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14. April 2021
Staats- und
Universitätsbibliothek
Hamburg Carl von
Ossietzky
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 1
„Zot le-zikaron“ – dies ist zur Erinnerung…
„Zot le-zikaron [Dieses ist für die
Erinnerung]
meiner geliebten Großeltern aus
Peine
Joseph Freudenthal gestorben
18.10.1883
bestattet zu Peine
Ernestine Freudenthal, geb. Helft
geb. 23./7. 1818
gestorben 23.4.1892
bestattet zu Hamburg O[h]lsdorf“
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
2
„Zot le-zikaron“
2012 stießen wir bei der Durchsicht der
unkatalogisierten Bestände in der SUB
Hamburg auf mehrere Bände mit besonders
schönen Einbänden und zahlreichen
handschriftlichen Anmerkungen,
Zeichnungen und Verzierungen – die
meisten davon in hebräischer Sprache.
Diese Inschriften berührten und machten
neugierig: Wer mochte dieser Ludwig Levy,
der Besitzer der offensichtlich oft
gelesenen und wertgeschätzten Bücher,
gewesen sein und wie waren die Bände in
den Besitz der Stabi gekommen?
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
3
Ludwig Levys „erzählende“ Bücher
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
4
Ludwig Levys „erzählende“ Bücher
Die meisten der
wiedergefundenen Bücher, die
der Sammlung von Ludwig Levy
zugeordnet werden können,
enthalten genealogische
Notizen oder Gedenkseiten, die
oft mit Ornamenten verziert
oder mit kunstvoll gestalteten
Zitaten aus der Thora ergänzt
sind.
Es ist vor allem diesen
Anmerkungen zu verdanken,
dass wir in diesem Fall den
früheren und rechtmäßigen
Besitzer der Bücher recht schnell
identifizieren konnten, trotz des
häufig anzutreffenden Vor- und
Nachnamens.
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
5
Ludwig Levys „erzählende“ Bücher
„Erinnerungsblatt
Else Irma Levy
geb. Winterberger
geb. 18.3.1885 zu Winterberg, gest.
26.7.1940 zu Hamburg,
einziges Kind von Solomon
Winterberger & Mathilde
Winterberger (…)
Gattin d. Herrn Joseph Levy, geb. zu
Hamburg 10.3. 1875, gest. zu
Hamburg 30.12.1924.“
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
6
Ludwig Levys „erzählende“ Bücher
„Erinnerungs-Blatt
Mein lieber Zwillings-
Bruder Joseph Levy
Sohn unserer Eltern
Adolph Levy
& Jenny Levy geb.
Freudenthal
geb. 10 März 1875 (…)
gest. 30 Dez. 1924 (…)“
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
7
Ludwig Levys „erzählende“ Bücher
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
8
„Braut-Gebetbuch
meiner geliebten Großmutter
Frau Ernestine Freudenthal
geb. Helft
geb. den 23. Juli 1818 zu Peine
gest. den 23. April 1892 zu Hamburg …
Gattin des Herrn Joseph Freudenthal in
Peine.
Ihrer gedenkt immerdar
in Liebe & Verehrung
ihr Enkel Ludwig Levy Hamburg“
Ludwig Levys „erzählende“ Bücher
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
9
Besonders eine Notiz, die Ludwig
Levy seiner Mutter Jenny widmete,
lieferte alle Informationen, die für die
Individualisierung des infrage
stehenden Ludwig Levy notwendig
waren:
„Diese [Haggada] schenkte mein
l.[ieber] seeliger Vater Adolph Levy
seiner damaligen Braut Fräulein Jenny
Freudenthal aus Peine. Am 15ten Mai
1849 geboren, starb sie nach unserer
Geburt, am 25ten März 1875 zu
Hamburg. Ihrer gedenkt stets ihr
jüngster Zwillings-Sohn Ludwig Levy.“
Ludwig Levy
Foto: Leo Baeck Institute, New York
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
10
Durch den Abgleich dieser Informationen mit den
Informationen des Internationalen Suchdienstes in
Bad Arolsen konnten wir den „richtigen“ Ludwig
Levy identifizieren, einen Geschäftsmann aus
Hamburg. Er übernahm 1907 zusammen mit seinem
Zwillingsbruder Joseph das Familienunternehmen
seines Vaters Adolph, eine Metallverhüttung am
Ausschläger Elbdeich 74/76.
