of MouthWoM - Word of Mouth
WoM - Word of Mouth
 
Vereinsmanager
VereinsmanagerVereinsmanager
Vereinsmanager
 
Andreas Archut: Fachleute verzweifelt gesucht
Andreas Archut: Fachleute verzweifelt gesuchtAndreas Archut: Fachleute verzweifelt gesucht
Andreas Archut: Fachleute verzweifelt gesucht
 
SOOC_Präsenzveranstaltung_DD_Lehrende
SOOC_Präsenzveranstaltung_DD_LehrendeSOOC_Präsenzveranstaltung_DD_Lehrende
SOOC_Präsenzveranstaltung_DD_Lehrende
 
Während des Lernens
Während des LernensWährend des Lernens
Während des Lernens
 
5.5 Jahre
5.5 Jahre5.5 Jahre
5.5 Jahre
 
Media Trainings 2010 - Abschlussbericht
Media Trainings 2010 - AbschlussberichtMedia Trainings 2010 - Abschlussbericht
Media Trainings 2010 - Abschlussbericht
 
Begrüßung am Barcamp Kirche und Social Media
Begrüßung am Barcamp Kirche und Social Media Begrüßung am Barcamp Kirche und Social Media
Begrüßung am Barcamp Kirche und Social Media
 
Broschure
BroschureBroschure
Broschure
 
MANUALIDADES
MANUALIDADESMANUALIDADES
MANUALIDADES
 
Facebook als Kommunikations- und Vermarktungsinstrument für Kreative
Facebook als Kommunikations- und Vermarktungsinstrument für KreativeFacebook als Kommunikations- und Vermarktungsinstrument für Kreative
Facebook als Kommunikations- und Vermarktungsinstrument für Kreative
 
Zurich Files - Wolfgang Umfgol
Zurich Files - Wolfgang UmfgolZurich Files - Wolfgang Umfgol
Zurich Files - Wolfgang Umfgol
 
Merry Christmas 10
Merry Christmas 10Merry Christmas 10
Merry Christmas 10
 
Contents
ContentsContents
Contents
 
Http _www.imd.uni-rostock.de_index.php_e_id=tx_nawsecuredl&u=0&file=fileadmi...
Http  _www.imd.uni-rostock.de_index.php_e_id=tx_nawsecuredl&u=0&file=fileadmi...Http  _www.imd.uni-rostock.de_index.php_e_id=tx_nawsecuredl&u=0&file=fileadmi...
Http _www.imd.uni-rostock.de_index.php_e_id=tx_nawsecuredl&u=0&file=fileadmi...
 
SOOC_Präsenzveranstaltung_Dresden_1
SOOC_Präsenzveranstaltung_Dresden_1SOOC_Präsenzveranstaltung_Dresden_1
SOOC_Präsenzveranstaltung_Dresden_1
 

Similaire à Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24

Gerd Honsik - Freispruch für Hitler - 1988 - 233S
Gerd Honsik - Freispruch für Hitler - 1988 - 233SGerd Honsik - Freispruch für Hitler - 1988 - 233S
Gerd Honsik - Freispruch für Hitler - 1988 - 233SMCExorzist
 
Lukas Oberndorfer: Post-neoliberale Integrationsweise der EU. Perspektivenwec...
Lukas Oberndorfer: Post-neoliberale Integrationsweise der EU. Perspektivenwec...Lukas Oberndorfer: Post-neoliberale Integrationsweise der EU. Perspektivenwec...
Lukas Oberndorfer: Post-neoliberale Integrationsweise der EU. Perspektivenwec...Thomas Kreiml
 
Powerpoint Netzwerk von Christen GMPI Langfassung 7 juli 2010
Powerpoint Netzwerk von Christen GMPI  Langfassung 7 juli 2010Powerpoint Netzwerk von Christen GMPI  Langfassung 7 juli 2010
Powerpoint Netzwerk von Christen GMPI Langfassung 7 juli 2010Netzwerk von Christen
 
Glanzlichter und Tiefpunkte des Journalismus. Eine Fallsammlung.
Glanzlichter und Tiefpunkte des Journalismus. Eine Fallsammlung.Glanzlichter und Tiefpunkte des Journalismus. Eine Fallsammlung.
Glanzlichter und Tiefpunkte des Journalismus. Eine Fallsammlung.obstundgemeyse
 
Long-form, Slow, Gonzo or New Journalism: the rebirth of storytelling in cris...
Long-form, Slow, Gonzo or New Journalism: the rebirth of storytelling in cris...Long-form, Slow, Gonzo or New Journalism: the rebirth of storytelling in cris...
Long-form, Slow, Gonzo or New Journalism: the rebirth of storytelling in cris...Juliana Klimiuk
 
Und hinterher will es wieder niemand gewesen sein
Und hinterher will es wieder niemand gewesen seinUnd hinterher will es wieder niemand gewesen sein
Und hinterher will es wieder niemand gewesen seinSolibroVerlag
 
Deutschlandluegen general wolkow-voelker hoert die signale
Deutschlandluegen general wolkow-voelker hoert die signaleDeutschlandluegen general wolkow-voelker hoert die signale
Deutschlandluegen general wolkow-voelker hoert die signaleChemtrails Spoter
 
Antisemitismus zwischen Kontinuität und Adaptivität: Interdisziplinäre Perspe...
Antisemitismus zwischen Kontinuität und Adaptivität: Interdisziplinäre Perspe...Antisemitismus zwischen Kontinuität und Adaptivität: Interdisziplinäre Perspe...
Antisemitismus zwischen Kontinuität und Adaptivität: Interdisziplinäre Perspe...MichaelBrenner37
 
Lese Zeit 2010 / 1
Lese Zeit 2010 / 1Lese Zeit 2010 / 1
Lese Zeit 2010 / 1Ich
 
Historische tatsachen nr. 01 - udo walendy - kriegs-, verbrechens- oder pro...
Historische tatsachen   nr. 01 - udo walendy - kriegs-, verbrechens- oder pro...Historische tatsachen   nr. 01 - udo walendy - kriegs-, verbrechens- oder pro...
Historische tatsachen nr. 01 - udo walendy - kriegs-, verbrechens- oder pro...RareBooksnRecords
 
Zitatensammlung zu beiden Weltkriegen
Zitatensammlung zu beiden WeltkriegenZitatensammlung zu beiden Weltkriegen
Zitatensammlung zu beiden WeltkriegenMCExorzist
 
Maturaarbeit Kathrin Lauber
Maturaarbeit Kathrin LauberMaturaarbeit Kathrin Lauber
Maturaarbeit Kathrin LauberKathrinLauber
 
Politische Ponerologie
Politische PonerologiePolitische Ponerologie
Politische PonerologieMCExorzist
 
Die präsentation auf das thema die presse
Die präsentation auf das thema die presseDie präsentation auf das thema die presse
Die präsentation auf das thema die pressekassy
 
Au79 Kundenmagazin von philoro Edelmetalle - Nr. 2: Goldener Herbst
Au79 Kundenmagazin von philoro Edelmetalle - Nr. 2: Goldener HerbstAu79 Kundenmagazin von philoro Edelmetalle - Nr. 2: Goldener Herbst
Au79 Kundenmagazin von philoro Edelmetalle - Nr. 2: Goldener Herbstphiloro EDELMETALLE GmbH
 
Der spiegel januar 2016
Der spiegel    januar 2016Der spiegel    januar 2016
Der spiegel januar 2016xachtay giare
 

Similaire à Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24 (17)

Gerd Honsik - Freispruch für Hitler - 1988 - 233S
Gerd Honsik - Freispruch für Hitler - 1988 - 233SGerd Honsik - Freispruch für Hitler - 1988 - 233S
Gerd Honsik - Freispruch für Hitler - 1988 - 233S
 
Lukas Oberndorfer: Post-neoliberale Integrationsweise der EU. Perspektivenwec...
Lukas Oberndorfer: Post-neoliberale Integrationsweise der EU. Perspektivenwec...Lukas Oberndorfer: Post-neoliberale Integrationsweise der EU. Perspektivenwec...
Lukas Oberndorfer: Post-neoliberale Integrationsweise der EU. Perspektivenwec...
 
Powerpoint Netzwerk von Christen GMPI Langfassung 7 juli 2010
Powerpoint Netzwerk von Christen GMPI  Langfassung 7 juli 2010Powerpoint Netzwerk von Christen GMPI  Langfassung 7 juli 2010
Powerpoint Netzwerk von Christen GMPI Langfassung 7 juli 2010
 
Glanzlichter und Tiefpunkte des Journalismus. Eine Fallsammlung.
Glanzlichter und Tiefpunkte des Journalismus. Eine Fallsammlung.Glanzlichter und Tiefpunkte des Journalismus. Eine Fallsammlung.
Glanzlichter und Tiefpunkte des Journalismus. Eine Fallsammlung.
 
Long-form, Slow, Gonzo or New Journalism: the rebirth of storytelling in cris...
Long-form, Slow, Gonzo or New Journalism: the rebirth of storytelling in cris...Long-form, Slow, Gonzo or New Journalism: the rebirth of storytelling in cris...
Long-form, Slow, Gonzo or New Journalism: the rebirth of storytelling in cris...
 
Und hinterher will es wieder niemand gewesen sein
Und hinterher will es wieder niemand gewesen seinUnd hinterher will es wieder niemand gewesen sein
Und hinterher will es wieder niemand gewesen sein
 
Deutschlandluegen general wolkow-voelker hoert die signale
Deutschlandluegen general wolkow-voelker hoert die signaleDeutschlandluegen general wolkow-voelker hoert die signale
Deutschlandluegen general wolkow-voelker hoert die signale
 
Antisemitismus zwischen Kontinuität und Adaptivität: Interdisziplinäre Perspe...
Antisemitismus zwischen Kontinuität und Adaptivität: Interdisziplinäre Perspe...Antisemitismus zwischen Kontinuität und Adaptivität: Interdisziplinäre Perspe...
Antisemitismus zwischen Kontinuität und Adaptivität: Interdisziplinäre Perspe...
 
