* Präsident Ma bekräftigt den ’Konsens von 1992’
* Engere wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Taiwan und EU
* Neue Regeln für Pensionäre
* Schüler sollen weniger lernen
1. Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der
Chi
Republik China
Herausgeber: Karl C.Y. Cheng, Chefredakteur: Bo-Sung Hsu Redaktion: Helga Doppler
Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland, Büro München - Presseabteilung
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Präsident Ma bekräftigt den ’Konsens von 1992’
Engere wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Taiwan und EU
Mehr Geld für Pensionäre
Schüler sollen weniger lernen
Politik
Präsident Ma bekräftigt den ’Konsens von 1992’
Der sogenannte “Konsens von 1992“ sei eine historische Tatsache, und dazu
gebe es verbriefte Beweise, hat Präsident Ma Ying-jeou am Freitag, den 09.
November 2012, erklärt. Er fügte hinzu, auch der frühere Staatspräsident
Festlandchinas Hu Jintao habe im Rahmen seiner Rede bei der
Eröffnungsfeier zum 18. Nationalkongress der Kommunistischen Partei Chinas
vom ’Konsens von 1992’ gesprochen. Damit habe Hu die Bedeutung des
Konsens als Richtlinie in den Beziehungen über die Taiwan-Straße
unterstrichen.
Nr. 558 30.11.2012
21. Jahrgang
ISSN 0945-618X
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Heuer jährt sich zum zwanzigsten Mal das Treffen, das im Jahr 1992 in Hongkong abgehalten
worden war zwischen der festlandchinesischen Gesellschaft für Beziehungen über die Taiwan-
Straße (ARATS) und der Stiftung für den Austausch über die Taiwan-Straße (SEF) aus Taiwan.
Während dieser Zusammenkunft, so heißt es, sollen sich die Beteiligten auf den Konsens
geeinigt haben.
Präsident Ma hat erneut bekräftigt, dass der Konsens nicht allein eine historische Tatsache ist,
sondern, dass er auch die Grundlage bildet für den Austausch über die Taiwan-Straße sowie
der Schlüssel ist für die friedliche Entwicklung zwischen dem Festland und Taiwan.
Daneben erklärte Ma, dass seinerzeit der Rat für Nationale Wiedervereinigung, dessen Vorsitz
der damalige Präsident Lee Teng-hui innehatte, eine Resolution erarbeitet hatte zur “Bedeutung
des ’einen China’“. Der Inhalt der Resolution habe der Darstellung der SEF entsprochen, dass
“beide Seiten an der Taiwan-Straße dahingehend übereinstimmen, dass es nur ein China gibt“.
“Dennoch vertreten beiden Seiten an der Taiwan-Straße eine von einander abweichende
Meinung darüber, was das ’eine China’ bedeutet. Für Taipeh bedeutet ’ein China’ die Republik
China, die im Jahr 1911 gegründet worden ist und die de jure die Souveränität über ganz China
inne hat. Zum jetzigen Zeitpunkt erstreckt sich der Zuständigkeitsbereich der Republik China
allerdings nur auf Taiwan sowie auf die Inseln Penghu, Kinmen und Matsu.“
In Erwiderung auf die Unterstellungen aller, die behaupten, der “Konsens von 1992“ sei von
dem ehemaligen Minister der Kommission für Angelegenheiten des Festlandes Su Chi fabriziert
worden, erklärte Ma, dass Su im Jahr 2000 tatsächlich den Begriff als solchen geprägt habe,
dass aber hinsichtlich der Existenz des Konsens keinerlei Zweifel existierten.
Der Präsident fügte hinzu, er sei erstaunt gewesen, dass sich der “Konsens von 1992“ während
der Präsidentschaftswahlen in diesem Jahr zu einem Gegenstand großer
Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und den Oppositionsparteien entwickelt hatte.
Nun, da die Wahlen vorbei seien, werde man eine sachliche Diskussion darüber führen können,
welche Rolle der Konsens in den Beziehungen über die Taiwan-Straße spielt. Ebenso könne
man über seine Vor- und Nachteile sprechen sowie über die Möglichkeiten, die er bietet,
ergänzte Ma.