Nach Josephs Tod führte er das Geschäft alleine
weiter, bis er es 1938 höchstwahrscheinlich
zwangsweise verkaufen musste.
Hamburg, Isestraße 67
Foto: Leo Baeck Institute, New York
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
11
Obwohl Ludwig und seine
Frau Ida mehrere
Ausreiseversuche
unternahmen –
insbesondere nach
Ludwigs Inhaftierung im
KZ Sachsenhausen im
Herbst 1938 – , gelang nur
dem Sohn Hartwig mit
seiner Frau Irma 1939 die
Flucht in die USA. Ludwig
und Ida wurden 1942
deportiert, zunächst nach
Theresienstadt und dann
in das Vernichtungslager
Maly Trostinec bei Minsk,
wo sie umkamen.
Zugangsweg?
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
12
Wie genau die Bücher von Ludwig
Levy in die Magazine der SUB
Hamburg kamen, wissen wir nicht,
da sie weder eine Zugangsnummer
erhalten haben noch in den
Erwerbungsjournalen verzeichnet
sind.
Es ist jedoch zu vermuten, dass sie
nach der Zwangsumsiedlung von
Ludwig, Ida und ihrer Schwägerin
Else aus ihrem Haus in der
Isestraße 67 in eines der so
genannten „Judenhäuser“ in der
Dillstraße beschlagnahmt wurden
und der Bibliothek als „Geschenk“
der Gestapo überwiesen wurden.
„Vergessen“
Leider kann die genaue Menge an NS-Raubgut, die in diesen Jahren in die
SUB Hamburg kam, trotz der akribischen Dokumentation der
verschiedenen Erwerbungen und „Zuteilungen“ nur geschätzt werden, da
bereits 1942 ein erheblicher Teil der „Geschenke“ der Gestapo wegen des
kriegsbedingten Fehlens von qualifiziertem Bibliothekspersonal nicht mehr
ordnungsgemäß bearbeitet werden konnte.
Nach der fast vollständigen Zerstörung der Bibliothek 1943 wurden diese
nicht katalogisierten Bände der NS-Beute zusammen mit Neulieferungen
sowie geborgenen historischen Beständen der SUB eingelagert und in den
folgenden Jahren ungeachtet ihrer problematischen Provenienz
gemeinsam in den Bestand eingearbeitet. Ein beträchtlicher Teil blieb
jedoch unkatalogisiert und wurde in die Magazine verbracht, wo die
Bücher – gewollt oder ungewollt – dem Vergessen anheimfielen.
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
13
Lebensspuren
Gerade dem Umstand, dass die
Bücher jahrelang nicht
angerührt wurden, ist es wohl
zu verdanken, dass die
Widmungen, Gedenkseiten,
Signaturen etc. perfekt erhalten
geblieben sind – und dass auch
Fotos, Briefe und allerlei
Ephemera wie Quittungen oder
Zeitungsartikel genau dort
verblieben sind, wo Ludwig Levy
oder andere Familienmitglieder
sie abgelegt hatten: ein wahrer
Erinnerungsschatz.
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
14
Lebensspuren
All diese Spuren charakterisieren
die Bücher als Erinnerungsstücke
oder Mementos, die in diesem
speziellen Fall auf mehreren
Ebenen der Erinnerung oder des
Gedächtnisses wirken.
Für Ludwig Levy dienten die
Erinnerungsseiten als eine Art
persönliches Gedenkbuch für
geliebte Familienmitglieder und
waren damit Teil seiner
persönlichen Erinnerungskultur.
Für uns sind die Bücher eine äußerst
wertvolle Quelle für Informationen
über Ludwig Levy selbst, seine
Familie und Freunde.
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
15
Lebensspuren
Bisher konnten wir noch nicht alle
Spuren klären. So wissen wir nicht,
wer die vier Damen auf dem Foto im
Garten sind – könnten es Ida und ihre
Schwägerin sein?
Und wer ist das kleine Mädchen auf
dem Foto, das auf April 1936 datiert
ist – vielleicht Idas Nichte, eine
Tochter von einem ihrer Brüder?
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
16
Religion und Glauben
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
17
Andere Spuren, wie die
sorgfältig gestalteten
Gedenkblätter und Zitate, ein
Beleg aus dem Jüdischen
Nationalfonds oder ein
markierter Zeitungsartikel über
die Neubesetzung des
Oberrabbinats in Hamburg im
Jahr 1934 deuten darauf hin,
wie wichtig das
Gemeindeleben und die
Religion für Ludwig Levy
gewesen sind.
