3. Live! Über die zwei Geschwindigkeiten des Storytelling
Mehr als zwanzig Jahre moderierte Horst Friedrich
Mayer die ZIB. Er prägte den ORF nachhaltig mit
Kompetenz, Ruhe und Kollegialität. Seinen Abschied
gab Mayer mit den Worten „Alte Fernsehleute
sterben nicht, sie werden ausgeblendet“.
Es war einmal… Früher gab es fixe Zeiten für Nachrichtenkonsum
Bild: standard.at 3
Morgens
Zeitung, Radio
Vormittags
Zeitung
Nachmittags
Abendzeitung
Abends
ZIB
4. Live! Über die zwei Geschwindigkeiten des Storytelling
Es gibt zwei Geschwindigkeiten, die
nebeneinander existieren:
Die schnelle Küche: „rohes Fleisch“ für das
schnelle Update
Das zubereitete Mahl: „gekochte Steaks“ für
Hintergrund und Leseerlebnis
News werden zu jeder Tages- und Nachtzeit upgedatet
Bild: tomorrow focus 4
Heute erfolgen News-Updates im Sekundentakt.
Je mehr „Pings“ desto besser.
Medienhäuser weltweit müssen sich an das
neue Nutzungsverhalten anpassen.
5. Live! – Storytelling für mobile User
Das Konzept der zwei Geschwindigkeiten (Mario Garcia):
1. Raw: fast, brief Updates (mobile Endgeräte, Tweets)
2. Cooked: „Curated editions“ (Digital, Print, TV,…)
Storytelling: „Echtzeit“ vs „Hintergrund“
http://garciamedia.com/blog/two_tempos_rhythms_for_storytelling_in_the_digital_age 5
6. Live! Beispiele für schnelle Updates
Bei Live-Content geht es nicht um ganze Storys, sondern um die „Atome“
Besonders wichtig sind den Usern:
1. Schlüsselfakten
2. Zitate
3. Fotos
4. Kommentare & Meinungen
5. Updates
6
1
2
4
7. Klick! Online – Digital – Mobil
Desktop: man sieht ganzen Artikel, kann nach unten scrollen und „scannt“ mit dem Blick,
überspringt Artikelteile
Smartphone: man sieht nicht, wie lang der Artikel ist, „swipe“ zum nächsten Artikel ist
wahrscheinlicher / ökonomischer
Tablet-Nutzer wie Tageszeitungsleser mit abends langen Sessions, Lange Verweildauer, große
Lesetiefe, Präferenz für Kulturjournalismus
Anreißer muss entsprechend aufbereitet/geschrieben
sein!
Andere Herangehensweise an Text
Wolfgang Blau: Print und Online gehören nicht zusammen: https://www.youtube.com/watch?v=ihhI-r_lCU0 7
8. Klick! Online – Digital – Mobil
Teaser Lockmittel für den Text
Vorspann-Abbruch Wirkt automatisiert
Vorspann-Duplikat Teaser und Vorspann sind ident –
Orientierungsfunktion
Cliffhanger Es wird eine Frage gestellt – implizit oder explizit
Anreißer-Link Kurzer Link
Nachrichten-Lead Alle W-Fragen werden beantwortet – negative
Auswirkung auf die Klickzahlen
Andere Herangehensweise an Text
Steffen Burkhardt: Praktischer Journalismus, München (2009) 8
9. Klick! Sidestep- Zum Klick verführen?
Click-baiting: Posten von Links mit einer Headline, die User zum Klicken motiviert um mehr zu sehen,
ohne im Vorhinein zu viel zu verraten.
Solche Postings erhalten tendenziell sehr viele Klicks, was bedeutet, das die Reichweite steigt, sie
also von mehr Leuten gesehen werden und weiter oben im Newsfeed auftauchen
80% der Leute bevorzugen jedoch Headlines, die ihnen bei der Entscheidung helfen, ob sie den Artikel
lesen wollen ohne darauf klicken zu müssen
Wie bestimmt Facebook also, was Click Bait ist?
Lesedauer für einen Artikel (= wie lange User weg von Facebook sind): je kürzer die Lesedauer,
desto wahrscheinlicher ist, dass User mit den Inhalten nicht zufrieden waren und es sich um Click
Bait handelt
Verhältnis von Klicks im Vergleich zur Anzahl der Kommentare und der geteilten Inhalte: bei wenig
Interaktion waren die User mit den Inhalten nicht zufrieden Click Bait
Auch Facebook will kein Click-Baiting
Quelle: http://newsroom.fb.com/news/2014/08/news-feed-fyi-click-baiting/ 9
10. Klick: Checkliste für Teaser und Anreißer
Führt der Anreißer in den Artikel?
Macht der Anreißer neugierig und wirkt er interessant?
Bietet der Anreißer einen klaren Überblick?
