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Gesundheit
und Verbraucher
Sonnenschutzmittel mit Titandioxid
in Nanopartikelform
Gesundheitsrisiken?
Die zunehmende Ver-
wendung von Nano-
materialien in einer
großen Anzahl von
Konsumgütern hat
eine erneute Ab-
schätzung der
Sicherheit einer
Reihe von Sub-
stanzen, ein-
schließlich des
Titandioxids
(TiO2
), nötig ge-
macht. Titandioxid, das in der Form
von Nanopartikeln verwendet wird um Cremes und
Lotionen transparent zu machen, wird derzeit als
UV-Filter in Sonnenschutzmitteln zugelassen. Sind
Sonnenschutzmittel mit Titandioxid-Nanopartikeln
sicher? Verhalten sich diese Nanopartikel anders als
andere Partikel des Titandioxids? Wie werden die Ge-
fahren von Nanopartikeln abgeschätzt? In diesem In-
formationsblatt erfahren Sie alles darüber.
 WAS SIND „NANOPARTIKEL“? WAS SIND TITANDI-
OXID-NANOPARTIKEL?
Titandioxid wird als UV-Filter in Sonnenschutzmitteln ein-
gesetzt, um die Haut unter der Einwirkung von Sonnenlicht
vor schädlicher UV-Strahlung zu schützen. Partikel in Na-
noform (auch „Nanopartikel“ oder „mikronisierte Materiali-
en“ genannt) beziehen sich auf sehr kleine Materialien und
Komponenten, deren Partikelgröße sich im Größenbereich 1
- 100 Nanometer bewegt (ein Nanometer ist ein Millionstel
Millimeter, z. B. ist das menschliche Kopfhaar etwa 80.000
Nanometer dick). Jedoch können auch sehr kleine Partikel
schädlich sein (s. u.).
 IST DIE VERWENDUNG VON TITANDIOXID-NANO-
PARTIKELN IN SONNENSCHUTZMITTEL SICHER?
Auf der Grundlage von vorhandenen wissenschaftlichen
Beweisen, bestätigte der wissenschaftliche Ausschuss für
Verbrauchersicherheit (SCCS), dass die bewerteten Titandi-
oxid-Nanopartikel,fallssieineinerKonzentrationvonbiszu
25% als UV-Filter in Sonnenschutzmitteln verwendet wer-
den, für Menschen nach Auftragen auf eine gesunde, intak-
te oder sonnenverbrannte Haut als sicher gelten können.
Beim Kennzeichnen von kosmetischen Mitteln kann diese
Konzentration auf der Verpackung zwar nicht angeben sein,
aber Hersteller müssen diesen Grenzwert entsprechend
europäischer Gesetzgebung (Anhang III der EU-Verordnung
zur Kennzeichnung kosmetischer Mittel; Verordnung EG
1223/2009) dennoch respektieren. Öffentliche Behörden
können jederzeit eine Überprüfung durchführen.
DieSicherheitseinschätzungbasiertaufdengegenwärtigen
wissenschaftlichen Erkenntnissen, die zeigen, dass weder
Titandioxid in der Nanoform noch in der Nicht-Nanoform
durch die Haut eindringt. Diese Schlußfolgerungen werden
einer Überarbeitung bedürfen, falls neue wissenschaftliche
Beweise für ein unterschiedliches Verhalten von Nanopar-
tikeln gefunden werden.
 SICHER, ABER . . .
Das Einatmen von Nanopartikeln kann zu Lungentoxizität
und -entzündung führen. Einige Tests legen die Vermutung
nahe, dass dies auch zu Krebs führen könnte. Angesichts
dessen rät der SCCS nicht zum Einsatz von Titandioxid-Na-
nopartikeln in Anwendungen wie Pudern oder sprühbaren
Mitteln, der zu erheblicher Exposition durch Einatmen von
Nanopartikeln führen könnte.
Für jemanden, der diesen Nanomaterialien ausgesetzt ist,
besteht auch ein sehr niedriges Risiko einer Haut- oder Au-
genentzündung (schmerzliche Reaktion wie Ekzeme mit
trockener juckender Haut) und einer Hautsensibilisierung
(Antwort des Immunsystems mit nachfolgender allergi-
scher Reaktion). Es stehen noch keine relevanten Informa-
tionen über die reproduktive Toxizität zur Verfügung, aber
wissenschaftliche Informationen deuten darauf hin, dass
Titandioxid-Nanomaterialien, wenn sie in den Körper gelan-
gen, eine Beschädigung des genetischen Materials verur-
sachen können (z. B. Schäden an Zellen in einigen Organen
kann Krebs und Schäden an Spermien kann zu Unfrucht-
barkeit führen). Jedoch ist es unwahrscheinlich, dass solche
Effekte bei einer Anwendung auf der Haut eintreten.