Religion und Glauben
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
18
Ein ganz besonderes Beispiel für seine
Wertschätzung religiöser Traditionen
und Rituale ist diese Zeichnung eines
Sedertellers, die wir in einer Haggada-
Ausgabe von 1712 gefunden haben.
Am Sederabend, dem Vorabend zu
Pessach, wird zur Erinnerung an den
Auszug der Juden aus Ägypten die
Sedertafel mit symbolischen Speisen
gedeckt, es werden Texte aus der
Haggada gelesen und es wird mit der
Familie gefeiert.
Die Zeichnung ist von Ludwig Levy
signiert und auf Pessach 1940 datiert -
dies ist der späteste Eintrag, den wir
gefunden haben.
Beziehungen
Während sich unsere Aufmerksamkeit und unser Interesse bei der
Provenienzrecherche normalerweise (und fast zwangsläufig)
ausschließlich auf den Vorbesitzer und seine Familie richtet,
erweitern einige der Spuren, die wir in den Büchern Ludwig Levys
gefunden haben, den Horizont und verweisen auf das umfangreiche
Netzwerk von Freunden, Bekannten, Geschäfts- und
Familienbeziehungen, das zu jedem Leben gehört:
Geburtstagsgrüße von Freunden und Familienmitgliedern,
Visitenkarten und Geschäftskorrespondenz lassen das Bild eines
regen Soziallebens erahnen.
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
19
Eine Postkarte
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
20
„Lieber Ludwig,
heute will ich Dir zu Deinem
Geburtstage meine
herzlichsten Glückwünsche
senden. [Bis?] jetzt
entbehrte Euere Nachricht,
jedoch will ich hoffen, daß Ihr
Euch alle wohl befindet. Du,
l.[iebe] Ida, hast sicher mit
Vorbereitungen für den
Umzug zu tun. […] Euch
allen herzliche Grüße Euerer
Mose“
„Lieber Ludwig,
nimm [?] zum Geburtstag
auch meine innigsten
Glückwünsche; die selben [?]
werden [?] Dir hoffentl. alles
das Gute bringen was Du Dir
+ den Deinen selbst
wünschst. Wie geht[s]´Euch
allen gesundheitlich,
hoffentl. seid Ihr wieder alle
wohlauf. Feiere vergnügt
[…] herzl. Grüße Dein Paul“
Beziehungen
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
21
Neben der genannten
Geburtstagskarte fanden wir
eine Visitenkarte von Michael
Isaak, einem Büroangestellten
in Hamburg, sowie einen an
Ludwig Levy adressierten Brief
seines Berliner
Geschäftspartners Paul Walk.
Auch sie wurden von den
Nazis ermordet: Michael Isaak
1944 in Minsk, Paul Walk,
dessen Geschäft 1942 liquidiert
wurde, starb im selben Jahr in
Riga.
Verwandtschaft
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
22
In einem anderen Buch entdeckten wir einen
Zettel, der überraschenderweise eine
Verbindung zwischen Ludwig Levy und einer
anderen, uns gut bekannten Familie aus
Hamburg aufzeigte:
„Bar-Mitzwoh-
Geschenk seitens
Onkel Moses und
Tante Berta (geb.
Levy) Norden,
Hamburg im März
1888“ hatte Ludwig
im ersten Band einer
Pentateuch-Ausgabe
in 5 Bänden notiert.
Verwandtschaft
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
23
Berta Norden geb. Levy war höchstwahrscheinlich die Schwester von Adolph Levy,
Ludwigs Vater – damit war Ludwig der Cousin von Bertas Sohn Joseph Norden,
von dem wir bereits zwei Jahre zuvor mehrere Bücher im Bestand der SUB
Hamburg gefunden hatten.
Joseph Norden, 1870 in Hamburg geboren, war lange Zeit Rabbiner in Elberfeld
(bei Wuppertal) gewesen. Nach seiner Pensionierung und seiner Rückkehr nach
Hamburg im Jahr 1935 unterstützte er aktiv die dortige jüdische Gemeinde. 1942
wurde auch er nach Theresienstadt deportiert und starb dort ein Jahr später.