Der Präsident erklärte, der “Konsens von 1992“ sei in Einklang mit der Verfassung der Republik
China formuliert worden, und er fügte hinzu, es handle sich dabei um einen wichtigen Schritt in
den Bemühungen, umstrittene Themen beiseite zu legen und den politischen Realitäten ins
Auge zu sehen.
Abschließend erläuterte Ma, der Konsens halte nicht allein am Wortlaut der Verfassung fest,
sondern er folge auch der Resolution hinsichtlich der Definition des “einen China“ wie sie der
Rat für Nationale Wiedervereinigung unter dem Vorsitz des damaligen Präsidenten Lee Teng-
hui vorschreibt.
(cp)
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Wirtschaft
Engere wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Taiwan und EU
Die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen Taiwan und der Europäischen Union
werden aller Voraussicht nach zu immer besseren Ergebnissen führen, erklärte der Vizeminister
des Wirtschaftsministeriums der Republik China Francis Kuo-hsin Liang am Mittwoch, den 21.
November 2012. Er führte diese Entwicklung auf die bilateralen Maßnahmen zur Förderung von
Zusammenarbeit und Investitionen zurück.
“Ich bin sehr zuversichtlich, was die Zukunft der wirtschaftlichen Verbindungen zwischen
Taiwan und der EU angeht,“ sagte Liang und fügte hinzu, “Wir freuen uns darüber, dass mehr
europäische Unternehmen in Taiwan investieren wollen. Dadurch wird sich unser Land zu einer
Ausgangsbasis für die Unternehmenstätigkeiten in Ostasien entwickeln.“
Der stellvertretende Wirtschaftsminister gab diese Erklärungen am 21. November gegenüber
Medienvertretern in Brüssel ab im Anschluss an die dort jährlich stattfindenden
Wirtschaftsberatungen zwischen Taiwan und der EU.
Liang erklärte, die Gespräche seien eine wichtige Plattform zur Förderung der Verbindungen
zwischen Taiwan und der EU. Sie werden von vier Gruppen von Gesprächspartnern geführt, die
für unterschiedliche Bereiche des bilateralen Wirtschaftsaustausches zuständig sind.
“Das diesjährige Treffen hat zu besonders lohnenden Ergebnissen geführt, da einige der
Themen des gemeinsamen Interesses nun auf einer Ebene angelangt sind, wo sich Experten
damit auseinander setzen,“ sagte Liang.
Unabhängig davon hat die in Taipeh ansässige Chinese National Association of Industry and
Commerce and Business Taiwan, die Industrie- und Handelskammer Taiwans, eine
Absichtserklärung mit BusinessEurope in Brüssel unterzeichnet als Teil eines
Maßnahmenpakets zur Erleichterung der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen aus Taiwan
und der EU.
“Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Taiwan und Europa ergänzen sich in hohem Maße,
und sie werden von dem Abkommen maßgeblich profitieren,“ erklärte der Generalsekretär der
Kammer Fritz J.C. Jang. “Wir erwarten für beide Seiten eine verbesserte Zusammenarbeit der
Privatwirtschaft.“
Laut Jang plant die Industrie- und Handelskammer im kommenden Jahr, eine Reise einer
Delegation hochrangiger Regierungsbeamter und führender Industrieller der Republik China in
die EU zu organisieren.
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Die Statistiken der Regierung haben gezeigt, dass die EU der viertgrößte Wirtschaftspartner
Taiwans ist. Im vergangenen Jahr betrug der wechselseitige Handel 40,1 Milliarden Euro, das
war ein Plus von 3,1 Prozent gegenüber dem Jahr 2010.
Unabhängig davon hat die EU im gleichen Zeitraum 23,5 Milliarden Euro in Projekte in Taiwan
investiert. Dadurch ist der europäische Wirtschaftsraum zum wichtigsten ausländischen Investor
für Taiwan geworden sogar noch vor Japan und den Vereinigten Staaten.