Lese Zeit 2010 / 1
Lese Zeit 2010 / 1Lese Zeit 2010 / 1
Lese Zeit 2010 / 1
 
Christophersen Thies. Die Auschwitz-Lüge
Christophersen Thies. Die Auschwitz-LügeChristophersen Thies. Die Auschwitz-Lüge
Christophersen Thies. Die Auschwitz-Lüge
 
Historische tatsachen nr. 01 - udo walendy - kriegs-, verbrechens- oder pro...
Historische tatsachen   nr. 01 - udo walendy - kriegs-, verbrechens- oder pro...Historische tatsachen   nr. 01 - udo walendy - kriegs-, verbrechens- oder pro...
Historische tatsachen nr. 01 - udo walendy - kriegs-, verbrechens- oder pro...
 
Zitatensammlung zu beiden Weltkriegen
Zitatensammlung zu beiden WeltkriegenZitatensammlung zu beiden Weltkriegen
Zitatensammlung zu beiden Weltkriegen
 
Maturaarbeit Kathrin Lauber
Maturaarbeit Kathrin LauberMaturaarbeit Kathrin Lauber
Maturaarbeit Kathrin Lauber
 
Politische Ponerologie
Politische PonerologiePolitische Ponerologie
Politische Ponerologie
 
Die präsentation auf das thema die presse
Die präsentation auf das thema die presseDie präsentation auf das thema die presse
Die präsentation auf das thema die presse
 
Au79 Kundenmagazin von philoro Edelmetalle - Nr. 2: Goldener Herbst
Au79 Kundenmagazin von philoro Edelmetalle - Nr. 2: Goldener HerbstAu79 Kundenmagazin von philoro Edelmetalle - Nr. 2: Goldener Herbst
Au79 Kundenmagazin von philoro Edelmetalle - Nr. 2: Goldener Herbst
 
Der spiegel januar 2016
Der spiegel    januar 2016Der spiegel    januar 2016
Der spiegel januar 2016
 

Plus de The Skunks

Ifs report Schwerpunkt-Thema Feuchteschäden
Ifs report Schwerpunkt-Thema FeuchteschädenIfs report Schwerpunkt-Thema Feuchteschäden
Ifs report Schwerpunkt-Thema FeuchteschädenThe Skunks
 
Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. Sitzung
Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. SitzungDeutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. Sitzung
Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. SitzungThe Skunks
 
[911] zero enquête sur le 11 septembre dossier presse
[911] zero enquête sur le 11 septembre   dossier presse[911] zero enquête sur le 11 septembre   dossier presse
[911] zero enquête sur le 11 septembre dossier presseThe Skunks
 
9/11 the 9-11 timeline
9/11  the 9-11 timeline9/11  the 9-11 timeline
9/11 the 9-11 timelineThe Skunks
 
World war 2 waffen ss in russia
World war 2   waffen ss in russiaWorld war 2   waffen ss in russia
World war 2 waffen ss in russiaThe Skunks
 

Plus de The Skunks (6)

Ifs report Schwerpunkt-Thema Feuchteschäden
Ifs report Schwerpunkt-Thema FeuchteschädenIfs report Schwerpunkt-Thema Feuchteschäden
Ifs report Schwerpunkt-Thema Feuchteschäden
 
Cyberbill
CyberbillCyberbill
Cyberbill
 
Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. Sitzung
Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. SitzungDeutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. Sitzung
Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. Sitzung
 
[911] zero enquête sur le 11 septembre dossier presse
[911] zero enquête sur le 11 septembre   dossier presse[911] zero enquête sur le 11 septembre   dossier presse
[911] zero enquête sur le 11 septembre dossier presse
 
9/11 the 9-11 timeline
9/11  the 9-11 timeline9/11  the 9-11 timeline
9/11 the 9-11 timeline
 
World war 2 waffen ss in russia
World war 2   waffen ss in russiaWorld war 2   waffen ss in russia
World war 2 waffen ss in russia
 