SUB: NSR A 1949/6947
Restitution 2014
Im Jahr 2014 konnten wir dank des
Leo Baeck Instituts in New York mit
dem letzten überlebenden Mitglied
von Ludwig Levys Familie, seiner
Schwiegertochter Irma, Kontakt
aufnehmen und ihr die Restitution
der Bücher anbieten – darunter war
auch ein Buch mit der Unterschrift
ihres verstorbenen Mannes Hartwig.
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
24
Restitution 2014
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
25
Dieses Buch gehörte
dem Hamburger
Ludwig Levy
geb. 10.03.1875
Ludwig Levy führte gemeinsam mit seinem Bruder
einen Altmetallhandel in Rothenburgsort. 1938
erfolgte der Zwangsverkauf und Ludwig wurde für
mehrere Wochen im Konzentrationslager
Sachsenhausen inhaftiert. Im Juli 1942 wurden er und
seine Frau Ida nach Theresienstadt und von dort in das
Vernichtungslager Maly Trostinec bei Minsk
deportiert. Ihr Sohn Hartwig überlebte mit seiner Frau
durch Emigration in die USA.
Über 30 Bücher der Familie Levy wurden im Rahmen
der Suche nach NS-Raubgut an der SUB Hamburg Carl
von Ossietzky gefunden und der Schwiegertochter als
letzter Überlebender der Familie zur Restitution
angeboten. 2014 stiftete sie die Bücher der Bibliothek
der Jüdischen Gemeinde Hamburg.
Irma Levy freute sich über das Angebot,
sagte aber, da sie nun eine alte Dame sei
und keine Kinder habe, an die sie die
Bücher weitergeben könnte, habe sie das
Gefühl, dass „die Leute hier vielleicht
nicht interessiert sind“.
Sie beschloss, dass die Bücher aufgrund
ihres religiösen Themas der jüdischen
Gemeinde in Hamburg gespendet werden
sollten – eine Bitte, der wir sehr gern
entsprochen haben.
Mahnmale
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
26
„Zot le-zikaron…“
Mit ihren liebevoll gestalteten Gedenkseiten sind
Ludwig Levys Bücher ein eindrucksvolles Beispiel
einer intensiv gelebten persönlichen
Gedenkkultur. Gleichzeitig jedoch lassen sie sich
als Mahnmale einer schuldhaften Vergangenheit
lesen:
Die ergrauten, vom häufigen Gebrauch
abgenutzten Seiten der Gebetbücher, der
kostbare Samteinband mit dem Namen der
Braut, die wunderschön verzierten Gedenkseiten,
aber auch die als Lesezeichen verwendeten
Papierfetzen oder Fotos – all diese Spuren
erinnern uns daran, dass jedes geraubte und
wiedergefundene Objekt weit mehr ist als ein
Gegenstand, der restituiert werden muss.
Verantwortung
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
27
Jedes geraubte Exemplar, das sich noch in unseren Magazinen befindet, ist eine
Erinnerung an zerbrochene Leben und gebrochene Biografien. Es zeugt von
Verbrechen, die an seinen Vorbesitzern begangen wurden – und davon, dass die
Bücher nur aufgrund dieser Verbrechen in den Besitz der Bibliothek gelangten. Die
Existenz all dieser „Mahnmale“ in unserem Bestand verpflichtet uns dazu,
• die rechtmäßigen Eigentümer ausfindig zu machen und ihnen die Bücher (wenn
möglich) zurückzugeben,
• sich endlich der schändlichen Vergangenheit der Bibliotheken als Profiteuren von
Verfolgung und Mord zu stellen und sie beim Namen zu nennen
• und die Verantwortung dafür zu übernehmen, die Erinnerung an die Menschen
wach zu halten – damit ihre Namen und Schicksale nicht verschwiegen und
vergessen werden, wie es mit den geraubten Büchern selbst schon viel zu lange
geschehen ist.
Verantwortung
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
28
Und sollten wir ein
konkretes Memento
benötigen, um uns daran
zu erinnern, warum wir
in unseren Bemühungen
einfach nicht nachlassen
dürfen, so können wir es
auf der bereits zitierten
Postkarte nachlesen.
Fast beiläufig wurden
dort zwei Sätze
zwischen die
Geburtstagsgrüße für
Ludwig Levy eingefügt:
„Die Vorgänge im Hamburger Senat sind ja nun doch so
unangenehm verlaufen wie man zuerst annahm.
Was werden wir wohl noch alles erleben.“
Die Karte ist auf den 9. März 1933 datiert, den Tag nach der
Ernennung des neuen Senats unter NS-Führung in Hamburg.