Ergänzen sich Anreißer und Überschrift, oder werden Informationen doppelt genannt?
Können Füllwörter weggelassen werden?
Gibt es unnötige Verallgemeinerungen im Anreißer?
Stecken ausdrucksvolle Verben im Anreißer?
Stimmt die Länge des Anreißers?
Lässt der Anreißer Bilder im Kopf entstehen?
Harmoniert das Layout des Anreißers mit dem Bild?
Wie wir zum Klick verführen
Quelle: Moritz Sauer: Blogs, Video & online-Journalismus – Köln 2010 10
11. Klick! Beispiele
Seine Eltern haben ihm alles gegeben und er gibt ihnen nur ein Stück Papier. Es verändert ihr Leben.
Mut ist schnell gesagt
In den Chor der Solidaritätsbekundungen für die Opfer von Paris mischen sich auch verdächtige Töne.
Die Glaubwürdigkeit von Medien und Politikern leidet.
Womit wir unseren Job vertrödeln
Was sind die beliebtesten Tätigkeiten während der Arbeitszeit? Also, abgesehen vom Job? Der
schwedische Soziologe Roland Paulsen hat das aufgeschlüsselt. Sein Favorit: der Schaffner, der
nebenbei Musik komponiert.
Papst Franziskus auf den Philippinen eingetroffen
Papst Franziskus ist am Donnerstag auf den Philippinen eingetroffen. Gegen 17.40 Uhr Ortszeit (10.40
Uhr MEZ) landete der Airbus der Sri Lankan Airlines in der Hauptstadt Manila, wo er von
Staatspräsident Benigno Aquino, Kardinal Luis Antonio Tagle und anderen Spitzenvertretern aus Staat
und Kirche empfangen wurde. Es sind auch Treffen mit Überlebenden der Wirbelsturm-Katastrophe von
2013 geplant.
http://www.heftig.co/elternliebe/
http://www.zeit.de/2015/03/medien-journalismus-charlie-hebdo-mut
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/faulenzen-im-job-womit-wir-unsere-arbeitszeit-vertroedeln-a-1006450.html
http://www.salzburg.com/nachrichten/welt/politik/sn/artikel/papst-franziskus-auf-den-philippinen-eingetroffen-134635/
11
12. Share! User Generated Community
„…derzeit pro Visit bei fast 10 Minuten – ist ein Nebeneffekt, der auch für die
Kommerzialisierung dienlich sein mag. Aber als Community-Management kommt es uns
auf die Intensität und Qualität der Beiträge und Diskussionen an.
…Im Tagesdurchschnitt Montag bis Freitag kommen 20.000 Postings zusammen, am
Wochenende sind es ein paar Tausend weniger. Die Community umfasst derzeit 60.000
aktive Poster – pro Tag sind zwischen 4-5.000 Poster aktiv.
…das Wachstum hält an – aber es ist langsamer geworden. Ein Grund könnte auch sein,
dass wir strenger geworden sind. Heisst: Poster, die dauernd die Bedingungen verletzen,
können von uns auch gelöscht werden, wir selektieren beziehungsweise beobachten auch
die Neueintragungen stärker.“
Gerlinde Hinterleitner, Community Managerin derstandard.at
http://www.horizont.at/home/detail/hinterleiter-dem-leser-auf-augenhoehe-begegnen.html?tx_ttnews[page]=2 12
13. Share! Die Bedeutung von Contribution
#Mitdiskutieren: Sie haben die Möglichkeit, ein bestimmtes Thema mit einem oder
mehreren Experten zu diskutieren.
#Mitreden: Wir geben nur das Thema vor, Sie tauschen Erfahrungen und Meinungen aus.
#Mitmachen: Hier sind Einsendungen gefragt, häufig in Form von Fotos.
#Mitspielen: Bei diesem Format steht ein spielerisches Element im Vordergrund, häufig
handelt es sich um einen Wettbewerb.
#User erzählen: Wir fordern Sie dazu auf, ausführlicher über bestimmte Erlebnisse zu
berichten.
Postings sind die Urform von User-generated Content, aber längst nicht mehr die einzige Möglichkeit für
Partizipation.
Quelle: derstandard.at 13
14. Share ! Die Bedeutung von Contribution
#mitdiskutieren #mitreden
14
16. Storytelling (Mario Garcia)
1. Make sure to have a clear philosophy in place for the flow of a story—how it evolves from
the first tweet to a retrospective analysis.
2. Consider curated digital editions, which can allow for a different editorial perspective along
with a clear start and end for users.
3. Mobile is certainly extraordinary for breaking news, but consider curated editions as well.
But keep it short and sweet.
4. Do print happily, connecting the dots for readers. Give printed edition its place within the
media quartet.