Auch im Bereich kleiner und mittelständischer Unternehmen wächst die Zusammenarbeit
zwischen Taiwan und der EU weiter. Die Small and Medium Enterprise Administration (SMEA),
die dem Wirtschaftministerium der Republik China untersteht und das European Business and
Innovation Center Network (EBN) haben eine für ein Jahr gültige Absichtserklärung zur
Förderung der Zusammenarbeit bei Unternehmensgründungen unterzeichnet.
“Dieses Abkommen ist die Erweiterung einer ähnlichen Absichtserklärung, die im Jahr 2011
zwischen beiden Seiten unterzeichnet worden ist. Sie erlaubt eine weiterführende Partnerschaft
bei Existenz- und Unternehmensgründungen, bei der Zusammenarbeit von Wissenschaft und
Industrie sowie bei der Kombinierbarkeit von Geschäftsmöglichkeiten,“ erklärte der
Generaldirektor der SMEA Yeh Yun-lung am 20. November.
“Für Taiwan wird das Abkommen vorteilhaft sein, denn die Sparten unserer
Unternehmensgründungen werden internationaler werden,“ fügte er hinzu. “Durch die
Einführung eines Konzeptes zur Zusammenarbeit hoffen wir für unsere Unternehmens- und
Existenzgründungszentren wechselseitige Märkte zu entwickeln.“
Lennard Drogendijk, der Vizepräsident des EBN, kündigte an, seine Behörde werde im Rahmen
des Abkommens die Verbindungen zwischen den kleinen und mittelständischen Unternehmen
und den Unternehmens- und Existenzgründungszentren in Europa und Taiwan noch enger
ziehen.
Einzelheiten der Absichtserklärung beinhalten die Einrichtung eines Soft Landing Club in
Taiwan, dabei handelt es sich um eine “Serviceleistung für gemeinschaftliche
Unternehmensgründungen für innovationsorientierte Unternehmen, die in neue Märkte
vorstoßen wollen“, die Teilnahme an Seminaren und internationalen Foren, die von beiden
Seiten abgehalten werden, der Austausch von Informationen zu Unternehmensgründung und
Industrie durch geeignete Kanäle sowie die Umsetzung von Vorhaben, die den Interessen
beider Seiten dienen, erläuterte Yeh.
Nach eigenen Angaben wurde der EBN im Jahr 1984 in Belgien gegründet als “eine
gemeinsame Initiative der Europäischen Kommission, der europäischen Branchenführer sowie
der ersten zukunftsweisenden Unternehmens- und Innovationszentren,“ und widmet sich der
Förderung von Unternehmertum, Innovation und Unternehmensgründungen.
(taito)
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Gesellschaft
Mehr Geld für Pensionäre
Die Regulierungen der Pensionsbezüge von Beamten werden wahrscheinlich neu angepasst.
Derzeit unterliegen die vollen monatlichen Pensionen von Beamten des öffentlichen Dienstes
der “Regulierung 85“, zuvor galt die “Regulierung 75“, erklärte der Präsident des Prüfungs-
Yuans*, Kuan Chung. Er stellte jedoch in Aussicht, dass es in Zukunft eine “Regulierung 90“
oder sogar eine “Regulierung 95“ geben könnte, um die finanzielle Stabilität aufrecht zu
erhalten.
Die Pensionsregulierungen ermitteln sich aus der Summe der Jahre, die der Beamte/die
Beamtin im öffentlichen Dient tätig war plus seinem/ihrem Alter. Mit der “Regulierung 85“ ist
dann folgendes Rechenbeispiel gemeint: eine verbeamtete Person kann die vollen monatlichen
Pensionsbezüge im Alter von 60 Jahren erhalten, wenn sie 25 Dienstjahre vorweisen kann. Im
Falle einer Dienstzeit von 30 Jahren im öffentlichen Dienst kann der Beamte/die Beamtin bereits
mit 55 Jahren die volle monatliche Pension beantragen.
Kuan bekräftigte, dass es sich hierbei um ein äußerst sensibles Thema handle, und dass der
Prüfungs-Yuan mit großer Umsicht an die Reformen heran gehen werde. Dazu werde der
Prüfungs-Yuan sowohl mit den Bediensteten im öffentlichen Dienst wie auch mit der
Bevölkerung in einen Dialog treten.