Schade Obama ! Der Spiegel 2012 24

  • 1.
  • 2.
  • 3. Hausmitteilung 11. Juni 2012 Betr.: Titel, Essen und Trinken, Meese D er Jubel in der Welt war groß, als mit Barack Obama 2009 erstmals ein Schwar- zer als Präsident der USA vereidigt wurde – und auch der SPIEGEL erhoffte sich ein friedfertiges, liberales, sozial gerechtes Amerika. Um Obamas Arbeit zu bilanzieren, sprachen die SPIEGEL-Korrespondenten in New York und Washington, Ullrich Fichtner, 47, Marc Hujer, 43, und Gregor Peter Schmitz, 37, jetzt mit Politi- kern und Lobbyisten, mit Künstlern, Rentnern und Kellnerinnen. Fünf Monate vor der nächsten Präsidentschaftswahl erkennen die Journalisten einige Erfolge, aber viele Probleme. Die Politik ist blockiert, die Gesellschaft gespalten, Obama hat das Land nicht geeint – und Wahlversprechen wie die Schließung des Gefan- genenlagers in Guantanamo nicht gehalten. Einer seiner Wähler, der Autor Jonathan Franzen, sagte den SPIEGEL-Leuten, die Politik in den USA sei „toxisch“ geworden: „Die normalen Leute wenden sich angewidert ab“ (Seite 82). JONATHAN BROWNING / DER SPIEGEL MARO KOURI / DER SPIEGEL Hernig, Beyer in Suzhou Karathanos, Supp in Karditsa S pötter sprechen von der Glutamatküche, wenn sie über chinesische Restaurants in Deutschland urteilen: ideenloser Einheitsgeschmack, fast überall. SPIEGEL- Redakteurin Susanne Beyer, 42, aber erlebte die Vielfalt, die in den Töpfen zwischen Peking und Sichuan simmert. Sie ließ sich in China von Marcus Hernig in Restau- rants und zu Garküchen führen; der Sinologe und Gourmet ist ein Kenner der Landesküche. Die beiden wählten Zutaten wie Huhn, Fisch oder Wasserpflanzen selbst aus und verkosteten eine halbe Stunde später mit Stäbchen sechs feinste Gänge. „Gewürzt wurde sparsam, die Basis des Geschmacks war der raffiniert zu- bereitete Fond“, sagt Beyer. Mit einem anderen Vorurteil brach SPIEGEL-Repor- terin Barbara Supp, 53, in Griechenland. Den dort produzierten Wein hatte sie als harzig oder süß in Erinnerung – nun erfuhr sie in Thessalien, dass Winzer wie Tha- nos Karathanos neuerdings höchste Qualität erzeugen. „Die Nachfrage allerdings lahmt, weil sich in dem krisengeschüttelten Land kaum jemand noch guten Wein leisten kann“, sagt Supp (Seiten 132, 48). R ichard von Weizsäcker und Hape Kerkeling kamen, Joschka Fischer und Char- lotte Roche auch: Seit fünf Jahren lädt der SPIEGEL regelmäßig Prominente zu Gesprächen „Live in der Uni“. Kein Gesprächspartner aber suchte so sehr die Provokation wie der Maler, Bildhauer und Performancer Jonathan Meese. Kurz vor der Documenta kritisierte er im Gespräch mit den SPIEGEL-Redakteurinnen Ulrike Knöfel, 43, und Marianne Wellershoff, 49, in Kassel den „Größenwahn in der Kunst“, er drosch auf die Demokratie ein, verdammte den „Furzgrößenwahn des Menschen-Ichs“ und bezeichnete sich, nicht allen verständlich, als „versachlichte Diktatur“. Der SPIEGEL dokumentiert das Gespräch in Auszügen (Seite 140). Im Internet: www.spiegel.de D E R S P I E G E L 2 4 / 2 0 1 2 3
  • 4. In diesem Heft Titel Obama – ein Präsident der Enttäuschungen ... 82 Deutschland Panorama: Unionsfrauen verschärfen Debatte um Quote / Grüne wollen Waffenexporte beschränken / Koalition setzt auf Scheitern der Transaktionsteuer .................................... 13 Europa: Brüssel plant die Schuldenunion ....... 18 Karrieren: Aufstieg und Fall des Oskar Lafontaine ........................................... 22 Fraktionsvize Dietmar Bartsch über seine Niederlage auf dem Parteitag ......................... 24 Recht: SPIEGEL-Gespräch mit Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger über Shitstorms und das Acta-Abkommen ..................................... 26 Kanzlerin Merkel, Piraten: Die Waffenlobby entert JOCK FISTICK/BLOOMBERG/GETTY IMAGES EU-Ratspräsident Van Rompuy die Liquid Democracy .................................... 29 Rechtsextremismus: Wie Neonazis den Alltag in sächsischen Dörfern dominieren ..... 30 Rechtsprechung: Kritiker warnen vor Superstaat Europa? Seite 18 einer neuen Militärjustiz ................................ 33 Um den Euro zu retten, will Brüssel die Währungsgemeinschaft zur Sicherheit: Bombengefahr im Laderaum – Fiskalunion machen und einen eigenen Finanzminister einsetzen. Luftfracht wird kaum kontrolliert .................. 34 Doch zuvor müssten die Deutschen über das neue Europa abstimmen. Essay: Warum Wachstum dem Klima nutzt .................................................... 36 Katholiken: Die Machtkämpfe im Vatikan ..... 38 Merkel, van Rompuy Strafjustiz: In Stade wurde ein 77-Jähriger wegen Totschlags verurteilt ............................ 43 Gesellschaft Szene: Bisons als Haustiere / Leon de Winter Ganz normale Neonazis Seite 30 über die Rivalität zwischen Neonazis geben in vielen sächsischen Dörfern und Kleinstädten schon Deutschland und den Niederlanden ............... 46 den Ton an. Sie mischen wie selbstverständlich im Alltag mit, schüchtern Eine Meldung und ihre Geschichte – Ein kritische Bürger ein – und machen Jagd auf Ausländer. 83-jähriger Engländer sucht nach dem Sinn des Lebens – und spendet seine Niere ........... 47 Genuss: Wie griechische Winzer mit edlem Wein gegen die Krise ankämpfen ................... 48 Ortstermin: Junge Ostdeutsche erkunden bei einer Busreise die ostdeutsche Heimat ..... 55 Patienten zweiter Klasse Seite 58 Wer privat krankenversichert ist, erwartet, dass er eine optimale Versorgung Wirtschaft bekommt. Tatsächlich aber weisen viele Tarife gefährliche Lücken auf. Trends: Ver.di will Anton Schlecker Gesetzlich Versicherte sind oft besser geschützt. verklagen / Kreuzfahrten boomen trotz „Costa“-Unglück / Kompromissangebot im Steuerstreit mit der Schweiz ..................... 56 Gesundheit: Private Krankenversicherungen bieten oft schlechtere Leistungen als ihre gesetzlichen Konkurrenten ............................ 58 Der einsame Autoindustrie: Wie Opel systematisch heruntergewirtschaftet wurde ........................ 64 Kirchenfürst S. 38 Debatte: Hat Deutschland den Ernst der Geheime Dokumente offen- Lage in Europa nicht begriffen? ..................... 68 baren Korruption und Ruf- Energie: Die Regierung will die mord im Vatikan. Kardinäle Stromkonzerne zwingen, unrentable kämpfen um ihre Chancen Kraftwerke weiterlaufen zu lassen ................. 71 auf den Heiligen Stuhl. Statt Manager: Ex-Arcandor-Chef aufzuräumen, zieht sich Be- Thomas Middelhoff bezahlt die Charter nedikt XVI. in sein päpst- für seine Luxusyacht nicht mehr .................... 72 liches Apartment zurück und arbeitet an einem weiteren Medien Jesus-Buch. Findet der 85- Trends: Was Facebook-Daten alles verraten / Jährige noch die Kraft, die Niggemeiers Medienlexikon ........................... 75 Benedikt XVI. Kurie und die Weltkirche zu IMAGO Unterhaltung: Die tröstliche Welt der steuern? Volksmusik ..................................................... 76 4 D E R S P I E G E L 2 4 / 2 0 1 2
  • 5. Ausland Panorama: Palästinenser bemühen sich um Aufnahme eines Dorfs ins Unesco-Weltkulturerbe / Tsunami-Müll in Nordamerika .............................................. 80 Syrien: Die Armee der Deserteure ................. 94 Russland: Putins berühmte Feindin ................ 98 Ägypten: Wer beerbt Husni Mubarak? .......... 100 Global Village: Die Rock-School von Mitrovica ...................................................... 103 Sport Szene: Olympiastarter Luis Brethauer über die Professionalisierung des Trendsports BMX / Tor-Barometer – wann bei EM-Ausscheidungsspielen am häufigsten Tore fallen ................................... 105 Michelle und Barack Obama Euro 2012: Nach sechs Jahren Entwicklungsarbeit steht Bundestrainer Joachim Löw vor einer Woche der Obamas Scheitern Seite 82 Wahrheit ....................................................... 106 Die divenhaften Stars im Team der Traurige Bilanz für Obamas erste Amtszeit: An seinem Versprechen, Niederlande entdecken den Gemeinsinn ...... 111 die Wunden der Nation zu heilen, ist er gescheitert. Unversöhnlicher ideologischer Streit hat zum Stillstand der Politik geführt. Wissenschaft · Technik IMAGO Prisma: Letzte Worte aus dem Cockpit des russischen Superjets / Sind die Lehrer schuld an Rechenschwäche? .......................... 116 Klima: Sinkende Insel oder steigendes Meer – Geoforscher erkunden ein Südseeparadies ............................................. 118 Sinkendes Inselparadies Seite 118 Automobile: Außen-Airbag zum Schutz von Fußgängern ............................................ 124 Die Inseln der Südsee gelten als besonders bedroht vom Anstieg des Meeres- Genetik: Wird das Erbgut-Screening spiegels. Auf einer Expedition entdeckten französische Forscher nun die im Mutterleib zur Routine? ........................... 126 Hauptursache: Absinkende Kontinentalplatten ziehen die Eilande nach unten. Computer: Elektronisches Bargeld erobert den Alltag ..................................................... 