Diese Präsentation geht der Frage nach, wie sich unser Denken durch digitale Technologien verändert und welche Konsequenzen sich daraus für Bildungsinstitutionen ergeben. Dazu werden die beiden Konzepte digitale Demenz und digitaler Analphabetismus einer kritischen Analyse unter Rückgriff auf statistische Daten unterzogen.
6. 1. Test zur Digitalen Demenz
Annahme:
Wenn digitale Technologien das Gehirn schädigen,
dann müsste seit 1990 die Anzahl der jungen
Demenzkranken sprunghaft angestiegen sein.
7. Die individuelle Demenzgefahr
nimmt ab!
§ Prävalenzentwicklung
2009 – 2015
7.5% – 6.6%
§ Prävalenz unter 60 liegt
konstant bei ca. 0.3‰
§ Absolute Anzahl folgt
Lebenserwartung und
Geburtenraten
www.alz.co.uk; www.berlin-institut.de
Kein Zersetzungsprozessbei den Jungen!
9. Was ist Intelligenz?
§ Psychologisches Konzept
§ Geistige Leistungsfähigkeit
§ Problemlösungsstrategien auf verschiedenen
Komplexitätsstufen
§ Keine Aussage zur alltäglichen Anwendung
§ Keine moralische Bewertung!
Vor der modernen Psychologie:
„Intelligenz“ = soziale Eliten
11. Intelligenz ist dynamisch!
§ Intelligenz entwickelt sich das ganze Leben lang
§ Optimal erreicht man im Alter die Höchstleistung
§ Intelligenz kann auch zurückgehen
12. 2. Test zur Digitalen Demenz
Annahme:
Wenn es eine Verdummung durch digitale
Technologien und Medien gibt, dann müssten die
IQ-Werte ab 1995 klar abfallen.
13. Wir finden steigende
geistige Leistungsfähigkeit!
Pietschnig & Voracek (2010)
http://www.iapsych.com/iqmr/fe/LinkedDocuments/pietschnig2015.pdf
15. Gedankenexperiment:
Vergleichen wir die Jugend mit Einstein
Annahme:
Die IQ-Entwicklung ist weitgehend linear, dann ist
die eine Standardabweichung vor den ersten IQ-
Messungen für die Generation der um 1870
Geborenen zu erwarten.
17. Gedankenexperiment:
Vergleichen wir die Jugend mit Einstein
Generation Einstein Zwischenkriegsgeneration
1. Standardabweichung (~1920)Beginn der beobachteten Daten
20. Gedankenexperiment:
Vergleichen wir die Jugend mit Einstein
Generation Einstein Digital Natives
Beobachtete IQ-Gewinne über alle Intelligenzformen
Mehr als 80% der heutigen Jugend kann komplexe
Probleme auf dem Niveau Einsteins bewältigen
21. Gedankenexperiment:
Vergleichen wir die Jugend mit Einstein
Wird Einstein damit dumm?
Nein, Einstein bleibt ein Kind seiner Zeit
Einsteins Leistungen können nur in diesem
Kontext interpretiert werden
22. Warum steigert sich die
Intelligenz so sehr?
§ Höhere Lebenserwartung und bessere Ernährung
§ Spätere Erstgeburten, geringere Geburtenraten und
Kindersterblichkeit
§ Mehr Generationenkontakte
§ Mehr Freizeit
§ Verbesserte Erziehungsmethoden
§ Bildungssystem und lebenslange Weiterbildung
§ Automatisierung und Technologisierung des Alltags
§ Intellektuell anspruchsvollere Medienangebote und deren Nutzung
Wir denken heute anders als früher
Wir machen mehr und komplexere Erfahrungen
Flynn, 2010
23. Intelligenz und Technologie?
Metastudien zum Flynn Effekt zeigen keinen
Einfluss der Technologienutzung auf den IQ
§ Technologie beeinflusst den beobachteten Anstieg
nicht!
Das Bildungssystem hat einen dauerhaften
Einfluss auf die lebenslange Intelligenzentwicklung
§ Bildung beeinflusst den beobachteten Anstieg direkt!
Pietschnig & Voracek (2010)
http://www.iapsych.com/iqmr/fe/LinkedDocuments/pietschnig2015.pdf
Widerspruch zur These„degenerierende Technologie“
24. Intelligenz sagt uns nichts
über die neuen Fähigkeiten
mit digitalen Medien und
Technologien
25. Digitale Kompetenzen und die
OECD PISA Studien
§ Schweizer Schüler haben daheim einen Computer
§ Schüler verbringen ca. 3:30 Stunden pro Woche
am Computer und im Internet
§ In der Schule arbeiten sie
ca. 0:16 Stunden pro Woche
am Computer
http://www.oecd-ilibrary.org/education/pisa_19963777
26. 3. Test zur digitalen Demenz
Annahme:
Bei einem schädigenden Einfluss des Computers
auf die geistige Leistung, müssten die digitalen
Kompetenzen deutlich unter den Werten der
analogen Schulkompetenzen liegen.