Weitere Informationen
29
14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß
Detaillierte Informationen zur Arbeitsstelle Provenienzforschung finden
sich auf unserer Website:
https://www.sub.uni-hamburg.de/sammlungen/ns-raubgut/die-
arbeitsstelle-provenienzforschung.html

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Tag der Provenienzforschung 2021

  • 1. 14. April 2021 Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 1
  • 2. „Zot le-zikaron“ – dies ist zur Erinnerung… „Zot le-zikaron [Dieses ist für die Erinnerung] meiner geliebten Großeltern aus Peine Joseph Freudenthal gestorben 18.10.1883 bestattet zu Peine Ernestine Freudenthal, geb. Helft geb. 23./7. 1818 gestorben 23.4.1892 bestattet zu Hamburg O[h]lsdorf“ 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 2
  • 3. „Zot le-zikaron“ 2012 stießen wir bei der Durchsicht der unkatalogisierten Bestände in der SUB Hamburg auf mehrere Bände mit besonders schönen Einbänden und zahlreichen handschriftlichen Anmerkungen, Zeichnungen und Verzierungen – die meisten davon in hebräischer Sprache. Diese Inschriften berührten und machten neugierig: Wer mochte dieser Ludwig Levy, der Besitzer der offensichtlich oft gelesenen und wertgeschätzten Bücher, gewesen sein und wie waren die Bände in den Besitz der Stabi gekommen? 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 3
  • 4. Ludwig Levys „erzählende“ Bücher 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 4
  • 5. Ludwig Levys „erzählende“ Bücher Die meisten der wiedergefundenen Bücher, die der Sammlung von Ludwig Levy zugeordnet werden können, enthalten genealogische Notizen oder Gedenkseiten, die oft mit Ornamenten verziert oder mit kunstvoll gestalteten Zitaten aus der Thora ergänzt sind. Es ist vor allem diesen Anmerkungen zu verdanken, dass wir in diesem Fall den früheren und rechtmäßigen Besitzer der Bücher recht schnell identifizieren konnten, trotz des häufig anzutreffenden Vor- und Nachnamens. 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 5
  • 6. Ludwig Levys „erzählende“ Bücher „Erinnerungsblatt Else Irma Levy geb. Winterberger geb. 18.3.1885 zu Winterberg, gest. 26.7.1940 zu Hamburg, einziges Kind von Solomon Winterberger & Mathilde Winterberger (…) Gattin d. Herrn Joseph Levy, geb. zu Hamburg 10.3. 1875, gest. zu Hamburg 30.12.1924.“ 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 6
  • 7. Ludwig Levys „erzählende“ Bücher „Erinnerungs-Blatt Mein lieber Zwillings- Bruder Joseph Levy Sohn unserer Eltern Adolph Levy & Jenny Levy geb. Freudenthal geb. 10 März 1875 (…) gest. 30 Dez. 1924 (…)“ 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 7
  • 8. Ludwig Levys „erzählende“ Bücher 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 8 „Braut-Gebetbuch meiner geliebten Großmutter Frau Ernestine Freudenthal geb. Helft geb. den 23. Juli 1818 zu Peine gest. den 23. April 1892 zu Hamburg … Gattin des Herrn Joseph Freudenthal in Peine. Ihrer gedenkt immerdar in Liebe & Verehrung ihr Enkel Ludwig Levy Hamburg“
  • 9. Ludwig Levys „erzählende“ Bücher 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 9 Besonders eine Notiz, die Ludwig Levy seiner Mutter Jenny widmete, lieferte alle Informationen, die für die Individualisierung des infrage stehenden Ludwig Levy notwendig waren: „Diese [Haggada] schenkte mein l.[ieber] seeliger Vater Adolph Levy seiner damaligen Braut Fräulein Jenny Freudenthal aus Peine. Am 15ten Mai 1849 geboren, starb sie nach unserer Geburt, am 25ten März 1875 zu Hamburg. Ihrer gedenkt stets ihr jüngster Zwillings-Sohn Ludwig Levy.“
  • 10. Ludwig Levy Foto: Leo Baeck Institute, New York 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 10 Durch den Abgleich dieser Informationen mit den Informationen des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen konnten wir den „richtigen“ Ludwig Levy identifizieren, einen Geschäftsmann aus Hamburg. Er übernahm 1907 zusammen mit seinem Zwillingsbruder Joseph das Familienunternehmen seines Vaters Adolph, eine Metallverhüttung am Ausschläger Elbdeich 74/76. Nach Josephs Tod führte er das Geschäft alleine weiter, bis er es 1938 höchstwahrscheinlich zwangsweise verkaufen musste.