128 Kultur Szene: Der israelische Wagner-Fan Die revolutionäre Kraft der Küche Seite 132 Jonathan Livny über Wagner-Konzerte in Tel Aviv / Pariser Ausstellung Zu wenig individuell, zu wenig frei – das sind Vorwürfe, die der Westen dokumentiert das Schicksal stillgelegter der chinesischen Gesellschaft macht. Die Küche Chinas aber ist so vielfältig, Kinosäle ....................................................... 130 originell und reich, dass die kulinarische Welt nur staunen kann. Kochkunst: Entsteht in Chinas Küchen das beste Essen der Welt? ............................. 132 Kino: Dokumentation über den Kunstdissidenten Ai Weiwei .................. 135 Berlin: Wie Subkultur-Unternehmer ein Das perfekte neues Stadtquartier entwickeln .................... 136 Theater: Abschied des Berliner Kind Seite 126 Bühnenchefs Matthias Lilienthal .................. 138 Documenta: Der Künstler Jonathan Meese im SPIEGEL-Gespräch über den Zustand Forschern ist es gelungen, das Erbgut eines Fötus aus dem der Kunstwelt ............................................... 140 Blut der Mutter zu gewinnen; Bestseller ..................................................... 145 darin lässt sich nach Anlagen Literaturkritik: Der Erzählband „Beginners“ für Hunderte Erbkrankheiten des US-Autors Raymond Carver .................. 146 fahnden. Werden sich Eltern in Zukunft für eine Abtrei- Briefe ............................................................... 6 bung ihres Kindes entschei- Impressum .................................................... 148 den, wenn sie erfahren, dass Leserservice ................................................. 148 es Risiken im Genom trägt? BILDERBOX.COM Register ........................................................ 150 Bioethiker fürchten, dass der Personalien ................................................... 152 Druck, nur perfekte Kinder zu gebären, wächst. Hohlspiegel / Rückspiegel ............................. 154 Titelbild: Getty images D E R S P I E G E L 2 4 / 2 0 1 2 5
  • 6. Briefe Als Präsident der Parlamentarischen Ver- sammlung der Nato bin ich 1996 nach Is- rael gefahren. Ich jedenfalls habe der Lie- „Vielleicht helfen die Fakten ferung der U-Boote im vollen Bewusstsein ihrer möglichen Nutzung im Rahmen der des gutrecherchierten israelischen nuklearen Abschreckungsstra- tegie zugestimmt. Ich sah und sehe in die- Artikels, dass Frau Merkel sen Lieferungen ein durchaus legitimes Instrument, die Sicherheit Israels zu er- merkt, in welche fatale höhen. Allerdings hege ich große Vorbe- halte gegenüber der Aussage, dass Israels Situation sie sich begeben hat.“ Sicherheit Teil der deutschen Staatsräson sei. Derartige Aussagen könnten auf is- HANS KAPPEI, BERLIN raelischer Seite verteidigungspolitische Er- SPIEGEL-Titel 23/2012 wartungen wecken, die auf deutscher Sei- te nicht gemeint sind und im Konfliktfall auch nicht eingelöst werden könnten. Nr. 23/2012, Wie Deutschland die ker, der vor einer Generation seinem Ge- KARSTEN VOIGT, BERLIN Atommacht Israel aufrüstet wissen folgte und das damalige Geheimnis AUSSENPOLITISCHER SPRECHER DER SPD der Israelis lüftete. Mordechai Vanunu (1983 BIS 1998) Wir lassen drohen konnte seine weitere Mitarbeit nicht mehr verantworten, verließ die Heimat und Unheimlicher Fortschritt im neuen, mo- Obwohl nicht der Tätergeneration ange- erzählte der Londoner „Sunday Times“ dernen, friedliebenden Deutschland: Wir hörend, schäme ich mich zutiefst, in ei- alles, was er aus eigener Erfahrung wuss- drohen keinem Volk der Erde mit atoma- nem Land zu leben, das sich durch seine te. Vom Mossad in Rom entführt, folgten rem Feuer – wir lassen drohen. Untaten am jüdischen Volk auf unabseh- HANS-LUDWIG FREDERKING, DÖRENTRUP (NRW) bare Zeit erpressbar gemacht hat. Ich schäme ich mich aber auch, von Leuten Wer atomar abschrecken oder präventiv regiert zu werden, die sich von Israel er- losschlagen will, der sollte deutlich ma- pressen lassen. chen, dass er das kann. Warum verheim- MANFRED KONRADS, HELLENTHAL (NRW) licht unser Freund Israel das? PROF. ERWIN LEIBFRIED, FERNWALD (HESSEN) Die Bundesregierung hat mit der weite- ren Lieferung der U-Boote eine große ZIV KOREN / POLARIS / LAIF Bibelkundige Leser kennen das Ende der Chance verschenkt, um auf Israel einen Geschichte. Als Delila herausfand, dass das wirksamen Druck auszuüben. Damit hat Geheimnis von Samsons Kraft in seinen Israel Mittel frei für den Siedlungsbau, Haaren lag, wurde er selbiger und somit den Deutschland somit indirekt fördert. seiner Macht beraubt, um fortan als Sklave KARL-HEINZ THIERSTEIN, HÜNFELDEN (HESSEN) Kommandozentrale eines „Dolphin“-U-Boots zu dienen. Wenn das die Wahl ist, ist mir Israel als Kämpfer lieber. Die Opferrolle Was dort passiert, ist der helle Wahnsinn, 18 Jahre Gefängnis, die meisten in Ein- hatten die Juden schon zur Genüge. und Deutschland beteiligt sich daran auch zelhaft. Heute lebt er unter strengen Auf- DANIEL MAYER, FRANKFURT AM MAIN noch mit Waffenlieferungen; ob geheim lagen, darf weder mit Ausländern verkeh- oder nicht, spielt vermutlich kaum eine ren noch das Land verlassen. Er war und Mir ist bei dem Gedanken an ein atoma- Rolle. Das halte ich für eine falsch ver- bleibt der Überzeugung, kein Staat dürfe res Abschreckungspotential der Israelis standene Solidarität mit Israel. Massenvernichtungswaffen besitzen. Das deutlich wohler als bei dem an eine ato- INGE WESSELS, BIELEFELD Völkerrecht gibt ihm recht. mar aufgerüstete islamische Diktatur wie DR. PAUL OESTREICHER, LONDON Iran. Israel ist die einzige Demokratie in Einem der Zweitschlagtheorie vorgelager- CAMPAIGN FOR NUCLEAR DISARMAMENT der Region und damit quasi der Vorpos- ten Szenario wird viel zu wenig Beach- ten des Westens und seiner Werte. tung geschenkt: Führt Israel gegen irani- Die nachhaltigste Sicherheitsgarantie für MARCUS KLEWER-ALTINGER, ROSSTAL (BAYERN) sche Atomanlagen einen konventionellen Israel wäre ein gerechter Frieden mit den Präventivschlag, muss es mit einem mas- Palästinensern. Dazu müsste sich zu- Wer U-Boote mit Kernwaffen bestückt, siven Raketenangriff Irans rechnen. Wenn nächst die pragmatische Mehrheit in Isra- will sie auch abschicken. So kommen wir das israelische Raketenabwehrsystem el von den radikalen Siedlern lossagen. der Wahrheit und Grass immer näher. schon nicht das Durchdringen irakischer AKBAR MOHABAT, HAMBURG DIETER EMDE, HAMBURG „Scud“-Raketen hat verhindern können, wie soll sich das Land dann wohl gegen eine erheblich größere Anzahl weitaus treffgenauerer Raketen Irans schützen Diskutieren Sie im Internet können? Kommt es zu einem Flächen- www.spiegel.de/forum und www.facebook.com/DerSpiegel brand, werden wir zum dritten Mal maß- geblich zum Ausbruch eines Weltkriegs ‣ Titel Verdient Barack Obama eine zweite Chance? beigetragen haben. ‣ Gesundheit Sind die privaten Krankenversicherungen BERNHARD LANGLOTZ, HAMBURG inzwischen schlechter als die gesetzlichen? Alle Ehre, dass Sie eine wichtige Diskus- ‣ Gentests Wäre es ethisch verwerflich, jeden Fötus auf sion ausgelöst haben. Ehre gebührt aber Erbkrankheiten zu untersuchen? zuerst dem tapferen israelischen Techni- 6 D E R S P I E G E L 2 4 / 2 0 1 2
  • 7.
  • 8. Nr. 22/2012, Die schwierige Betreuung diabeteskranker Kinder Unsichtbare Belastung Zwei Pflegedienste hatten die Insulin-Ver- sorgung unseres dreijährigen Sohnes im Kindergarten mit der Begründung abge- lehnt, keine Erfahrung mit so kleinen Diabetes-Patienten zu haben. Leider hat es auch mit dem dritten nicht gut ge- klappt, so dass wir uns jetzt doch selbst drum kümmern müssen. KARIN SEYFERT, POING (BAYERN) Familien mit diabetischen Kindern haben nie Urlaub von der Krankheit, sie ist eine permanente Belastung, die nicht sichtbar ist, weil die Kinder so normal wirken. Wissen und Verständnis in der Öffent- lichkeit sind leider nur marginal erkenn- bar. Im Schwimmbad wurden wir mal be- schimpft, wir sollten in ein „Behinder- tenbad“ gehen, es sei eine „Frechheit“ und „eklig“, öffentlich Blutzucker zu messen und Insulin zu spritzen. CATHERINE STUMPP, HAMBURG STEFAN THOMAS KROEGER / DER SPIEGEL Diabeteskrankes Kind beim Blutzuckertest Durch umfassende Messung von Blutzu- cker und Glukosetoleranz bei Schwange- ren und deren Behandlung bei zu hohen Werten konnte in der DDR die Neuerkran- kungsrate von Typ-1-Diabetes um zwei Drittel gesenkt werden. Nach der Wende entfiel dieses Messen. Zehn Jahre später sah man, dass der Typ-1 in den neuen Ländern wieder stark angestiegen war. ROLF LINDNER, BERLIN Korrektur zu Heft 23/2012 Seite 20, „Made in Germany“: Das be- schriebene Treffen zwischen Helmut Kohl und Jizchak Rabin im Kanzler- bungalow in Bonn fand nicht im Win- ter 1994, sondern am 29. März 1995 statt, nachdem die Bundesregierung einem weiteren U-Boot-Geschäft zu- gestimmt hatte. Rabin bedankte sich bei Kohl für die Unterstützung und bat um weitere Hilfe in der Zukunft. Das Weißbier schickte Kohl dement- sprechend erst nach dem 29. März 1995 und nicht zu Weihnachten 1994. 8 D E R S P I E G E L 2 4 / 2 0 1 2