28. Digitale Demenz?
Kein Effekt in den Daten erkennbar
§ Kein Effekt bei Demenzerkrankungen
§ Kein Effekt bei Intelligenz
§ Widerspruch zu den gemessenen Daten zu
Kulturtechniken (PISA)
Das Konzept spiegelt eine
Wertvorstellung = Ersatz-SHA
29. Digitale Fähigkeiten lernt man
nicht in der Schule
§ Streueffekte übersteigen Primäreffekte
§ Verhältnis von Schule und Freizeit (1 : 12)
Was passiert da?
31. Ausbildung in der
3. und 4. industriellen Revolution
§ Die Lebens- und Berufswelt ist fast
durchgehend digitalisiert
§ Analoge Technologien und Medien
verschwinden oder werden integriert
§ Digitalisierung betrifft mindestens 47% der
heutigen Arbeitsplätze
§ Hohe Qualifikation und Prestige reichen nicht
mehr aus
§ „21st Century Skills“ werden immer wichtiger
Frey & Osborne (2013) The Future of Employment
37. Digitaler Analphabetismus
Typische Alltagsaufgaben können mit Hilfe von
Kulturtechniken nicht selbständig bewältigt werden
§ Computer kann nicht oder nicht ausreichend
bedient werden
§ Auf Information kann nicht zugegriffen und
diese nicht genutzt werden (z.B. durch
Kopieren)
§ Einfache Computerprobleme können nicht
selbstständig gelöst werden
38. Test zum digitalen
Analphabetismus
Annahme:
Sollte der ausserschulische Kontakt mit digitalen
Technologien reichen, um ausreichende
Fähigkeiten für den Berufsalltag zu erreichen,
dann müsste es wenige digitale Analphabeten
geben (spez. Altersgruppe: 16-35 Jahre).
39. OECD PIAAC Studie
PIAAC Studie kann als PISA Studie für
berufstätige Erwachsene verstanden werden.
§ Altersgruppe: 16-65 Jahre
Fokus auf berufliche Basisfähigkeiten
§ Lesekompetenzen
§ Numerische Kompetenzen
§ Informationstechnologische
Kompetenzen
http://www.oecd-ilibrary.org/education/oecd-skills-outlook-2013_9789264204256-en
40. PIAAC und der
digitale Analphabetismus
http://www.oecd-ilibrary.org/education/oecd-skills-outlook-2013_9789264204256-en
Digitaler
Analphabetismus
Digitaler
Alphabetismus
50-60% digitaleAnalphabeten
41. Bildung und
digitaler Analphabetismus
§ Leistungen der PISA Studie zeigen sich bei den
Berufstätigen nicht
§ Kaum Altersunterschiede (erst ab 50 und älter)
§ Hochqualifizierte profitieren nicht von ihrer
Ausbildung
Ausserschulische Entwicklung
digitaler Kompetenzen reicht nicht!
42. Der Flynn-Effekt als Teil der
Übernahme einer neuen Denkweise
2016?
1916?
Rogers, Diffusion of Innovation; Grafik angepasst von: https://de.wikipedia.org/wiki/Normalverteilung
Altes Denkmodell
Neues Denkmodell
Alle
Niemand
Beobachteter
Flynn-Effekt
6 Standardabweichungen
43. Der Flynn-Effekt endet, wenn
die aktuelle industrielle
Revolution keine zusätzliche
Denkoptimierung erfordert.
44. Ausblick
Wir müssen stolz auf die Jugend und das
gesamte Bildungssystem sein!
§ Junge Menschen nutzen komplexe Strategien
und Konzepte im Alltag
§ Junge Menschen erweitern selbstständig ihre
Kompetenzen
§ Das Bildungssystem spielt eine entscheidende
Rolle bei der langfristigen Kompetenzentfaltung
§ Das Bildungssystem unterstützt die Übernahme
des wissenschaftlichen Denkmodells
45. Ausblick
§ Flynn-Effekt beschreibt die Übernahme eines
komplexeren und optimierten Denkmodells
§ Digitale Demenz lässt sich nicht als
Massenphänomen nachweisen
§ Die 3./4. industrielle Revolution bringt neue
Herausforderungen
§ Der digitale Analphabetismus kann zu einer
gesellschaftlichen Barriere werden