  • 11. Hamburg, Isestraße 67 Foto: Leo Baeck Institute, New York 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 11 Obwohl Ludwig und seine Frau Ida mehrere Ausreiseversuche unternahmen – insbesondere nach Ludwigs Inhaftierung im KZ Sachsenhausen im Herbst 1938 – , gelang nur dem Sohn Hartwig mit seiner Frau Irma 1939 die Flucht in die USA. Ludwig und Ida wurden 1942 deportiert, zunächst nach Theresienstadt und dann in das Vernichtungslager Maly Trostinec bei Minsk, wo sie umkamen.
  • 12. Zugangsweg? 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 12 Wie genau die Bücher von Ludwig Levy in die Magazine der SUB Hamburg kamen, wissen wir nicht, da sie weder eine Zugangsnummer erhalten haben noch in den Erwerbungsjournalen verzeichnet sind. Es ist jedoch zu vermuten, dass sie nach der Zwangsumsiedlung von Ludwig, Ida und ihrer Schwägerin Else aus ihrem Haus in der Isestraße 67 in eines der so genannten „Judenhäuser“ in der Dillstraße beschlagnahmt wurden und der Bibliothek als „Geschenk“ der Gestapo überwiesen wurden.
  • 13. „Vergessen“ Leider kann die genaue Menge an NS-Raubgut, die in diesen Jahren in die SUB Hamburg kam, trotz der akribischen Dokumentation der verschiedenen Erwerbungen und „Zuteilungen“ nur geschätzt werden, da bereits 1942 ein erheblicher Teil der „Geschenke“ der Gestapo wegen des kriegsbedingten Fehlens von qualifiziertem Bibliothekspersonal nicht mehr ordnungsgemäß bearbeitet werden konnte. Nach der fast vollständigen Zerstörung der Bibliothek 1943 wurden diese nicht katalogisierten Bände der NS-Beute zusammen mit Neulieferungen sowie geborgenen historischen Beständen der SUB eingelagert und in den folgenden Jahren ungeachtet ihrer problematischen Provenienz gemeinsam in den Bestand eingearbeitet. Ein beträchtlicher Teil blieb jedoch unkatalogisiert und wurde in die Magazine verbracht, wo die Bücher – gewollt oder ungewollt – dem Vergessen anheimfielen. 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 13
  • 14. Lebensspuren Gerade dem Umstand, dass die Bücher jahrelang nicht angerührt wurden, ist es wohl zu verdanken, dass die Widmungen, Gedenkseiten, Signaturen etc. perfekt erhalten geblieben sind – und dass auch Fotos, Briefe und allerlei Ephemera wie Quittungen oder Zeitungsartikel genau dort verblieben sind, wo Ludwig Levy oder andere Familienmitglieder sie abgelegt hatten: ein wahrer Erinnerungsschatz. 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 14
  • 15. Lebensspuren All diese Spuren charakterisieren die Bücher als Erinnerungsstücke oder Mementos, die in diesem speziellen Fall auf mehreren Ebenen der Erinnerung oder des Gedächtnisses wirken. Für Ludwig Levy dienten die Erinnerungsseiten als eine Art persönliches Gedenkbuch für geliebte Familienmitglieder und waren damit Teil seiner persönlichen Erinnerungskultur. Für uns sind die Bücher eine äußerst wertvolle Quelle für Informationen über Ludwig Levy selbst, seine Familie und Freunde. 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 15
  • 16. Lebensspuren Bisher konnten wir noch nicht alle Spuren klären. So wissen wir nicht, wer die vier Damen auf dem Foto im Garten sind – könnten es Ida und ihre Schwägerin sein? Und wer ist das kleine Mädchen auf dem Foto, das auf April 1936 datiert ist – vielleicht Idas Nichte, eine Tochter von einem ihrer Brüder? 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 16
  • 17. Religion und Glauben 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 17 Andere Spuren, wie die sorgfältig gestalteten Gedenkblätter und Zitate, ein Beleg aus dem Jüdischen Nationalfonds oder ein markierter Zeitungsartikel über die Neubesetzung des Oberrabbinats in Hamburg im Jahr 1934 deuten darauf hin, wie wichtig das Gemeindeleben und die Religion für Ludwig Levy gewesen sind.