  • 9. Briefe Sollte der kritische Blick des SPIEGEL Nr. 22/2012, Monika Piel ist die nicht viel stärker auf die verantwortlichen mächtigste Frau der ARD – Konzerne und deren Praktiken fallen, die unangefochten, aber umstritten uns mit Palmölprodukten, weichem Klo- papier und billigen Holzmöbeln versor- Entworteter Hörfunk ALAMY / MAURITIUS IMAGES gen? Und sollten wir Verbraucher uns nicht viel mehr hinterfragen? Hier hat man Für Frau Piel gilt eindeutig das Peter-Prin- sich den falschen Buhmann ausgeguckt! zip: „In einer Hierarchie neigt jeder Be- MICHAEL BROMBACHER, BAD VILBEL (HESSEN) schäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen.“ Schon die Die Organisation des WWF erinnert Idee, dem Zuschauer statt einer Werbe- Tiger im WWF-Schutzgebiet Tesso Nilo bisweilen an das Sekten-Klischee: Eine block-freien 2,5-Stunden-Ausstrahlung große Menge sich aufopfernder Helfer, von „Wetten, dass ..?“ eine halbstündige, Nr. 22/2012, Die dürftige Bilanz des angeleitet von einem mäßig bezahlten von Werbung unterbrochene und dazu Rettungsriesen WWF Mittelbau, bringt oft Großes zustande. noch lustlos moderierte Vorabendsen- Gleichzeitig haben sie so gut wie keine dung zu kredenzen, musste am genervten Weiches Klopapier Ahnung, was die eigenen Top-Verdiener an Sauereien einfädeln. Zuschauer scheitern. Auch Größen wie Gottschalk können selbst mit dem bun- Der Artikel dokumentiert anschaulich, JOCHEN KOESTER, GENF testen Anzug schrumpfen, wenn der in wie unter dem Deckmantel des Natur- einem Kruschelladen getragen wird. schutzes die Großwildjagd in Reservaten Obwohl Sie den WWF zu Recht kritisie- WOLFGANG FLADUNG, BAD CAMBERG (HESSEN) subventioniert wird. So leistet die Stra- ren, halte ich es für grob fahrlässig, das tegie des WWF letztendlich einen insti- Erreichte in Frage zu stellen. Wie bei allen tutionellen Beistand bei der Vertreibung großen Organisationen funktioniert eben ROLF VENNENBERND / PICTURE ALLIANCE / DPA der Landbevölkerung. Danach werden auch beim WWF nicht alles reibungslos. Wälder gerodet, Kulturlandschaften zer- FRANK BODE, MÜNCHEN stört und Monokulturen zementiert. Die Aktionäre der Konzerne freuen sich, und Als Leiter einer kleinen Naturschutz- die Spenden an den WWF für den Erhalt organisation erlebe ich täglich, wie schwer von Reservaten sprudeln. Eine perfekte es ist, ein paar tausend Euro für Projekte Win-win-Situation für beide Seiten auf zusammenzubringen. Während bei uns Kosten von Natur und Bevölkerung. alles in die Projekte fließt, sehen wir, wie PETER RUPPENTHAL, FRANKFURT AM MAIN das große Geld von gutgläubigen Men- schen etwa an den WWF geht, dem ich ARD-Chefin Piel, „Tatort“-Kommissare Der WWF hat weltweit auch viel Gutes übrigens dort, wo der Kampf für die Na- erreicht. In Südafrika, wo wir jährlich tur in seine Endphase getreten ist, zu mei- Sie lassen zu Recht kein gutes Haar an mehr als 400 Nashörner an Wilderer ver- nem Bedauern niemals begegnet bin. Frau Piel. Ihre Bilanz ist ernüchternd. lieren, hat er sich aktiv und erfolgreich für KLAUS BRAUNERT, KROPP (SCHLESW.-HOLST.) Maßgebliche Akzente hat sie nicht zu set- die Spitzmaulnashörner eingesetzt. Mehr zen vermocht. Das Farblose, Seichte, Mas- als 26 Tiere wurden auf den WWF-Gebie- Der WWF hat sich maßgeblich für den senkompatible im WDR-Programm hat ten geboren, ihr Lebensraum hat sich um Klimaschutz eingesetzt. Dabei wurde er unter Piels Ägide drastisch zugenommen. 30 Prozent vergrößert – also ist der Wert von den betroffenen Unternehmen gewiss Nun macht sie sich mit ihren Getreuen des WWF-Einsatzes unermesslich! nicht nur als „Kumpel“ wahrgenommen. daran, das dritte Hörfunkprogramm wei- KATHARINA V. DUERCKHEIM, MATIELAND (SÜDAFR.), MARCO VOLLMAR, BERLIN ter zu entpolitisieren und zu entworten. ELEFANTENFORSCHERIN WWF DEUTSCHLAND HELMUT HESSE, ERFTSTADT (NRW)
  • 10. Briefe Nr. 22/2012, Warum man Dateien nicht Stattdessen begegneten mir liebevolle, in- lieben kann, Schallplatten aber sehr wohl telligente, hochsensible Menschen auf der Suche nach ihrer wahren Identität und Piraten mit Tinnitus der Lösung ihrer Probleme. SIGURD HEINTKE-BOHDE, KIEL Gemessen an den technischen Möglich- keiten, den Sound des Grammophons Nach Osho ist es notwendig, dass die weiter zu perfektionieren, verschwindet Menschen ihr Herz-Chakra öffnen. Des- mit den weltweiten MP3-Downloads sen Energie inspiriert Menschen zu lieben, nicht nur das klassische Konsumverhalten Mitgefühl zu haben und selbstlos zu han- der Hörer, sondern auch ihre Fähigkeit, deln. In den Sannyas-Zentren werden Su- genau hinzuhören. So ändert sich mit den chende durch Therapeuten dabei unter- immateriellen, virtuellen Medien nicht stützt, diesen Schritt zu gehen. die Botschaft, wohl aber der Konsument. SWAMI POONAMA, SIEGBURG (NRW) Am Ende, wenn die Piraten-Generation der Tinnitus ereilt, bleibt von den Hör- gewohnheiten zu Anfang dieses Jahrhun- derts nur ein großes MP3-Netzrauschen. WOLFGANG NEITZEL, HAMBURG MATTHIAS GROPPE / DER SPIEGEL Es ist irrelevant, ob meine Musik in mei- nem iTunes-Ordner liegt oder in Regalen verstaubt herumsteht. Das Medium be- stimmt nicht die Wertigkeit der Musik. In jeder Generation wurde Musik kon- sumiert, gelebt wird nur die eigene Aus- wahl – vergessen Sie bitte nicht, dass Spirituelle Lebensgemeinschaft in Hessen Musik auch nur ein Wirtschaftszweig ist. STANLEY KLINGE, FRANKFURT (ODER) Aufenthalte in Poona, beste Therapien und Meditationen haben mir das Leben Der Charme alter Speichermedien ist un- gerettet. Dafür bin ich unendlich dankbar. bestritten. Doch bietet die Digitalisierung AMBHO-HELGA TEUSCHER, PARIS von Musik auch viele Vorteile. So kann man im Internet kleine Schätze finden, Es gehört schon eine deftige Portion Igno- die es ohne dieses neue Medium vermut- ranz dazu, den Religionsgründer Jesus in lich nie gegeben hätte. Gute Musik bleibt einem Atemzug mit Typen wie dem Mor- gute Musik, egal ob in Form von Rillen monen Joseph Smith, dem Scientologen auf einer Platte oder als Einsen und Nul- Ron Hubbard oder dem Bhagwan zu nen- len in einer Computerdatei. nen. Im Gegensatz zu diesen selbster- JASMIN BURMESTER, HAMBURG nannten Heilsbringern hat Jesus sich nie an seinen Anhängern bereichert. HANS-JÜRGEN SIMONS, AACHEN Nr. 22/2012, Gut 22 Jahre nach seinem Tod leben die Ideen des Gurus Bhagwan Die manchmal schädlichen Effekte der in Deutschland fort Rituale des Gurus sind mir bekannt. Die sexuelle Befreiung als freundliches und Deftige Portion Ignoranz humorvolles philosophisches Ziel unter- schied sich aber deutlich von der Provo- Ich bin Ende der siebziger Jahre dreimal kation und der Forderung nach Freiheit länger in Poona gewesen, selbst Sannya- anderer, eher verklemmter Bewegungen. sin geworden. Überwiegend Männer, die DR. MED. SVEN LARAT, MÜNCHEN von zügellosem Sex träumten und deren Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe – bitte mit Träume erfüllt wurden, wie Ihr Autor be- Anschrift und Telefonnummer – gekürzt und auch elek- hauptet, habe ich dort nicht angetroffen. tronisch zu veröffentlichen. Die E-Mail-Anschrift lautet: Es ging und geht um Selbsterkenntnis. leserbriefe@spiegel.de Aus der SPIEGEL-Redaktion Millionen Deutsche leiden unter innerer Leere und anhaltender Er- schöpfung. Depression und Burnout-Syndrom sind Diagnosen, die oft schwer voneinander abzugrenzen sind, aber eines gemeinsam haben: Auslöser der Erkrankung ist häufig Stress, der in der beschleunigten, vernetzten Welt ständig zunimmt. Wann aber beginnen Stress und Dauerdruck krank zu machen? SPIEGEL-Autoren stellen die neuesten Erkenntnisse von Neurowissenschaftlern, Psychotherapeuten, Ärzten und Burnout-Experten vor. Im Serviceteil des Buchs finden sich ein Test zum eigenen Burnout-Risiko sowie Strategien zur Vorbeugung. 10 D E R S P I E G E L 2 4 / 2 0 1 2
  • 11.
  • 12.