Kuan war am Mittwoch, den 21. November 2012, mit Präsident Ma Ying-jeou, Premierminister
Sean Chen und dem Parlamentssprecher Wang Jin-pyng im Präsidialbüro zusammengetroffen,
um über eine Strategie für das Reformvorhaben hinsichtlich der Pensionen und Ruhegelder zu
beraten.
Präsident Ma möchte die Reform des Pensionssystems so bald wie möglich in Angriff nehmen.
Dazu versicherte er am 21. November 2012, dass die Pensionsfonds des Landes zwar von
Verlusten geplagten seien, dass sie jedoch nicht Pleite gehen können. Er versprach, bereits im
Januar des kommenden Jahres ein pragmatisches und machbares Reformprogramm
vorzulegen. Die Oppositionsparteien beklagen sich währenddessen über die Art wie er
versucht, die anstehenden Probleme zu lösen.
Der Präsident will seinen Gegnern den Wind aus den Segen nehmen und kündigte an, dass
das gesamte Pensionssystem so schnell wie möglich komplett überarbeitet werden müsse. “Die
Aufgabe mag schwer zu bewältigen und äußerst komplex sein, aber wir können nichts mehr auf
die lange Bank schieben, denn das angeschlagene System könnte unser gesundes
Finanzwesen beschädigen und das Wohlergehen der Angestellten sowohl im öffentlichen
Dienst wie auch in der Privatwirtschaft negativ beeinflussen, schlussendlich mit Auswirkungen
auf die gesamte Gesellschaft unseres Landes“, so Ma.
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Bei dem Treffen der führenden Politiker der drei Regierungsbereiche seien Entscheidungen
getroffen worden über die Verteilung der Verantwortlichkeiten bei der Reform des
Pensionssystems. Außerdem sei ein Zeitrahmen festgelegt worden in dem die gesamte
Überarbeitung zu geschehen habe, erklärte Ma abschließend.
Wie zu erwarten war, zeigte sich die opponierende Demokratisch Progressive Partei (DPP)
unzufrieden mit der Planung des Präsidenten und erklärte dazu, es handle sich um eine
’Pseudoreform’ von verschiedenen Pensionsformen. Ma müsse eine Nationalkonferenz
einberufen, an der Vertreter aller Parteien aus Wirtschaft, aus Wissenschaft und anderen
Bereichen des öffentlichen Lebens teilnehmen, um das komplexe Problem zu lösen.
*Der Prüfungs-Yuan ist für die Prüfungen der Mitarbeiter im öffentlichen Dienst sowie für die
Personalverwaltung auf allen Verwaltungsebenen zuständig. Ihm sind das Prüfungsministerium
und das Personalministerium unterstellt.
(tt/cp)
Schüler sollen weniger lernen
Verbringt Ihr Kind mehr als 12 Stunden am Tag in schulischen Einrichtungen? Die meisten
Eltern in Taiwan würden diese Frage bejahen. Acht von zehn Dritt- und Viertklässlern in Taiwan
haben nach der regulären Schule täglich Zusatzprogramme, wie den Besuch von Tagesstätten,
Nachhilfeeinrichtungen oder ergänzendem Einzelunterricht.
Die in Taipeh ansässige Child Welfare League Foundation stellt in ihrem jährlichen
Untersuchungsbericht hinsichtlich außerschulischer Bildungsprogramme von Grundschülern
fest, dass die Anzahl der befragten Kinder, die zusätzliche Verpflichtungen zur Schule haben,
um fast sechs Prozent im letzten Jahr gestiegen ist – dies ist ein mehr als beunruhigender
Trend.
In Taiwan ist es eine tiefverwurzelte Tradition seine Kinder in den Nachhilfeunterricht zu
schicken, denn die Noten werden als absolut wichtige Grundlage für die spätere berufliche
Karriere angesehen. Seit Jahrhunderten ist es in Ostasien üblich, dass die Eltern für die
verschiedenen Aufnahmeprüfungen für ihre Kinder Tutoren beschäftigen. Im modernen Taiwan
hat sich dieser Wettstreit und Prüfungsstress ins Extreme entwickelt, da die nationalen
Prüfungen und Examen heute entweder etwas aus jemanden machen oder ihn vernichten.