  • 18. Religion und Glauben 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 18 Ein ganz besonderes Beispiel für seine Wertschätzung religiöser Traditionen und Rituale ist diese Zeichnung eines Sedertellers, die wir in einer Haggada- Ausgabe von 1712 gefunden haben. Am Sederabend, dem Vorabend zu Pessach, wird zur Erinnerung an den Auszug der Juden aus Ägypten die Sedertafel mit symbolischen Speisen gedeckt, es werden Texte aus der Haggada gelesen und es wird mit der Familie gefeiert. Die Zeichnung ist von Ludwig Levy signiert und auf Pessach 1940 datiert - dies ist der späteste Eintrag, den wir gefunden haben.
  • 19. Beziehungen Während sich unsere Aufmerksamkeit und unser Interesse bei der Provenienzrecherche normalerweise (und fast zwangsläufig) ausschließlich auf den Vorbesitzer und seine Familie richtet, erweitern einige der Spuren, die wir in den Büchern Ludwig Levys gefunden haben, den Horizont und verweisen auf das umfangreiche Netzwerk von Freunden, Bekannten, Geschäfts- und Familienbeziehungen, das zu jedem Leben gehört: Geburtstagsgrüße von Freunden und Familienmitgliedern, Visitenkarten und Geschäftskorrespondenz lassen das Bild eines regen Soziallebens erahnen. 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 19
  • 20. Eine Postkarte 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 20 „Lieber Ludwig, heute will ich Dir zu Deinem Geburtstage meine herzlichsten Glückwünsche senden. [Bis?] jetzt entbehrte Euere Nachricht, jedoch will ich hoffen, daß Ihr Euch alle wohl befindet. Du, l.[iebe] Ida, hast sicher mit Vorbereitungen für den Umzug zu tun. […] Euch allen herzliche Grüße Euerer Mose“ „Lieber Ludwig, nimm [?] zum Geburtstag auch meine innigsten Glückwünsche; die selben [?] werden [?] Dir hoffentl. alles das Gute bringen was Du Dir + den Deinen selbst wünschst. Wie geht[s]´Euch allen gesundheitlich, hoffentl. seid Ihr wieder alle wohlauf. Feiere vergnügt […] herzl. Grüße Dein Paul“
  • 21. Beziehungen 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 21 Neben der genannten Geburtstagskarte fanden wir eine Visitenkarte von Michael Isaak, einem Büroangestellten in Hamburg, sowie einen an Ludwig Levy adressierten Brief seines Berliner Geschäftspartners Paul Walk. Auch sie wurden von den Nazis ermordet: Michael Isaak 1944 in Minsk, Paul Walk, dessen Geschäft 1942 liquidiert wurde, starb im selben Jahr in Riga.
  • 22. Verwandtschaft 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 22 In einem anderen Buch entdeckten wir einen Zettel, der überraschenderweise eine Verbindung zwischen Ludwig Levy und einer anderen, uns gut bekannten Familie aus Hamburg aufzeigte: „Bar-Mitzwoh- Geschenk seitens Onkel Moses und Tante Berta (geb. Levy) Norden, Hamburg im März 1888“ hatte Ludwig im ersten Band einer Pentateuch-Ausgabe in 5 Bänden notiert.