  • 13. Panorama Deutschland WA F F E N E X P O R T E Roth will U-Boote stoppen Die Grünen wollen die Lieferung von U-Booten an Israel verhindern, falls diese mit Atomwaffen ausgerüstet wer- den können. Damit korrigieren sie ihre Haltung aus der Zeit der rot-grü- nen Bundesregierung, als der Export ohne Auflagen gebilligt wurde. „Ich er- warte eine Klarstellung, dass die Boo- te nur konventionell bewaffnet wer- den“, erklärt die Bundesvorsitzende Claudia Roth, „sonst dürfen sie nicht ausgeführt werden.“ Es widerspreche „eklatant den deutschen Exportbestim- mungen, nach denen Rüstungsgüter nicht in Spannungsgebiete gelangen TARA TODRAS-WHITEHILL / DAPD SEAN GALLUP / GETTY IMAGES Israelisches U-Boot aus Deutschland Schröder, Merkel dürfen, wenn sie dort zu einer Eskala- GLEICHBERECHTIGUNG tion beitragen können“. Schon die Lie- ferung konventionell zu bewaffnender U-Boote sei „eine schwierige Entschei- dung, die aber wegen des deutschen Sonderverhältnisses zu Israel akzepta- Quote soll ins Wahlprogramm bel“ sei. Im Falle einer Regierungsbe- In der Union verschärft sich der Streit erwägen, einen fraktionsübergreifen- teiligung im Bund 2013 wollen die Grü- um die Quote für Frauen in Führungs- den Gruppenantrag einzureichen, der nen „die Richtlinien deutlich verschär- positionen. Nachdem FDP-Chef Phil- auch von den Quotenbefürwortern in fen“. Auch den Export von Kampfpan- ipp Rösler in einem Spitzentreffen mit den Reihen von SPD und Grünen un- zern des Typs „Leopard“ nach Saudi- Kanzlerin Angela Merkel und CSU- terstützt werden könnte. „Das letzte Arabien würde ihre Partei zu verhin- Chef Horst Seehofer vergangene Wo- Wort über die Quote hat der Bundestag, dern suchen, so Roth: „Die Grünen che klargemacht hat, dass er in dieser nicht Herr Rösler“, sagt die CDU- werden alles tun, um diese Genehmi- Legislaturperiode jedes Gesetzesvorha- Bundestagsabgeordnete Elisabeth Win- gung definitiv zu untersagen.“ ben zur Quote blockieren werde, star- kelmeier-Becker. Familienministerin tet Bundesfamilienministerin Kristina Schröder allerdings sperrt sich gegen Schröder (CDU) eine neue Initiative. einen Gruppenantrag: zum einen, weil „Ich werde beim Thema Frauen in Füh- er nur Aussicht auf Erfolg hat, wenn er ZAHL DER WOCHE rungspositionen nicht nachlassen und eine starre Quote beinhaltet, was Schrö- bis zum Ende des Jahres einen Frauen- der wiederum ablehnt; zum anderen 2483 Euro karriereindex auf den Weg bringen“, sagt Schröder. „Anhand dieser Skala können Frauen erkennen, wie sehr sich Firmen bei der Förderung von weibli- würde ein solcher Gruppenantrag die Existenz der schwarz-gelben Koalition gefährden. „Es widerspricht dem Geist der Koalition, im Bundestag auf wech- kommen zusammen, wenn jene fünf chen Angestellten engagieren.“ selnde Mehrheiten zu setzen“, sagt Euro, mit denen die schwarz-gelbe Allerdings beruht die Initiative der Schröder. Kanzlerin Merkel will das Koalition künftig private Pflegeversi- Ministerin auf Freiwilligkeit. Viele Frau- Thema Quote in das Programm der cherungsverträge fördern will, über en in der Union drängen dagegen nach Union für die Bundestagswahl 2013 auf- 30 Jahre angespart und mit durch- wie vor auf eine Quote. „Die Quote nehmen. In dieser Sitzungswoche will schnittlich zwei Prozent verzinst wer- muss kommen, egal ob fest oder flexi- Merkel der Gruppe der Frauen in der den. Das reicht, um gut drei Wochen bel. Das ist eine Frage der Glaubwür- Fraktion einen Besuch abstatten. Dann lang den Aufenthalt in einem Pflege- digkeit“, sagt die saarländische Minis- soll es auch um das Betreuungsgeld ge- heim zu bezahlen, der pro Monat der- terpräsidentin Annegret Kramp-Karren- hen, das die Unionsfrauen vehement zeit etwa 3000 Euro kostet. bauer. Die Unionsfrauen im Bundestag bekämpfen. D E R S P I E G E L 2 4 / 2 0 1 2 13
  • 14. Panorama FINANZSTEUER VERKEHR Kalkuliertes Scheitern Löchriges Nachtflugverbot Die Koalition setzt insgeheim auf ein Scheitern der mit den Sozialdemokra- ten vereinbarten Finanztransaktion- steuer. In dieser Legislaturperiode wer- de es eine solche Steuer nicht geben, sagte Kanzleramtschef Ronald Pofalla vergangene Woche in kleiner Runde. Daher könne man der SPD ruhig ent- gegenkommen. Auch in der FDP hält man ein Inkrafttreten der Steuer für unwahrscheinlich: Die vom liberalen Finanzexperten Volker Wissing in der parteiübergreifenden Arbeitsgruppe ausgehandelten Bedingungen seien so formuliert, dass es die Steuer nicht ge- ben werde, heißt es in der Fraktion. Die SPD hatte die Finanztransaktion- steuer als Gegenleistung für ihre Zu- MARIO VEDDER / DAPD stimmung zum europäischen Fiskal- pakt gefordert, der mit Zweidrittel- mehrheit verabschiedet werden muss. Unter Sozialdemokraten gibt es je- doch weiterhin Vorbehalte gegen den Flughafen Frankfurt am Main Deal. „Die Zustimmung der SPD ist keineswegs sicher“, sagt Parteivor- Zahlreiche Ausnahmegenehmigungen und Windbedingungen nicht in der re- des hessischen Verkehrsministeriums gulären Zeit abgearbeitet werden kön- hebeln das Nachtflugverbot am Frank- nen, lautete meist die Begründung. Das furter Flughafen aus. Allein im Monat Bundesverwaltungsgericht hatte die Mai ließ es 201 Starts und Landungen hessische Landesregierung im April zwischen 23 und 5 Uhr in Frankfurt zu. verpflichtet, die Anwohner am Frank- In einigen Nächten, etwa am 11. Mai, furter Flughafen von 23 bis 5 Uhr vor erteilte das Ministerium mehr als 50 Fluglärm zu schützen. Vollständig ein- Ausnahmegenehmigungen. Der Flug- gehalten wurde das Nachtflugverbot im plan habe wegen schlechter Wetter- Mai an nur drei Tagen. MARIO FOURMY/PICTURE ALLIANCE/DPA P I R AT E N vom stellvertretenden Landesvorsit- zenden in Niedersachsen, Thomas Gaul: „Bei gleichbleibendem Erfolg Vorstände befürworten wird eine Piratenpartei nicht umhin- Frankfurter Börse Professionalisierung kommen, ihren Bundesvorstand und dessen Mitarbeiter qualifiziert zu be- zahlen.“ Noch schrecke man in der Führende Vertreter der Piratenpartei Partei davor zurück, „aus Angst vor standsmitglied Ralf Stegner, „der Fis- schalten sich erstmals mit konkreten den wenigen Schreihälsen, die einen kalpakt fügt einem Übel bloß weitere Ideen in die Debatte um Vorstandsge- mit ihrer Kritik treffen könnten“, hinzu.“ In einer Telefonschaltkonfe- hälter ein. „Auf Sicht von zwei bis drei meint Gaul. Trotz der starken Arbeits- renz am vergangenen Donnerstag ver- Jahren müssen wir darüber nachden- belastung sind Vorstandsgehälter bei ständigten sich die Parteilinken auf ken, den Vorständen zumindest eine den Piraten weiterhin umstritten. Der weitere Forderungen an die Bundesre- Sockelvergütung zu bezahlen“, erklärt Bundesvorsitzende Bernd Schlömer gierung. Demnach solle es „nicht bei der Bundesvorstand Matthias Schrade. verteidigte die Ehrenamtskultur bei ei- bloßen Absichtserklärungen“ in Sa- Zurzeit sei die Diskussion jedoch mü- ner Schaltkonferenz am vorigen Mitt- chen Finanztransaktionsteuer bleiben. ßig, da der Partei durch die „unfairen woch. Anderen Parteien, argumentiert „Es muss ein Kabinettsbeschluss her“, Regeln zur Parteienfinanzierung“ in Schlömer, falle der goldene Apfel sagt Stegner. „Wenn das nicht passiert, diesem Jahr etwa eine Million Euro manchmal zu leicht ins Maul. Die Pira- fehlt es an den Voraussetzungen für fehlten. „Wenn wir die hätten, könnten ten betätigten sich engagiert und mit eine Zustimmung.“ Außerdem müss- wir zumindest den Bundesvorständen Herz an der Sache. „Das reicht nach ten sich Union und FDP bei den The- eine Vergütung von beispielsweise meinem Dafürhalten auch aus, um uns men Wachstum und Entlastung der 1000 Euro pro Monat ermöglichen“, als professionelle Partei zu beschrei- Bundesländer bewegen. sagt Schrade. Unterstützung erhält er ben“, sagte der Bundesvorsitzende. 14 D E R S P I E G E L 2 4 / 2 0 1 2
  • 15. Deutschland HOCHSCHULFINANZI ERUNG „Der Bund soll sich nicht einmischen“ Hessens Wissenschafts- Kühne-Hörmann: Nein. Der Wettbewerb ministerin Eva Kühne- ist gut, weil er zu mehr Kooperationen UWE ZUCCHI/PICTURE-ALLIANCE/DPA Hörmann, 50 (CDU), zwischen Hochschulen und zu Debat- über den Elite-Wett- ten über förderungswürdige Forschungs- streit der Hochschulen inhalte geführt hat. Aber über die und den Plan der Bun- künftige Qualität der Hochschulland- desregierung, für die schaft insgesamt entscheidet er nicht. Bildung das Grundge- SPIEGEL: Ihre Parteifreundin, Bundes- setz zu ändern forschungsministerin Annette Scha- van, will das im Grundgesetz festge- SPIEGEL: Am Freitag wird beschlossen, schriebene Kooperationsverbot än- welche deutschen Universitäten sich dern, damit der Bund die Wissenschaft künftig mit dem Elite-Status schmücken besser fördern kann. Ist das der Weg? dürfen. Warum sind keine hessischen Kühne-Hörmann: Hessen lehnt diesen Hochschulen mehr im Rennen? Plan in der bisherigen Form ab. Wir Kühne-Hörmann: Der Elite-Status ist eine wollen nicht, dass sich der Bund in von drei Förderarten der Exzellenz- Details der Hochschulpolitik ein- initiative. Zwar kann sich keine hessi- mischt. Es wäre hilfreicher, wenn Hes- sche Hochschule „Elite-Universität“ sen als Zahlerland über die Mittel, die nennen, es werden aber vier Exzellenz- durch den Länderfinanzausgleich und cluster und zwei Graduiertenschulen in Forschungszuschüsse der Bundeslän- Darmstadt, Frankfurt und Gießen mit der abfließen, selbst verfügen könnte. 153 Millionen Euro gefördert. Am Frei- SPIEGEL: Was würde sich ändern? tag wird über die Zukunft dieser sechs Kühne-Hörmann: Wir in Hessen müssen Bildungsstätten und über zwei Neuan- jetzt, wie übrigens alle Bundesländer, träge aus Hessen entschieden. darüber nachdenken, wie im Exzel- SPIEGEL: Andere wichtige Bundesländer lenzwettbewerb geförderte Projekte wie Bayern und Baden-Württemberg weitergeführt werden können – und verfügen über Elite-Unis. Fürchten Sie das bei konstant hohem Andrang an nicht, abgehängt zu werden? den Hochschulen. Für die Folgekosten Kühne-Hörmann: Bayern und Baden- ab 2017 haben Bund und Länder noch Württemberg haben früh gezielt geför- keine Lösung gefunden. dert und profitieren jetzt. Wir haben in einer Aufholjagd seit 1999 viel Geld in SCHLESWIG- die Wissenschaft gesteckt und die HOLSTEIN Hochschulautonomie vorangetrieben. 4 1 Hessen hat als einziges Bundesland MECKLENBURG- ein eigenes Forschungsförde- 1 VORPOMMERN HAMBURG rungsprogramm über 410 Mil- 1 lionen Euro aufgelegt. Doch BREMEN 3 natürlich haben die Elite-Unis BERLIN durch das zusätzliche Geld NIEDERSACHSEN 11 7 vom Bund einen Wettbe- 5 3 werbsvorteil für die Zu- BRANDENBURG SACHSEN- kunft. Göttingen ANHALT 1 SPIEGEL: Ist der Elite- NORDRHEIN-WESTFALEN Wettbewerb ein geeigne- Bochum 1 Dresden tes Mittel, um dauerhaft 12 14 THÜRINGEN SACHSEN Bundesgelder an die Köln 3 Hochschulen zu über- Aachen HESSEN 1 2 weisen? 6 1 2 Quellen: 4 Wissenschafts- rat, DFG Mainz Starker Süden RHEIN- 2 LAND- Exzellenzinitiative – die PFALZ Heidelberg BAYERN Bilanz der Bundesländer SAARLAND Karlsruhe 11 7 Elite-Unis Tübingen BADEN- Bestand Neuanträge WÜRTTEMBERG München Exzellenzcluster und 16 8 Graduiertenschulen X Bestand X Neuanträge Freiburg Konstanz D E R S P I E G E L 2 4 / 2 0 1 2 15