In bestimmten Fällen können Titandioxid-Nanopartikel
auch als Photokatalysator wirken. Das heißt, dass sie mit
UV-Licht (z. B. der Sonne) reagieren können und eine Licht-
reaktion oder photoprovozierende Reaktion beschleunigen,
welche die Oxidation einiger biologischer Moleküle verur-
sacht und freie Radikale erzeugt. Letztere könnten die oben
erwähnten giftigen Effekte verstärken. Nicht alle Titandi-
oxidpartikel, die in kosmetischen Mitteln benutzt werden,
haben diese Eigenschaft. Wenn sie entsprechend beschich-
tetwerden,bleibendieNanopartikelnichtPhotoka-
talysatoren, aber behalten dennoch ihre Funktion
als UV-Filter. Herstellern von Sonnenschutzmit-
teln wird jedoch empfohlen, den Gebrauch von
Titandioxid-Nanopartikeln zu vermeiden, die eine
erhebliche photokatalytische Wirkung haben, oder
die Oberfläche solcher Nanopartikel in geeigneter
Weise mit einem beständigen und sicheren Über-
zugsmaterial zu versehen.
 NEUE HERAUSFORDERUNGEN IN DER RISI-
KOABSCHÄTZUNG VON NANOMATERIALIEN
Diese Stellungnahme bezieht sich auf Titandioxid-
materialien, die durch den SCCS überprüft wurden,
sowie auf Materialien mit ähnlichen Eigenschaf-
ten was ihre Größe, Reinheit, Beschichtung und
Löslichkeit betrifft. Da die Methodologien für das
Bewerten der Eigenschaften von Nanomaterialien
allgemein noch in der Entwicklung sind, können zu-
sätzliche Daten für eine vollständige Einschätzung
der gesundheitlichen Wirkungen von Titandioxid in
Nanopartikelform erforderlich sein. Die Entwick-
lung von neuen Bewertungsmethoden ist ein fort-
währender Prozess.
Der SCCS hat ausführliche Leitfäden für die Ein-
schätzung der Gefahren von Nanomaterialien in
kosmetischenMittelnveröffentlicht(SCCS/1484/12
und SCCS/1524/13). Der Vollständigkeit halber
sollte angemerkt werden, dass die Auswirkung von
in die Umwelt freigesetzten Titandioxid-Nanoma-
terialien in dieser wissenschaftlichen Stellungnah-
me nicht berücksichtigt wurde.
Dieses Informationsblatt basiert auf der
Stellungnahme des unabhängigen wis-
senschaftlichen Ausschusses für Verbrau-
chersicherheit (SCCS): „Opinion on titanium
dioxide (nano form) COLIPA n° S75“
Diese Stellungnahme ist verfügbar unter:
http://ec.europa.eu/health/scientific_
committees/consumer_safety/
opinions/index_en.htm

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Partikel in Na- noform (auch „Nanopartikel“ oder „mikronisierte Materiali- en“ genannt) beziehen sich auf sehr kleine Materialien und Komponenten, deren Partikelgröße sich im Größenbereich 1 - 100 Nanometer bewegt (ein Nanometer ist ein Millionstel Millimeter, z. B. ist das menschliche Kopfhaar etwa 80.000 Nanometer dick). Jedoch können auch sehr kleine Partikel schädlich sein (s. u.).  IST DIE VERWENDUNG VON TITANDIOXID-NANO- PARTIKELN IN SONNENSCHUTZMITTEL SICHER? Auf der Grundlage von vorhandenen wissenschaftlichen Beweisen, bestätigte der wissenschaftliche Ausschuss für Verbrauchersicherheit (SCCS), dass die bewerteten Titandi- oxid-Nanopartikel,fallssieineinerKonzentrationvonbiszu 25% als UV-Filter in Sonnenschutzmitteln verwendet wer- den, für Menschen nach Auftragen auf eine gesunde, intak- te oder sonnenverbrannte Haut als sicher gelten können. Beim Kennzeichnen von kosmetischen Mitteln kann diese Konzentration auf der Verpackung zwar nicht angeben sein, aber Hersteller müssen diesen Grenzwert entsprechend europäischer Gesetzgebung (Anhang III der EU-Verordnung zur Kennzeichnung kosmetischer Mittel; Verordnung EG 1223/2009) dennoch respektieren. Öffentliche Behörden können jederzeit eine Überprüfung durchführen. DieSicherheitseinschätzungbasiertaufdengegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die zeigen, dass weder Titandioxid in der Nanoform noch in der Nicht-Nanoform durch die Haut eindringt. Diese Schlußfolgerungen werden einer Überarbeitung bedürfen, falls neue wissenschaftliche Beweise für ein unterschiedliches Verhalten von Nanopar- tikeln gefunden werden.  