  • 23. Verwandtschaft 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 23 Berta Norden geb. Levy war höchstwahrscheinlich die Schwester von Adolph Levy, Ludwigs Vater – damit war Ludwig der Cousin von Bertas Sohn Joseph Norden, von dem wir bereits zwei Jahre zuvor mehrere Bücher im Bestand der SUB Hamburg gefunden hatten. Joseph Norden, 1870 in Hamburg geboren, war lange Zeit Rabbiner in Elberfeld (bei Wuppertal) gewesen. Nach seiner Pensionierung und seiner Rückkehr nach Hamburg im Jahr 1935 unterstützte er aktiv die dortige jüdische Gemeinde. 1942 wurde auch er nach Theresienstadt deportiert und starb dort ein Jahr später. SUB: NSR A 1949/6947
  • 24. Restitution 2014 Im Jahr 2014 konnten wir dank des Leo Baeck Instituts in New York mit dem letzten überlebenden Mitglied von Ludwig Levys Familie, seiner Schwiegertochter Irma, Kontakt aufnehmen und ihr die Restitution der Bücher anbieten – darunter war auch ein Buch mit der Unterschrift ihres verstorbenen Mannes Hartwig. 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 24
  • 25. Restitution 2014 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 25 Dieses Buch gehörte dem Hamburger Ludwig Levy geb. 10.03.1875 Ludwig Levy führte gemeinsam mit seinem Bruder einen Altmetallhandel in Rothenburgsort. 1938 erfolgte der Zwangsverkauf und Ludwig wurde für mehrere Wochen im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Im Juli 1942 wurden er und seine Frau Ida nach Theresienstadt und von dort in das Vernichtungslager Maly Trostinec bei Minsk deportiert. Ihr Sohn Hartwig überlebte mit seiner Frau durch Emigration in die USA. Über 30 Bücher der Familie Levy wurden im Rahmen der Suche nach NS-Raubgut an der SUB Hamburg Carl von Ossietzky gefunden und der Schwiegertochter als letzter Überlebender der Familie zur Restitution angeboten. 2014 stiftete sie die Bücher der Bibliothek der Jüdischen Gemeinde Hamburg. Irma Levy freute sich über das Angebot, sagte aber, da sie nun eine alte Dame sei und keine Kinder habe, an die sie die Bücher weitergeben könnte, habe sie das Gefühl, dass „die Leute hier vielleicht nicht interessiert sind“. Sie beschloss, dass die Bücher aufgrund ihres religiösen Themas der jüdischen Gemeinde in Hamburg gespendet werden sollten – eine Bitte, der wir sehr gern entsprochen haben.
  • 26. Mahnmale 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 26 „Zot le-zikaron…“ Mit ihren liebevoll gestalteten Gedenkseiten sind Ludwig Levys Bücher ein eindrucksvolles Beispiel einer intensiv gelebten persönlichen Gedenkkultur. Gleichzeitig jedoch lassen sie sich als Mahnmale einer schuldhaften Vergangenheit lesen: Die ergrauten, vom häufigen Gebrauch abgenutzten Seiten der Gebetbücher, der kostbare Samteinband mit dem Namen der Braut, die wunderschön verzierten Gedenkseiten, aber auch die als Lesezeichen verwendeten Papierfetzen oder Fotos – all diese Spuren erinnern uns daran, dass jedes geraubte und wiedergefundene Objekt weit mehr ist als ein Gegenstand, der restituiert werden muss.
  • 27. Verantwortung 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 27 Jedes geraubte Exemplar, das sich noch in unseren Magazinen befindet, ist eine Erinnerung an zerbrochene Leben und gebrochene Biografien. Es zeugt von Verbrechen, die an seinen Vorbesitzern begangen wurden – und davon, dass die Bücher nur aufgrund dieser Verbrechen in den Besitz der Bibliothek gelangten. Die Existenz all dieser „Mahnmale“ in unserem Bestand verpflichtet uns dazu, • die rechtmäßigen Eigentümer ausfindig zu machen und ihnen die Bücher (wenn möglich) zurückzugeben, • sich endlich der schändlichen Vergangenheit der Bibliotheken als Profiteuren von Verfolgung und Mord zu stellen und sie beim Namen zu nennen • und die Verantwortung dafür zu übernehmen, die Erinnerung an die Menschen wach zu halten – damit ihre Namen und Schicksale nicht verschwiegen und vergessen werden, wie es mit den geraubten Büchern selbst schon viel zu lange geschehen ist.
  • 28. Verantwortung 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß 28 Und sollten wir ein konkretes Memento benötigen, um uns daran zu erinnern, warum wir in unseren Bemühungen einfach nicht nachlassen dürfen, so können wir es auf der bereits zitierten Postkarte nachlesen. Fast beiläufig wurden dort zwei Sätze zwischen die Geburtstagsgrüße für Ludwig Levy eingefügt: „Die Vorgänge im Hamburger Senat sind ja nun doch so unangenehm verlaufen wie man zuerst annahm. Was werden wir wohl noch alles erleben.“ Die Karte ist auf den 9. März 1933 datiert, den Tag nach der Ernennung des neuen Senats unter NS-Führung in Hamburg.
  • 29. Weitere Informationen 29 14. April 2021 Tag der Provenienzforschung - Ulrike Preuß Detaillierte Informationen zur Arbeitsstelle Provenienzforschung finden sich auf unserer Website: https://www.sub.uni-hamburg.de/sammlungen/ns-raubgut/die- arbeitsstelle-provenienzforschung.html