  • 16. Deutschland Panorama RECHTSEXTREMISMUS „Heil Beate!“ Haben Thüringer Neonazis Anschläge nach dem Vorbild der Zwickauer Ter- rorzelle „Nationalsozialistischer Un- tergrund“ (NSU) geplant? Die Staats- anwaltschaft Gera ermittelt gegen die SASCHA SCHÜRMANN / DAPD Rechtsextremisten Steffen R., 28, Mar- co Z., 34, und Thomas G., 33, wegen des Verdachts der „Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Gewalt- Niebel in Afghanistan tat“. Ausgelöst wurde das Verfahren unter anderem durch abgehörten Handy-Verkehr. So tauschten sich G. Z O L LV E R G E H E N Deutschland transportieren lassen. Ein und R. den Ermittlungen zufolge am Fahrer Niebels nahm das Stück am 20. 29. Dezember 2011, rund sieben Wo- Mai direkt an der BND-Maschine in chen nach Auffliegen des NSU, über Staatsanwalt prüft Empfang und brachte es unverzollt in die Wohnung des Ministers. „Wenn kei- „Knete“ aus, die von „elektrischen Quellen“ ferngehalten werden müsse. Die Berliner Staatsanwaltschaft prüft ne Zollanmeldung erfolgte, obwohl das Die Fahnder halten es für möglich, nach Angaben eines Sprechers „einen verpflichtend gewesen wäre, dann ist dass sie Plastiksprengstoff meinten. Anfangsverdacht auf ein mögliches grundsätzlich der Tatbestand der ver- Zwei Wochen später erhielt R. eine strafbares Verhalten“ von Bundesent- suchten Steuerhinterziehung erfüllt“, SMS von einem von G. genutzten Te- wicklungsminister Dirk Niebel. Der erklärt Christine Kolodzeiski, Spreche- lefonanschluss: „Ich hab dein Spiel- FDP-Politiker hatte einen in Afghani- rin vom Hauptzollamt am Frankfurter zeug mit, du kannst jetzt das Jüngste stan für 1400 Dollar erworbenen Tep- Flughafen. Nach der ersten Anfrage Gericht einläuten.“ Die Nachricht en- pich mit einem Flugzeug des Bundes- durch den SPIEGEL hatte Niebel einen det mit „Heil Beate!“ – wohl in An- nachrichtendienstes (BND) nach Antrag auf Nachverzollung gestellt. spielung auf die mutmaßliche NSU- Terroristin Beate Zschäpe. Steffen R. antwortete: „Beate wird stolz auf uns sein.“ Thomas G. soll Verbindungen K I TA - F I N A N Z I E R U N G zum Umfeld der Zwickauer Zelle ge- habt haben. Auch Steffen R. gilt als Größe der rechtsextremen Szene: Im Merkel gegen CDU-Ministerpräsidenten März schnitten Ermittler einen Anruf mit, in dem er sagte, man müsse „end- In der Union wächst die Sorge, dass der dürften im Wahljahr bei der Zahl der lich mal einen umlegen“. Der dritte schleppende Ausbau von Kindertages- Kita-Plätze nicht Schlusslicht sein, sag- Beschuldigte, Marco Z., soll Kala- stätten die Chancen von CDU und CSU te die saarländische Ministerpräsidentin schnikows zum Kauf angeboten ha- bei den Landtags- und Bundestagswah- Annegret Kramp-Karrenbauer. Kanzle- ben. Die Staatsanwaltschaft wollte len im kommenden Jahr schmälern rin Angela Merkel zeigte wenig Ver- sich auf Anfrage zu Details nicht äu- könnte. In der Sitzung des CDU-Präsi- ständnis. Die Länder müssten mit dem ßern. Vergangene Woche wurden R. diums am vergangenen Montag forder- Geld auskommen, das der Bund in die und Z. festgenommen. Vor dem Haft- te Niedersachsens Regierungschef Da- Hand nehme, obwohl Kita-Ausbau Län- richter bestritten sie die Vorwürfe. R. vid McAllister mehr Hilfen vom Bund, dersache sei. Um den Rechtsanspruch erklärte den belastenden Telefonver- um die für 2013 angestrebte Zahl von auf einen Kita-Platz ab August 2013 er- kehr mit einem Scherz; man habe so Kita-Plätzen auch in allen westlichen füllen zu können, fehlen nach Schätzun- prüfen wollen, ob man abgehört wer- Bundesländern zu erreichen. „Wir brau- gen des Bundesfamilienministeriums de. Thomas G., der auf freiem Fuß chen ein Ausbauprogramm West“, so noch etwa 160 000 Plätze, hauptsächlich blieb, war für eine Stellungnahme McAllister. Die unionsgeführten Länder in den alten Bundesländern. nicht zu erreichen. QUERSCHNITT Bandidos- und Hells-Angels-Clubs in Europa Quelle: Europol Inflation der Rockerclubs Rockerbanden breiten sich in Europa aus. Die beiden größten Clubs – Hells Angels und Bandidos – haben die Zahl ihrer Gangs auf dem Kontinent seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts nahezu verdoppelt. Deutschland ist derzeit mit 52 Chartern der Hells An- gels und 66 Chaptern der Bandidos weltweit der größte Standort 72 144 120 213 nach den USA. 2006 2012 2005 2012 16 D E R S P I E G E L 2 4 / 2 0 1 2
  • 17.
  • 18. Deutschland E U R O PA Dame mit Unterleib Mit einem mutigen Reformplan wollen die Chefs der europäischen Institutionen den Euro retten. Die Mitgliedsländer sollen Budget-Kompetenzen an Brüssel übertragen und Schulden vergemeinschaften. Kanzlerin Merkel SEAN GALLUP / ACTION PRESS E s gehört zu den Merkwürdigkeiten er, der neue, ungewohnte Sound: „Wir Spanien ist die Lage inzwischen so dra- der Politik, dass sich große Ver- brauchen vor allen Dingen auch eine po- matisch, dass das Land nur noch mit änderungen selten durch große litische Union. Das heißt, wir müssen Mühe an frisches Geld kommt. Und Spa- Worte ankündigen. Wer Ruck-Reden hält, Schritt für Schritt auch Kompetenzen an nien ist kein wirtschaftlicher Zwerg, son- hat sich oft nur als Sonntagsredner quali- Europa abgeben.“ dern die viertgrößte Volkswirtschaft der fiziert. Bei dieser Form der politischen Vorsichtig bereitete die Kanzlerin die Euro-Zone. Wortmeldung steht die öffentliche Auf- Menschen darauf vor, dass sie sich auf Die Schuldenkrise hat sich in eine merksamkeit meist in keinem Verhältnis große Veränderungen einstellen müssen. schwere Vertrauenskrise verwandelt. zu den praktischen Folgen. Dass alte Gewissheiten bald schon nicht Den europäischen Staats- und Regie- Manchmal ist es nur eine winzige ver- mehr gelten werden. Dass Europa nur rungschefs bleiben nicht mehr viele Op- bale Verschiebung, die darauf hindeutet, dann eine Zukunftschance hat, wenn tionen. Entweder gelingt es ihnen jetzt, dass bald Großes passieren könnte. Oder auch die Deutschen auf einen wesent- die Geburtsfehler des Euro zu beseitigen, es ist ein leicht geänderter Sound, ein et- lichen Teil ihrer nationalen Souveränität oder die Europäische Union, die größte was anderer Zungenschlag, der in diese verzichten. Mehr hatte sie nicht angedeu- Wirtschaftszone der Welt, wird in einem Richtung weist. tet. Aber es war doch eine Menge. Strudel aus Bankpleiten, Bankrotten und Wer in der vergangenen Woche der Denn es zeigt, wie bedrohlich Merkel Niedergang versinken. Eine solche Ent- Kanzlerin aufmerksam zuhörte, konnte die europäische Krise inzwischen ein- wicklung würde das Chaos nach der Leh- erkennen, dass sie ihren Ton verändert schätzt. Die Kanzlerin ist keine Meisterin man-Pleite 2008 weit in den Schatten stel- hatte. Sehr vorsichtig nur, allenfalls in ei- der Apokalypse wie der grüne Patriarch len, vermutet der britische „Economist“. nigen Nuancen, aber es reichte doch, dass Joschka Fischer („Das europäische Haus „Es muss dringend etwas passieren!“, for- sich die bekannte Melodie neu anhörte. steht in Flammen“). Das ist nicht Merkels dern der britische Historiker Niall Fergu- „Wir brauchen eine sogenannte Fiskal- Sprache, aber auch sie weiß, dass der Ab- son und der amerikanische Ökonom union“, hatte sie im ARD-„Morgenmaga- grund nicht mehr fern ist. Nouriel Roubini in einem dramatischen zin“ gesagt, „also mehr gemeinsame Am kommenden Sonntag, nach den Appell an die deutsche Kanzlerin (siehe Haushaltspolitik.“ Bis dahin hatte Angela Parlamentswahlen in Griechenland, wird Seite 68). Merkel nur wiederholt, was sie bislang sich entscheiden, ob erstmals ein Land Was also tun? Aus der Währungsunion, immer gefordert hatte. Doch dann kam die Euro-Zone verlassen muss. Und in der „Dame ohne Unterleib“ (Merkel), 18 D E R S P I E G E L 2 4 / 2 0 1 2