Kinder derartig lange in der Schule zu lassen ist schlussendlich sinnlos.
Erziehungswissenschaftler schlagen vor, den Kindern keinen Nachhilfeunterricht erteilen zu
lassen. Es ist in der Tat eine ineffektive Lernmethode und das aus unterschiedlichen Gründen:
Zunächst haben die Schüler im Alter zwischen acht und neun Jahren bereits viel für die Schule
zu tun. Zusätzlicher Nachhilfeunterricht verstärkt nur den Stress, dem sie bereits ausgesetzt
sind. So verführerisch es auch sein mag die Kinder sieben Tage die Woche mit Extraunterricht
zu Höchstleistungen zu trimmen, sie schaffen es nicht. Das Gehirn kann gleichzeitig nur eine
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geringe Menge an Informationen verarbeiten. Wenn man versucht alles auf einmal zu pauken,
wird nicht viel davon hängen bleiben. Die Gehirne der Kinder sind wie Schwämme, die erst
einmal das, was sie in der Schule erfahren haben, aufsaugen und dann verarbeiten müssen
bevor man versucht, ihnen zusätzliches Wissen durch Nachhilfeunterricht zu vermitteln.
Außerdem hat der zusätzliche Unterricht auch Auswirkungen auf das körperliche Wohlergehen
der Kinder. Wenn sie bis spät abends aufbleiben und ihre Gedanken sich noch lange um all die
neuen Informationen drehen, fehlt der ausreichende gesunde Schlaf. Das Kind wird am
nächsten Tag müde sein, sich nicht konzentrieren können, und die Leistungsfähigkeit wird
sinken.
Die Eltern sollten versuchen mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, um ihnen Dinge
beizubringen wie Schuhe binden oder Radfahren, und dabei sind sowohl die Regierung wie
auch die Arbeitgeber und die Schulen gefordert, flexiblere Zeitrahmen anzubieten.
(cp)
Kurzmeldungen
Rosa leuchtende Fische hat die National Taiwan Ocean University in Zusammenarbeit mit der
Jy Lin Company, Taiwans größtem Exporteur von Zierfischen, gezüchtet. Die Leuchtfische sind
nun auf der International Aquarium Expo vom 09. bis 12. November 2012 in Taipeh dem
Publikum vorgestellt worden. Die Tiere leuchten im Dunkeln rosa nachdem in ihre
Fortpflanzungsorgane durch sogenannte Elektroporation, bei der ein elektrischer Impuls die
Zellwände für die Einschleusung fremder Moleküle durchlässig macht, Leuchtstoffgene für ein
Floureszenzprotein-Gen injiziert worden waren. Bevor die rosa Leuchtfische fürs heimische
Aquarium erworben werden können, müssen sie noch verschiedene Sicherheitstests
absolvieren. Nach den Vorstellungen des Züchters könnten die Fische irgendwann in der
Zukunft als Nachtbeleuchtung für Kinderzimmer dienen.
In Batmans Bett schlafen kann man nun auch als Normalsterblicher – man muss dazu nur ein
Zimmer mieten im Stundenhotel “The Eden“ in Kaohsiung Stadt. Die “Batman Suite“ des
Etablissements ist im Stil der Batman-Gruft aus Tim Burtons erster Verfilmung der Geschichte
um den geflügelten Rächer aus dem Jahr 1989 ausgestaltet. Die Wände des Hotelzimmers
wurden akribisch genau mit grobem Stein verkleidet, und der Boden besteht aus Metallplatten.
Der Fernseher, das Bett und der Nachtisch tragen die Silhouette des schwarzen Flatterhelden,
und das Sofa präsentiert sich in der Form eines aufgepolsterten Bat-Mobils. Das Vergnügen,
sich für ein paar Stunden im Bat-Bett zu räkeln und dabei die Träume eines Superhelden zu
träumen, ist bereits für 50 Dollar zu haben, das sind umgerechnet nicht einmal 39 Euro.