SICHER, ABER . . . Das Einatmen von Nanopartikeln kann zu Lungentoxizität und -entzündung führen. Einige Tests legen die Vermutung nahe, dass dies auch zu Krebs führen könnte. Angesichts dessen rät der SCCS nicht zum Einsatz von Titandioxid-Na- nopartikeln in Anwendungen wie Pudern oder sprühbaren Mitteln, der zu erheblicher Exposition durch Einatmen von Nanopartikeln führen könnte. Für jemanden, der diesen Nanomaterialien ausgesetzt ist, besteht auch ein sehr niedriges Risiko einer Haut- oder Au- genentzündung (schmerzliche Reaktion wie Ekzeme mit trockener juckender Haut) und einer Hautsensibilisierung (Antwort des Immunsystems mit nachfolgender allergi- scher Reaktion). Es stehen noch keine relevanten Informa- tionen über die reproduktive Toxizität zur Verfügung, aber wissenschaftliche Informationen deuten darauf hin, dass Titandioxid-Nanomaterialien, wenn sie in den Körper gelan- gen, eine Beschädigung des genetischen Materials verur- sachen können (z. B. Schäden an Zellen in einigen Organen kann Krebs und Schäden an Spermien kann zu Unfrucht- barkeit führen). Jedoch ist es unwahrscheinlich, dass solche Effekte bei einer Anwendung auf der Haut eintreten. In bestimmten Fällen können Titandioxid-Nanopartikel auch als Photokatalysator wirken. Das heißt, dass sie mit UV-Licht (z. B. der Sonne) reagieren können und eine Licht- reaktion oder photoprovozierende Reaktion beschleunigen, welche die Oxidation einiger biologischer Moleküle verur- sacht und freie Radikale erzeugt. Letztere könnten die oben erwähnten giftigen Effekte verstärken. Nicht alle Titandi- oxidpartikel, die in kosmetischen Mitteln benutzt werden, haben diese Eigenschaft. Wenn sie entsprechend beschich- tetwerden,bleibendieNanopartikelnichtPhotoka- talysatoren, aber behalten dennoch ihre Funktion als UV-Filter. Herstellern von Sonnenschutzmit- teln wird jedoch empfohlen, den Gebrauch von Titandioxid-Nanopartikeln zu vermeiden, die eine erhebliche photokatalytische Wirkung haben, oder die Oberfläche solcher Nanopartikel in geeigneter Weise mit einem beständigen und sicheren Über- zugsmaterial zu versehen.  NEUE HERAUSFORDERUNGEN IN DER RISI- KOABSCHÄTZUNG VON NANOMATERIALIEN Diese Stellungnahme bezieht sich auf Titandioxid- materialien, die durch den SCCS überprüft wurden, sowie auf Materialien mit ähnlichen Eigenschaf- ten was ihre Größe, Reinheit, Beschichtung und Löslichkeit betrifft. Da die Methodologien für das Bewerten der Eigenschaften von Nanomaterialien allgemein noch in der Entwicklung sind, können zu- sätzliche Daten für eine vollständige Einschätzung der gesundheitlichen Wirkungen von Titandioxid in Nanopartikelform erforderlich sein. Die Entwick- lung von neuen Bewertungsmethoden ist ein fort- währender Prozess. Der SCCS hat ausführliche Leitfäden für die Ein- schätzung der Gefahren von Nanomaterialien in kosmetischenMittelnveröffentlicht(SCCS/1484/12 und SCCS/1524/13). Der Vollständigkeit halber sollte angemerkt werden, dass die Auswirkung von in die Umwelt freigesetzten Titandioxid-Nanoma- terialien in dieser wissenschaftlichen Stellungnah- me nicht berücksichtigt wurde. Dieses Informationsblatt basiert auf der Stellungnahme des unabhängigen wis- senschaftlichen Ausschusses für Verbrau- chersicherheit (SCCS): „Opinion on titanium dioxide (nano form) COLIPA n° S75“ Diese Stellungnahme ist verfügbar unter: http://ec.europa.eu/health/scientific_ committees/consumer_safety/ opinions/index_en.htm