  • 19. OLIVIER HOSLET / DPA (R.); RAINER UNKEL (L.) Kommissionspräsident Euro-Gruppenchef Barroso Juncker THOMAS LOHNES / DAPD (R.); THIERRY MONASSE / XINHUA / IMAGO (L.) EU-Ratspräsident EZB-Präsident Van Rompuy Draghi Europäische Reformgruppe: „Wir rennen den Ereignissen hinterher“ muss eine politische Union werden. Zu- den Woche wollen sie sich treffen, um allerdings als Dame mit Unterleib, bilden mindest darin sind sich alle einig. Doch sich auf einen gemeinsamen Vorschlag würde. was das konkret bedeutet, ist zwischen zu einigen, der dann an die Hauptstädte Im Zentrum der Überlegungen steht Berlin und Paris, Helsinki oder Rom um- verschickt werden soll. eine echte Fiskalunion, in der Mitglied- stritten. Noch gibt es keinen ausgearbeiteten staaten souverän keine neuen Schulden Länder wie Frankreich und Italien wol- Plan, sondern nur Skizzen, wie das euro- mehr aufnehmen dürfen. Frei verfügen len mit Euro-Bonds die Schulden ver- päische Konstrukt am Ende aussehen können die Regierungen dann nur noch gemeinschaften. Die Deutschen sind da- könnte. Die Ideen, die derzeit zwischen über die Finanzmittel, die durch eigene gegen, weil sie fürchten, am Ende dafür Brüssel, Luxemburg und Frankfurt hin Einnahmen gedeckt sind. zahlen zu müssen. Berlin ist wiederum und her wandern, sind noch unfertig, Wer mehr Geld braucht, als er selbst bereit, nationale Zuständigkeiten nach aber sie lassen bereits ein Konzept er- erwirtschaftet, muss seinen Bedarf bei Brüssel abzugeben, doch dagegen sperren kennen, das für Europa nichts weniger der Gruppe der Euro-Finanzminister an- sich die Franzosen. als eine Revolution bedeuten würde. melden. Sie entscheiden gemeinsam, wel- Weil sie sich nicht einigen können, ha- Geht es nach dem Willen der vier, soll che Finanzwünsche von welchem Land ben die Staats- und Regierungschefs vier die Währungsunion irreversibel gemacht in welcher Höhe gerechtfertigt sind, und Top-Eurokraten beauftragt, einen Plan werden und die Euro-Zone zur politi- geben dann gemeinsame Euro-Anleihen vorzulegen: Kommissionspräsident José schen Union ausgebaut werden. Es wäre aus, um diese Schulden zu finanzieren. Manuel Barroso, EU-Ratspräsident Her- ein völlig anderes Europa, das am Ende Die exklusive Ministerrunde würde man Van Rompuy, Euro-Gruppenchef dieses Prozesses stehen würde. von einem hauptamtlichen Vorsitzenden Jean-Claude Juncker und den Chef der Die Nationalstaaten müssten wesent- geleitet, der am Ende sogar zum europäi- Europäischen Zentralbank Mario Draghi. liche Teile ihrer Souveränität an euro- schen Finanzminister aufsteigen könnte. Bis zum nächsten Gipfel in weniger als päische Institutionen abgeben, das EU- Kontrolliert werden soll die mächtige drei Wochen wollen sie erste Vorschläge Parlament bekäme Konkurrenz, und ein Runde der Finanzminister durch ein neu- unterbreiten, im Herbst soll dann das Ge- neues Gremium würde wichtige Kontroll- es europäisches Gremium, in dem Vertre- samtpaket stehen. funktionen übernehmen. Es wäre ein ter der nationalen Parlamente sitzen. Das Fast täglich telefonieren die vier Präsi- Europa der zwei Geschwindigkeiten, Europaparlament müsste auf einen denten nun miteinander. In der kommen- dessen Kern die Währungsunion, nun Machtzuwachs verzichten und könnte D E R S P I E G E L 2 4 / 2 0 1 2 19
  • 20. Deutschland sich weiter mit Hingabe den anderen dann von der Gruppe der Finanzminister Staaten wären die Regierungen gezwun- europäischen Themen widmen. genehmigt werden, wenn die Neuver- gen, das Volk zu befragen. Selbst in Das Modell, das die europäischen vier schuldung über drei Prozent der jähr- Deutschland, wie das Bundesverfassungs- favorisieren, bedeutet für die Deutschen lichen Wirtschaftsleistung liegt. gericht in seinem Lissabon-Urteil nahelegt. das, was die Bundesregierung immer ab- In einem weiteren Kapitel widmen sich Will die Bundesregierung in Finanzfragen gelehnt hat: den europäischen Haftungs- die Euro-Architekten der Demokratisie- deutlich mehr Macht an Brüssel abtreten, verbund. Allerdings mit einer Einschrän- rung europäischer Entscheidungen. Man so gängige Interpretationen, wäre dazu kung. Die Regelung soll nur für neue müsse überlegen, wie man die politische eine Volksabstimmung nach Artikel 146 Schulden gelten. Integration demokratisch legitimieren des Grundgesetzes erforderlich. Die Altlasten, die im Zentrum der ak- könne, sagt Kommissionschef Barroso. Die Deutschen stünden vor einer Jahr- tuellen Krise stehen, müssten nach wie Dazu gehört die Idee, den Präsidenten hundertentscheidung. Stimmen sie gegen vor von den einzelnen Staaten bewältigt der EU-Kommission direkt von den Bür- den Plan, wäre der Euro am Ende, und werden. Völlig offen ist, wie sie langfristig gern wählen zu lassen. Denkbar sei auch, der Kontinent würde in eine schwere Re- kleiner werden könnten. Schon jetzt müs- heißt es in Brüssel, dass die Ämter von zession stürzen. Stimmen sie dafür, ent- sen viele Länder einen großen Teil ihrer Barroso und Van Rompuy zu einem „Eu- scheidet in Zukunft vor allem Brüssel über die deutschen Staatsfinanzen. Es wäre der Einstieg in die Vereinigten Staaten von Europa, dem die Bundes- bürger wohl nur zustimmen könnten, wenn sich das neue Gemeinwesen glaub- würdig der deutschen Stabilitätskultur verpflichtet. Was die vier Euro-Vordenker vorschla- gen, ist somit ein neuer Konsens für den krisengeschüttelten Kontinent. Die Deut- schen müssten bereit sein, weitere Risi- ken für die Euro-Zone zu übernehmen. Im Gegenzug würden die Südeuropäer zugestehen, dass über ihre Staatshaushal- te in Brüssel bestimmt wird – nach deut- schen Prinzipien. Es wäre ein Experiment mit ungewis- sem Ausgang. Am Ende könnte die Ret- tung der Gemeinschaftswährung stehen, aber auch das Zerbrechen Europas. Gut möglich, dass der Plan die internationalen Finanzmärkte beruhigt. Nicht ausge- schlossen aber auch, dass er Europas Bür- gern nicht zu vermitteln ist. Dabei ist es wohl die letzte Chance, den Euro vor dem Crash zu bewahren. BURKHARD MOHR Am kommenden Montag treffen sich die Staats- und Regierungschefs der wichtigs- ten Industrie- und Schwellenländer beim G-20-Gipfel in Mexiko. Es wird der Tag Steuereinahmen zur Finanzierung der ropäischen Präsidenten“ verschmolzen nach der Griechenland-Wahl sein, und der Altschulden ausgeben. werden. Rest der Welt will von den Europäern wis- Die Idee der Brüsseler Euro-Strategen Manche Ideen der Reformer decken sich sen, wie sie die Währungsunion retten wol- würde die Regierungen zwingen, mit dem mit dem, was bereits diskutiert wird, wie len. Eine Blamage wie im vergangenen Geld auszukommen, das sie selbst einge- eine europaweite Garantie der Sparkon- Jahr auf dem G-20-Gipfel in Cannes, wo nommen haben. Denn nur so könnten sie ten. Ein europäischer Einlagensicherungs- man sich von Schwellenländern wie Mexi- die nationale Souveränität über ihre Aus- fonds soll über einen Zeitraum von zehn ko und Brasilien sagen lassen musste, was gaben erhalten. Funktioniert die Rege- Jahren aufgebaut werden und ein Prozent zu tun ist, wollen sich Merkel, Van Rompuy lung, könnte aus einer Schulden- im güns- der europäischen Spareinlagen umfassen, und die andere Euro-Politiker ersparen. tigsten Fall sogar eine Stabilitätsunion also etwa hundert Milliarden Euro. Er höre von seinen Gesprächspartnern werden. Vorgesehen ist auch eine mächtige EU- in Amerika und China oft, dass Europa Das Modell klingt fast zu schön, um weite Bankenaufsicht. Sie soll nicht nur „hinter der Kurve“ liege und zu langsam wahr zu werden. Denn bislang schafft es die großen, „systemischen“ Geldinstitute agiere, berichtete Euro-Gruppen-Chef noch nicht einmal Deutschland – obwohl umfassen, sondern alle Banken. Die ver- Jean-Claude Juncker am vergangenen von niedrigsten Zinsen und gutem Wachs- gangenen Jahre haben gezeigt, dass es in Donnerstag vor dem Wirtschafts- und So- tum begünstigt – ohne Neuverschuldung Europa gerade die scheinbar unwichtigen zialausschuss der EU in Brüssel. „Wir ren- auszukommen. Und so müssten in Zu- Geldhäuser waren, die die Krise ver- nen den Ereignissen hinterher“, warnte kunft selbst sparsame Länder befürchten, schärften. Das war in Deutschland mit der Luxemburger Premierminister. Des- bei einer Zinserhöhung oder einem Kon- der IKB-Bank so und wiederholt sich mo- halb sei es jetzt an der Zeit, Schritte zu junktureinbruch in Brüssel um Hilfe bit- mentan mit den spanischen Sparkassen. tun, die bislang undenkbar schienen. ten zu müssen. Der neue Euro-Pakt ist allerdings mit Denn: „Die Welt muss wissen, dass wir In europäischen Hauptstädten kursiert einer schweren Hypothek belastet. Überall absolut entschlossen sind.“ deshalb bereits eine deutlich abgemilder- in Europa müssten die nationalen Verfas- KONSTANTIN VON HAMMERSTEIN, te Variante. Neue Schulden müssten erst sungen geändert werden, und in etlichen CHRISTOPH PAULY, CHRISTOPH SCHULT 20 D E R S P I E G E L 2 4 / 2 0 1 2