Ang Lees 3-D-Abendteuerfilm Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger wurde gerade von der
Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat “besonders wertvoll“
ausgezeichnet. Am 28. November 2012 hatte der Oscarpreisträger seinen Film, der am 26.
Dezember in den deutschen Kinos anläuft, in Berlin im Sony Center vorgestellt. In der
Begründung der FBW heißt es: “In seinem neuen Meisterwerk versteht es Regisseur Ang Lee
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aufs Beste, die Ebenen von Traum, Imagination und Wirklichkeit kunstvoll miteinander zu
verbinden, wie es auch schon Yann Martel in seiner preisgekrönten literarischen Vorlage
gelungen ist. Die farbenprächtigen Bilder von Pis Heimat Indien und die visuell grandios
eingefangene Unendlichkeit des Meeres beeindrucken ebenso wie das intensive Spiel des
Hauptdarstellers, der Stück für Stück mit dem Wesen des Tigers verschmilzt und mit ihm eine
unzertrennbare, vom Schicksal bestimmte Einheit bildet. Der Zuschauer wird getragen von den
Emotionen, den Erinnerungen und den Abenteuern des Jungen. Ein mitreißender und
bildgewaltiger Film über eine Freundschaft, die das Leben verändert.“
Das erlesene Berliner Premierenpublikum nahm den Film begeistert auf. Unter den Gästen
waren neben dem Regisseur Ang Lee Twentieth Century Fox Produktionschefin Elizabeth
Gabler, die indische Botschafterin Sujatha Singh, der britische Botschafter Simon McDonald,
Suzanne von Borsody, Martina Gedeck, Thomas Heinze, Max Riemelt, Alexander Scheer,
Volker Schlöndorff, Wim und Donata Wenders, der Moderator des Abends und deutscher
Synchronsprecher der Rolle des älteren "Pi" im Film, Ilja Richter, und weitere illustre Gäste. Ang
Lee hat für den Film u.a. Tiere aus dem Zoo von Taipeh ausgeliehen und mit riesigem Aufwand
ein überdimensionales Schwimmbecken anlegen lassen, in dem der Wellengang des Meeres
eindrucksvoll nachgeahmt werden konnte. Ein weiteres Highlight des Films: Gerard Dépardieu
spielt eine Hauptrolle.
Die Schauspielerin Gwei Lun-mei hat am 24. November 2012 beim Golden Horse Film
Festival 2012 im Landkreis Yilan in Osttaiwan den Golden Horse Award als beste
Hauptdarstellerin gewonnen für ihre Leistung im Liebesdrama “Gf*Bf“ (Girl Friend Boy Friend).
Die heute 28-jährige Gwei begann ihre Filmkarriere im Alter von 17 Jahren. Die Auszeichnung
sei für sie wie eine gute Note in der Schule und eine Motivation weiter zu machen, erklärte
Gwei. Der Preis für den besten Hauptdarsteller ging an Lau Ching-wen aus Hongkong. Als
bester Spielfilm wurde “Beijing Blues“ des Regisseurs Gao Qunshu aus Festlanchina
ausgezeichnet, und der Preis für die beste Regie ging an Johnnie To aus Hongkong für den
Streifen “Life without Principle“. Taiwan konnte noch weitere der begehrten Preise erringen. In
der Sparte Beste Neuentdeckung Regie ging die Auszeichnung an Chang Jung-chi, Regisseur
von “Touch of the Light“, und der 77-jährige Schauspieler Shih Chun erhielt eine Auszeichnung
für sein Lebenswerk. Die Golden Horse Awards werden seit dem Jahr 1962 jedes Jahr
vergeben. Sie gelten als das Äquivalent zum Oscar für den chinesischen Sprachraum und
zählen zu den begehrtesten Auszeichnungen, die Filmschaffende erhalten können.
Abkürzungen:
(cp) = China Post (cna) = Central News Agency (tn) = Taiwan News (tt) = Taipei Times
(ten) = Taiwan Economic News (taito) = Taiwan Today (rti) = Radio Taiwan International
(fotai) = Focus Taiwan (eB) = eigener Bericht
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