5. Today we are not in an environment conducive to solo performances. Emphasize
interdisciplinary teams, bringing design, tech, business, editorial together to conceive these
products.
6. The industry needs well-trained mobile editors who can tell stories across platforms. In
fact, two years from now, a person who can’t work across platforms won’t find a job in
media.
http://www.garciamedia.com/blog/two_tempos_rhythms_for_storytelling_in_the_digital_age 16
18. Übung 1: Live, Klick, Share
Analysieren Sie die folgende Agenturmeldung in der Gruppe auf ihr
Traffic-Potenzial und übersetzen Sie diese Meldung in eine optimierte
Version (Titel und Vorspann).
Überlegen Sie sich, wie Sie rund um diese Meldung laufende Updates
sowie Interaktion (User-Engagement) erzeugen können.
Erstellen Sie eine Story die für eine Printausgabe geeignet wäre.
18
19. “Never read the news until I got a smartphone”
1. Fundamental changes in news because of digital
innovation
2. Lowered threshold for news comsumption; deeper and
increased opportunities to consume news
3. News are still shared the traditional way (personal
communication) ; people en masse do not actively want
to contribute to news
4. Intensification of time: checking-cycle fills even micro-
moments
5. Broader definition of what counts as news
6. Distinctive news user practices are not automatically
linked to specific demographics or groups or user types
7. Tension remains between overview and depth
8. Technology is an actor on its own right and increasingly
so (sound of incoming mail, etc.)
9. New user routines point to „informed society“ and „public
connection“ but cannot assessed in its full scope yet.
10.Users interests cannot be captured in clicks – many
news use practices do not neccessitate a click
Meijer, I. & Kormelink, T. (2014) Checking, Sharing, Clicking and Linking, Changing patterns of news use between 2004 and 2014. Digital Journalism. Taylor & Francis
http://onlinejournalismblog.com/2014/09/10/research-news-consumption-sharing-searching-liking-watching-reading-listening/
http://www.themediabriefing.com/article/screen-burn-out-the-new-demographics-of-television-viewership
19
21. Wo die Reise hingeht…
Das Mediennutzungsverhalten verändert sich
Im Mittelpunkt steht das Smartphone
Mobile Zugriffe steigen rasant
Smartphones sind Einstiegsdevice zur
Informationsgewinnung
User suchen gezielt Inhalte: Google und Social
Media als Informationshubs – „Facebook ist die
neue Startseite!“
Wer dem mobilen Trend folgt, schafft massive
Traffic-Moves
Die Styria Media Group verfolgt seit Jänner
2014 eine SEO und SocialMedia-Offensive bei
ihren Marken
Portale wie miss.at, sportnet.at und
wirtschaftsblatt.at sind die Aushängeschilder
dieser Strategie
21
23. miss.at: Von 0 zum größten Frauenportal in Österreich
0
500,000
1,000,000
1,500,000
2,000,000
2,500,000
3,000,000
3,500,000
März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Jänner
90% Mobile-Traffic
23
24. Die Erfolgsfaktoren: Arbeitsweise, SocialMedia & SEO
Arbeitsweise an den Trends ausrichten
Google-Optimierung:
Schreibe was gesucht wird und schreibe so, dass du gefunden wirst!
Social Media:
Maximale Reichweite in der Zielgruppe und Relevanz in der Timeline der User
24
25. Moderne Arbeitsweise: Mobile first!
Storys „mobil optimieren“: kurz, prägnant,
optisch deutlich gegliedert
Headlines attraktiver gestalten: Aufmachung
muss spannend sein („Buzzfeed-Prinzip“)
Aktualität: Fast News are Good News! Und
dann laufend aktualisieren…
25
26. Google-Optimierung ist eine journalistische Technik
Suchverhalten entscheidet: Was gesucht wird,
muss geschrieben werden!
It's the Keyword, stupid: Optimierung auf den
entscheidenden Suchbegriff
Linkbuilding: Vernetzen des Portals; Vernetzen
der Keywords; Schaffung von Themen-
Landingpages
26
27. Social Media: Dem Facebook-Algorithmus auf der Spur
Maximierung der Reichweite in der Zielgruppe:
Sichtkontakte durch viralen Content = Relevanz
in der Timeline der User
Branding-Effekt: Die Marke als
Wiedererkennungsmerkmal für Content
Social Buying: Facebook als zentraler Hub für
mobile Werbung – zielgruppengenau
27
28. Übung 2: Social Media & Editorial Content
Sie haben nun einiges darüber gehört, wie Redaktionen über Social
Media Aufmerksamkeit generieren.
Nennen Sie einige potenzielle Trägerraketen für Traffic am Beispiel
eines Portals.
Bedenken Sie, dass man Aufmerksamkeit nicht nur durch eine gute
Headline, sondern auch über die dadurch ausgelöste Diskussion und
Interaktion der User bekommen kann.
28